Ein Österreicher steht bei der Hahnenkamm-Abfahrt 2019 in Kitzbühel am Podest. Allerdings einer, mit dem nicht gerechnet wurde.
Otmar Striedinger nützt die Gunst der Stunde und fährt mit Nummer 27 bei besser werdender Sicht auf Rang 3. Auf Sieger Dominik Paris fehlen dem Kärntner 0,37 Sekunden. Beat Feuz belegt mit 0,20 Sekunden Rückstand Rang 2.
Daniel Danklmaier setzt seine starken Trainingsleistungen um und fährt mit Nummer 41 noch auf Rang 5 (+0,94).
Hannes Reichelt wird Achter, Matthias Mayer belegt Rang neun Vincent Kriechmayr scheidet nach zwei schweren Fehlern aus. Das sagt er zu seinem wilden Ritt>>>
Max Franz bricht mit Schmerzen in der Ferse seinen Lauf ab. Nach einer Untersuchung kommt die bittere Diagnose: WM-Aus für Franz>>>
Ergebnis der Abfahrt in Kitzbühel>>>
Striedinger: "Richtige Mischung"
Für den 27-Jährigen, der mit Startnummer 27 ins Rennen ging, war es der zweite Podestplatz im Ski-Weltcup nach Rang zwei im Super-G von Beaver Creek 2013. "Dass dann der Dreier aufleuchtet, mit dem hätte ich natürlich nicht gerechnet", meinte der gebürtige Villacher, der 0,37 Sekunden Rückstand hatte.
"Ich bin sehr froh, dass ich heute einmal die Mischung zwischen Angriff und Lockerheit gefunden habe." Schon nach seinen Trainingsfahrten habe er sich gedacht, "dass ich da herunter sehr schnell sein kann."
Die Dramaturgie des Rennens wurde vom Wetter entscheidend mitbestimmt, besserten sich doch ab etwa Startnummer 25 die Sichtverhältnisse deutlich. "Ich bin froh, dass ich das ausgenutzt habe", verriet Striedinger.
"Jetzt druck an"
Sein Zimmerkollege Daniel Danklmaier, der nach starken Trainings von vielen als Geheimfavorit gehandelt worden war, fuhr sogar mit Nummer 41 zum fünften Platz (+0,94).
Dabei hatte der Steirer im oberen Teil einen Fehler: "Ich habe gewusst, das U-Hakerl war nicht so gut. Aber dann kommt mein Teil. Ich habe mir gedacht: Jetzt druck an, du hast nichts zu verlieren."
"Unten habe ich eine kleine Schrecksekunde bei der Traverse gehabt. Aber du musst sowieso riskieren, das habe ich getan, und es ist Gott sei Dank aufgegangen."
Enttäuschung für Mitfavoriten
Großteils enttäuschend verlief der Tag hingegen für die mitunter als Mitfavoriten gestarteten Österreicher. Hannes Reichelt, der das Rennen eröffnete, belegte schließlich den achten Platz (1,11), Matthias Mayer wurde Neunter (1,17).
Christoph Neumayer kam mit zwei Sekunden Rückstand als 21. in die Wertung, Vincent Kriechmayr, Max Franz, Johannes Kröll und Christian Walder schieden aus. Franz schwang bereits vor dem Steilhang ab, laut ÖSV-Informationen klagte er nach einem Schlag über Schmerzen in der rechten Ferse.
Er wurde anschließend vorerst im Teamquartier untersucht.
Paris: "War ziemlich am Limit"
Paris freute sich klarerweise über seinen zwölften Weltcup-Sieg. Der Jungvater aus Ulten schloss damit in der Liste der Mehrfach-Sieger des Klassikers zur österreichischen Ski-Legende Karl Schranz auf.
"Die Fahrt war ziemlich am Limit. Ich habe überhaupt nicht so ein gutes Gefühl gehabt. Unten ist schon ein bisserl besser gegangen", meinte der 29-Jährige, der das Rennen im Finish für sich entschied. "Mir gefällt das Risiko, nach unten zu fahren, wenn es nicht so wie in Gröden lang dahingeht", sagte Paris, der hier zudem 2015 den Super-G gewonnen hatte.
