"I'll be back!"
Mit diesen Worten wurde Arnold Schwarzenegger berühmt.
Auf eine Rückkehr in eindrucksvoller Terminator-Manier hoffen auch Österreichs Abfahrer beim Heim-Spektakel in Kitzbühel.
Ähnlich wie der Terminator bei seiner legendären Ankündigung sitzen auch die rot-weiß-roten Abfahrer in einem Wartezimmer. In den ersten fünf Saison-Rennen blieben Vincent Kriechmayr und Co. ohne Podest – das gab es noch nie.
Nun sind ausgerechnet auf der Streif Comeback-Qualitäten gefordert, will man der Misere – manche nennen es Krise - ein (vorläufiges) Ende bereiten.
Damit dies auch sicher gelingt, hat Schwarzenegger dem ÖSV-Abfahrts-Team am Mittwoch beim Stanglwirt einen Besuch abgestattet und sie für für die bevorstehenden Rennen (Freitag und Samstag, 11:30 Uhr im LIVE-Ticker>>>) extra motiviert.
"Wenn wir das umsetzen, dann wird es passen", sagt ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer in Bezug auf Schwarzenggers Worte.
"Ich habe schon viele Krisen im Abfahrts-Team erlebt..."
Im ÖSV ist man nach den bisherigen Saison-Leistungen – nur sechs Top-12-Ränge in fünf Abfahrten - freilich nicht glücklich, aber auch nicht hysterisch.
"Die Situation kenne ich schon vom Slalom vor ein paar Jahren. Ich bin aber guter Dinge", sagt Chefcoach Pfeifer am Donnerstag in Kitzbühel. "Wenn der eine oder andere eine gute Fahrt runterbringt, wird er am Stockerl stehen."
"Ich habe schon so viele Krisen im Abfahrts-Team erlebt, wir werden auch aus dieser herauskommen", ist sich Vincent Kriechmayr sicher.
Beim Oberösterreicher hat man das Gefühl, als wäre er nahe dran, in die Erfolgsspur zurückzukehren.
Als wäre die Streif in dieser Situation nicht schon Herausforderung genug, muss Kriechmayr beim Spektakel auf heimischem Boden noch den Großteil der rot-weiß-roten Hoffnungen schultern.
"Vinc muss ausblenden, dass er die Nation retten muss mit seinem Podiumsplatz", will Pfeifer seinem Aushängeschild den Druck nehmen. Diesen hat sich der vierfache Saisonsieger des vergangenen Winters ohnehin längst selbst auferlegt.
Kriechmayr: "Ich bin zu alt, um mich jetzt noch ins Krankenhaus zu legen"
"Ich fühle mich zur Zeit nicht gut auf den Ski, es feigelt mich", gab Kreichmayr nach dem ersten Training auf der Streif noch zu.
Das nötige Selbstvertrauen ist ihm zuletzt abhanden gekommen. "Hast du dieses Gefühl nicht, kannst du nicht ans Limit gehen. Tue ich es doch, darenn' ich mich. Und dafür bin ich dann doch zu alt, um mich jetzt noch ins Krankenhaus zu legen", haderte der 32-Jährige. "Es ist wie eine Spirale. Geht die nach unten, zieht es dich runter. Ich hoffe, ich schaff' den Turnaround."
Dieser scheint im zweiten Training am Mittwoch zumindest eingeläutet worden zu sein. Kriechmayr hat den zuletzt vermissten Grundspeed wieder gefunden, damit kann er auch wieder voll ans Limit gehen. "Ich wollte wieder sehen, dass es halbwegs funktioniert", sagte Kriechmayr. "Die Fahrt hat gut getan."
An der Spitze des ÖSV-Abfahrts-Teams wird es dünn
Wie Kriechmayr ist auch Stefan Babinsky trotz seiner Schrecksekunde im zweiten Training voll fit und neben dem Team-Aushängeschild der zweite aus der ÖSV-Mannschaft mit Potenzial für einen Spitzenplatz.
