Das ÖSV-Team ist angeschlagen nach Kitzbühel gekommen – in mehrerlei Hinsicht.
Mit Vincent Kriechmayr fehlte dem Speed-Team die unumstrittene Leitfigur verletzt.
Selbst die ÖSV-Führungsriege war teilweise außer Gefecht: Alpin-Chef Herbert Mandl ist mit einer Schiene unterwegs, nachdem er sich bei einem Sturz in Gröden vor Weihnachten alle Bänder in der Schulter gerissen hat. Er trat in Kitzbühel stellvertretend für Cheftrainer Marko Pfeifer auf, bei dem Anfang der Woche eine Gallenstein-Kolik akut wurde und eine Operation nötig machte.
Auch sportlich wurde das österreichische Team im bisherigen Winter teilweise arg gebeutelt.
Die Saison der Abfahrer konnte man bis Kitzbühel als einigermaßen verkorkst bezeichnen. Auch die rot-weiß-roten Slalom-Asse reisten ohne Podestplatz an den Hahnenkamm.
Dem ein oder anderen ÖSV-Athleten ist es in Kitzbühel gelungen, rechtzeitig vor der WM ein Ausrufezeichen zu setzen. Andere wiederum reisten ab, so wie sie gekommen waren – angeschlagen.
Die ÖSV-Bilanz in Kitzbühel:
Der Speed ist ja doch da
Das Kitzbühel-Wochenende begann mit einer Überraschung: In Abwesenheit des dann doch nicht gestarteten Vincent Kriechmayr legte Raphael Haaser mit Platz zwei ein Traum-Comeback nach vierwöchiger Verletzungspause hin. Der Tiroler hat das auf Schnee gebracht, was ihm seine Teamkollegen und Trainer im Vorfeld bescheinigt haben: Er kann vom Speed her mit der absoluten Spitze mithalten. Stefan Eichberger lieferte mit Platz 13 erneut eine Talentprobe ab.
In der Abfahrt ist das Podest zwar Sperrzone geblieben, doch noch nie in dieser Weltcup-Saison war ein ÖSV-Athlet so nahe dran wie auf der Streif. Daniel Hemetsberger hat in Kitzbühel mit neuer Strategie eigenen Aussagen zufolge seinen Speed und Selbstvertrauen zurückgewonnen und ein erstes Ausrufezeichen in dieser Saison gesetzt.
Auch Stefan Babinsky (8.) und der nach seinem Sturz im Super-G an den Rippen angeschlagene Otmar Striedinger (13.) fuhren in Kitzbühel ihre besten Platzierungen in diesem Winter ein. Nach der Pleite in Wengen sah die ÖSV-Mannschaft plötzlich wie ein schlagkräftiges Team aus. Zumindest verlieh die Streif den Österreichern kurz vor der Heim-WM etwas von dem dringend benötigten Selbstvertrauen.
Ein gutes Rennen macht aber noch lange keine gute Saison. In der Weltcup-Startliste (WCSL) ist kein ÖSV-Abfahrer unter den Top zehn zu finden, Kriechmayr ist Elfter. Noch dazu hat man in Kitzbühel mit Felix Hacker (Kreuzbandriss) einen vielversprechenden jungen Athleten verloren.
Die Verletztenliste des Ski-Weltcups
Gemischte Gefühle im Slalom-Team
Wie in der Abfahrt konnte auch im Slalom der Podest-Bann nicht gebrochen werden. Jedoch präsentierte sich das ÖSV-Team geschlossen, fünf Österreicher waren unter den besten Zwölf zu finden.
Bester ÖSV-Läufer war wie schon zuletzt in Wengen Marco Schwarz als Sechster. Beim Kärntner ist in seiner Comeback-Saison ein Aufwärtstrend erkennbar, zeigt die Formkurve in die richtige Richtung.
Fabio Gstrein (8.) stellte mit seinem vierten Top-Ten-Ergebnis einmal mehr seine Konstanz unter Beweis. Für Johannes Strolz und Dominik Raschner war ihr geteilter zwölfter Platz wichtig im Kampf um die WM-Tickets.
Für Manuel Feller war Rang neun hingegen eine Enttäuschung. Der Slalom-Weltcupsieger des Vorjahres schaffte es auch am Ganslernhang nicht, seinen guten Grundspeed in ein dementsprechendes Ergebnis umzuwandeln. Feller reiste aus Kitzbühel ab, wie er gekommen war – angeschlagen.