Feuz: "Kann nicht schneller fahren"
Feuz trauerte dem erneut verpassten Kitz-Sieg nicht nach. Dem Wahl-Tiroler, der bereits öfter knapp dran war, gelang auf der Streif endlich eine Fahrt, bei der ihm alles aufging.
"Ich kann definitiv nicht schneller fahren als heute bei den Verhältnissen. Für mich war es eine Superfahrt. Der Dominik ist einfach zwei Zehntel schneller gefahren, das muss man akzeptieren", meinte der Führende im Abfahrts-Weltcup, der nach den jüngsten fünf Rennen immer auf dem Podium stand.
Mayer und Reichelt hadern
Reichelt hatte die Abfahrt mit Startnummer 1 eröffnet. "Wenn ich jetzt so nach oben schaue, war es nicht die glücklichste Nummer. Die Fahrt selber war eigentlich gut. Es gibt nur ein paar Kleinigkeiten, wo ich sage, die waren vielleicht nicht so sauber. Aber die Spur im Flachen und ins Ziel ist sicher schneller geworden", meinte der Salzburger.
Mayer sprach von einer "sauberen" Fahrt. "Technisch war es gut. Ich habe auch einen ganz gute Speed gehabt eigentlich, aber es hat einfach nicht gereicht. Vielleicht wäre es von der Startnummer geschickter gewesen, ich hätte eine weiter hinten genommen."
Stimmen:
Dominik Paris: Ich stelle die Gämse in eine schöne Vitrine. Später kann man dann Freunden schöne Geschichten erzähen. Ich glaube, es ist ähnlich wie in Bormio. Man muss Kraft mitbringen, Technik und natürlich auch Überwindung. Man weiß: Die Streif ist auf des Messers Schneide. Riskiert man zu viel, fliegt man ab. Riskiert man zu wenig, ist man langsam. Wenn man die richtige Kombination hat – gutes Gefühl und gute Form – dann geht das. Es ist hier immer eine Überwindung – klar gibt das Training immer etwas Selbstvertrauen, aber man muss sich immer wieder überwinden. Ich habe das von den alten Füchsen gelernt, wie man so etwas fährt – auch taktisch.
Beat Feuz: "Es ist Freude pur. Ich kann definitiv nicht schneller fahren als heute bei diesen Verhältnissen. Es war eine Super-Fahrt und Dominik ist einfach besser gefahren. Ich habe mit einem Österreicher gerechnet, aber vielleicht nicht direkt mit Oti."
Otmar Striedinger: "Ich hätte mir das selber nicht erträumt. Abschwingen in Kitzbühel, dann leuchtet der Dreier auf – die Freude ist natürlich riesengroß. Ich war schon die ganze Saison vom Speed gut dabei, aber im Rennen hat es nie so gut funktioniert. Für mich ist es als Österreicher umso schöner, dass es in Kitzbühel geklappt hat."
Daniel Danklmaier: "Das ist umso geiler! Ich habe gewusst, das U-Hakerl war nicht so gut. Aber dann kommt mein Teil. Ich habe mir gedacht: Jetzt druck an, du hast nichts zu verlieren. Ich habe dann unten die Leute gehört und mir gedacht: So schlecht kann es nicht sein. Dann habe ich auf die Tafel geschaut und den Fünfer gesehen – da habe ich gar nicht gewusst, wohin mit dem Emotionen. Dass ich darunter gerne fahre, kann ich jetzt eh nicht mehr verheimlichen."
Vincent Kriechmayr: "Oben war ein Schutzengel dabei, unten muss ich meinem Kondi-Trainer danken. Ich bin schon froh, dass ich herunten bin. Aber damit bin ich nicht reingegangen, dass ich nur herunten bin. Beide Fehler waren unnötig. Ich habe oben schon den Stock verloren, da ist es losgegangen. Nach der Mausefalle habe ich gewusst, dass der Lauf vorbei ist."