Babinsky fährt seine beste Saison im Weltcup und will seiner Bilanz von zwei sechsten Plätzen in der Abfahrt ein weiteres gutes Ergebnis hinzufügen. "So weit fehlt es nicht zum Stockerlplatz", bekräftigt der Steirer.
Eher weiter weg vom Podest ist aktuell hingegen Daniel Hemetsberger, der seit einem Sturz in Beaver Creek mit eingerissenem Außenmeniskus fährt. Otmar Striedinger, Zweiter im ersten Streif-Training, kämpfte bis Silvester mit dem Rücken und pünktlich zu den Heimrennen mit einer Verkühlung. Daniel Danklmaier kämpft sich nach seinem Kreuzbandriss mühevoll zurück.
Und so wird es an der Spitze des ÖSV-Abfahrts-Teams nach dem Rücktritt von Matthias Mayer vor einem Jahr und dem Saison-Aus von Marco Schwarz dünn.
Der letzte österreichische Sieger einer Weltcup-Abfahrt, der nicht Mayer oder Kriechmayr hieß, war Max Franz im November 2018. Der Kärntner fehlt nach seinem schweren Trainingssturz seit eineinhalb Jahren.
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Dass es im ÖSV-Speed-Team an der Breite und am Unterbau fehlt, ist nicht neu, wird aber vor allem in Zeiten, in denen es bei den Leistungsträgern nicht wie gewohnt läuft, unangenehm deutlich.
"Mir war im Vorjahr schon bewusst, dass wir schauen müssen, dass wir Leute auf Weltcup-Niveau nachbringen", sagt Pfeifer.
Das geht jedoch nicht von heute auf morgen. Pfeifer und seine Trainer-Kollegen können auch nur mit dem Personal arbeiten, das vorhanden ist. Im Sog der goldenen Abfahrts-Jahre ist in jüngerer Vergangenheit eine personelle Lücke an Top-Athleten im ÖSV-Team entstanden. Die Gründe dafür sind vielschichtig und würden diesen Rahmen sprengen.
Pfeifer: "Mit dem Rücken zur Wand merkst du bei vielen, was auf einmal möglich ist"
Neben Kriechmayr, Hemetsberger, Striedinger, Danklmaier und Babinsky sind in der Abfahrt auf der Streif am Freitag noch Christopher Neumayer, Raphael Haaser und Weltcup-Debütant Stefan Eichberger am Start.
Mit Stefan Rieser, Felix Hacker, Manuel Traninger oder Vincent Wieser klopfen einige ÖSV-Hoffnungen aus dem Europacup an.
Zu leicht machen will man es den Jungen aber auch nicht. "Die sollen sich das schon auch erarbeiten", sagt Chefcoach Pfeifer und nennt Christopher Neumayer als Beispiel. "Da haben wir einen gewissen Druck ausgeübt, hat er keinen Einsatz bekommen. Jetzt mit dem Rücken zur Wand merkst du bei sehr vielen Leuten, was da auf einmal möglich ist."
Das Potenzial bei der "zweiten Garde" sei zweifelsfrei vorhanden. "Aber wir müssen die Kirche schon im Dorf lassen. Die müssen sich skifahrerisch schon noch entwickeln", merkt Pfeifer an und sagt vor allem in Hinblick auf die Weltcup-Spitze rund um Marco Odermatt oder Cyprien Sarrazin:
"Die neue Abfahrts-Generation fährt einen brutalen Riesentorlauf-Schwung, die fahren die Kurven richtig durch und machen Tempo. Da sind wir schon gefordert. Wir müssen den Riesentorlauf-Schwung bei den Abfahrern auf ein höheres Level bringen."
Bis zum Comeback Österreichs als Top-Abfahrts-Nation wird es also wohl noch etwas dauern...