Statistik - Alle Abfahrtssieger in Kitzbühel>>>
Das Renn-Telegramm
13:00 Uhr: Daniel Danklmair setzt seine starken Trainingsleistungen im Rennen um! Oben im U-Hakerl zwar ein Fehler - danach aber stark. Bei der 2. Zwischenzeit 7 Zehntel zurück, am Ende reiht er sich mit 0,94 Sekunden Rückstand knapp hinter Innerhofer auf Rang 5 ein.
12:44 Uhr: Nach den Top 30 führt Dominik Paris vor Beat Feuz und Otmar Striedinger. Dieses Rennen ist aber noch nicht entschieden - denn mittlerweile hat der Schneefall aufgehört, es kommt sogar die Sonne durch. Mit Daniel Danklmair und Matteo Marsaglia stehen noch zwei Läufer oben, die im Training ganz stark waren.
12:42 Uhr: Christian Walder ist super unterwegs, liegt nach der Steilhang-Ausfahrt sogar 7 Hundertstel vor Paris. Auf der Seidlalm wird er aber von einer Welle überrascht. Einen Sturz kann er verhindern, aber den Ausfall nicht.
12:36 Uhr: Die rot-weiß-roten Fans dürfen doch noch jubeln! Otmar Striedinger nützt die besser werdende Sicht - der Kärntner bleibt nicht fehlerfrei, schiebt sich mit 0,37 Sekunden Rückstand aber auf Rang 3!
12:06 Uhr: Best of the rest! Christof Innerhofer im Steilhang stark - am Ende stehen 0,93 Sekunden Rückstand, damit auf Rang 3. Paris und Feuz sind aber klar in einer eigenen Liga. Reichelt als bester Österreicher nur noch Sechster.
12:01 Uhr: Wahnsinn! Da sieht Feuz schon wie der Sieger aus - und dann kommt Dominik Paris! Nach dem Steilhang noch knapp zurück, am Hausberg knapp voran. Mit einem bekannt starken Finish fängt Paris den Führenden um 0,20 Sekunden ab. Wird das sein dritter Kitzbühel-Sieg?
11:55 Uhr: Das sieht nicht gut aus: Max Franz bricht seine Fahrt nach dem U-Hakerl ab und schwingt im Steilhang ab. Er greift sich ans Knie, er hat sichtlich Schmerzen.
11:50 Uhr: Vincent Kriechmayr lässt allen hier den Atem stocken. In der Mausefalle in Rücklage - er liegt bereits, kommt aber wieder hoch. Danach weitere Fehler - in der Querfahrt nochmals in Rücklage. Irgendwie kann er den Abflug verhindern - aber der Lauf ist vorzeitig zu Ende.
11:46 Uhr: Traumfahrt von Beat Feuz, der sich im Mittelteil deutlich absetzt und sich mit 0,90 Sekunden Vorsprung klar an die Spitze setzt!
11:40 Uhr: Nach den ersten 5 Läufern führt überraschend Josef Ferstl - der Deutsche fängt Hannes Reichelt um 0,01 Sekunden ab. Mayer liegt mit 0,07 Sekunden Rückstand auf Rang 3.
11:16 Uhr: Stimmen der ÖSV-Fahrer:
Hannes Reichelt: Ob die Nummer 1 ein Vor- oder Nachteil ist, ist schwer zu sagen. Weil man nicht weiß, wie sich die Piste entwickeln wird. Es kann ein Vor- aber auch ein Nachteil sein.
Vincent Kriechmayr: Von Hannes kann ich immer wieder sehr viel lernen. Ich hoffe, dass ich mir von seiner Fahrt gestern was abschauen konnte. Ich habe gut analysiert und hoffe, dass ich das umsetzen kann.
Matthias Mayer: Ich kann die Trainings-Bestzeit vom Dienstag hernehmen - es ist zwar etwas eisiger geworden, aber ich hoffe, dass die Abstimmung passt.
11:12 Uhr: Harti Weirather: Wir hatten natürlich viel Arbeit wegen der Umstellung. Allen waren nervös und angespannt – aber es hat alles gut funktioniert.
Aksel Lund Svindal: Es ist nicht, was ich mir gewünscht hätte. Aber jetzt werde ich das Rennen genießen. Es ist Kitzbühel – das ganze runderherum ist schon cool. Mein Top-Favorit ist Paris – aber auch Kriechmayr und Mayer habe ich auf der Rechnung.
11:05 Uhr: Andreas Evers, Trainer der Schweizer Abfahrer, über Beat Feuz: "Ich denke, es gibt vier, fünf absolute Top-Favoriten. Und ich denke, da gehört Beat Feuz auf alle Fälle dazu. Ich denke, die Strecke liegt ihm – das hat er in den vergangenen Jahren schon gezeigt. Es muss alles zusammenpassen und ihm aufgehen, dann hat er eine Siegchance."
11:00 Uhr: Vorjahressieger Thomas Dreßen auf die Frage nach seinem Siegertipp: "So schwer, wie heuer, war es noch nie einen Tipp abzugeben. Ich habe auf alle Fälle die Österreicher hoch auf der Rechnung, die waren in beiden Trainings schnell. Aber auch den Dominik Paris, der hat sicher noch was im Köcher."
10:45 Uhr: Es schneit noch immer leicht in Kitzbühel. Die Jury bestätigt aber den Rennstart 11:30 Uhr.
10:40 Uhr: Am Donnerstag ging es bereits abseits der Pisten mit den Partys los. Hier die Bilder:
9:40 Uhr: Ticket-Info: Die Eintrittskarten sind in Kitzbühel an den Tag gebunden, nicht an das Event. Wer Karten für die Abfahrt hat, hat somit Karten für Samstag und sieht in diesem Jahr den Slalom. Eine Regelung, die bei vielen Fans für Frust sorgt>>>
9:10 Uhr: Im Starterfeld für die heutige Abfahrt vermisst man einige prominente Namen. Allen voran die beiden norwegischen Top-Stars Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud. Letzterer zog sich im 1. Training am Dienstag Brüche an der Mittelhand zu und musste operiert werden. Bei Svindal traten nach dem Trainingslauf wieder Knieschmerzen auf. Der Olympiasieger ließ sich am Donnerstag in Innsbruck operieren. Das Knie ist so weit in Ordnung, auf ein Antreten in der Abfahrt verzichtet er allerdings. "Die 2019-Version der Streif ist härter als die 2019-Version von mir", postet er auf Facebook. Mehr Infos>>>
Nicht dabei ist bekanntlich auch Thomas Dreßen. Der Titelverteidiger musste nach einem Sturz in Beaver Creek die Saison mit einem Kreuzbanbriss vorzeitig beenden. Auf ein Antreten in Kitzbühel verzichten auch Carlo Janka (SUI) und Steven Nyman (USA). Beim ÖSV muss Romed Baumann zuschauen, der von den Trainern nach schwachen Trainingsleistungen nicht nominiert wurde.
Die Startliste für die Abfahrt>>>
8:45 Uhr: Nach der Jury-Besichtigung wird das Programm für die Abfahrt bestätigt. Start ist um 11:30 Uhr.
The jury has confirmed today's programme! ???? Hahnenkamm Downhill starts at 11:30 hrs.
— Hahnenkamm Race (@hahnenkammrace) 25. Januar 2019
We wish all athletes the best of luck and a good race. ????#hahnenkammrace #fisalpine #skiworldcup
Image: KSC pic.twitter.com/XjMryjklkr
8:25 Uhr: Über Nacht hat es wie angekündigt leicht geschneit. Die Pisten-Mannschaft rückte früh aus und arbeitet laufend an der Strecke.
Good morning! The jury inspection is already on ⛷????#hahnenkammrace #fisalpine #skiworldcup
— Hahnenkamm Race (@hahnenkammrace) 25. Januar 2019
Image: KSC pic.twitter.com/tZDrBGKC8z