Marco Odermatt hat in seiner Karriere alles gewonnen. Fast alles. Ein Sieg auf der Streif in Kitzbühel fehlt dem Schweizer noch.
"Theoretisch ist Kitzbühel das letzte große Ziel", sagt Odermatt vor dem Speed-Double in der Gamsstadt (ab Freitag im LIVE-Ticker).
"Das heißt aber nicht, dass ich deswegen nicht WM-Medaillen oder weitere Kugeln gewinnen will. Aber es ist etwas, das noch übrig geblieben ist."
Odermatt ist Olympiasieger, Weltmeister, dreifacher Gesamtweltcup-Sieger und Gewinner von 43 Weltcup-Rennen, auf der Streif hat es bis jetzt noch nicht mit dem Sieg geklappt. Zwei zweite und ein dritter Platz waren bisher das höchste der Gefühle.
Kitzbühel ist der letzte Puzzlestein in Odermatts eindrucksvoller Karriere.
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"Ich bin gut darin, die Teile im richtigen Moment zusammenzufügen, sei es körperlich, mental oder in Bezug auf das Material."
"Im Skisport – und im Sport allgemein – muss man jeden Tag das Puzzle zusammensetzen, das an diesem Tag perfekt passt. Ich denke, ich bin gut darin, die Teile im richtigen Moment zusammenzufügen, sei es körperlich, mental oder in Bezug auf das Material", sagt Odermatt über sein Erfolgsgeheimnis.
Mit den Jahren hat er auch gelernt, mit Druck umzugehen. "Man versteht, dass der Druck von außen nicht so groß ist wie der eigene innere Druck. Es gibt mentale Werkzeuge, die einem helfen, in wichtigen Momenten ruhig zu bleiben."
In wichtigen Momenten ruhig zu bleiben, ist vor allem auf einer so herausfordernden Strecke wie in Kitzbühel unumgänglich. Odermatt weiß, worauf es auf der Streif ankommt.
"Es braucht auf dieser Abfahrt wirklich alles"
"Es braucht auf dieser Abfahrt wirklich alles. Wenn man mit null Angriff fährt, gewinnt man nicht. Wenn man ein schlechter Techniker ist, gewinnt man auch nicht. Und als reiner Gleiter auch nicht."
Ein Mix aus Angriff und Routine ist gefragt. "Wenn du auf der Streif mit 100 Prozent auf Sieg fährst, musst du bereit sein, Risiken einzugehen und Selbstvertrauen haben."
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Ob er Angst hat, wenn er sich die Streif hinunterstürzt? "Nein, ich habe keine Angst. Man kennt das Risiko, aber es geht darum, so schnell wie möglich runterzukommen und zu sehen, was die anderen machen."
"Die anderen" sind in dieser Saison meist seine Teamkollegen, in den bisherigen vier Abfahrten gab es vier Schweizer Doppelsiege.
Odermatt: "Ich habe mich ein bisschen wie im falschen Film gefühlt"
Der 33-jährige Justin Murisier als Premierensieger in Beaver Creek, vor allem aber Alexis Monney (25) als Bormio-Triumphator - am Dienstag im ersten Training Schnellster - und der dreifache Zweite Franjo von Allmen (23) wollen und können Odermatt den Sieg in der Abfahrt streitig machen.
Neben Murisier ist Odermatt längst der Routinier im Schweizer Speedteam. "Als ich 2018 ins Team gekommen bin, war ich mit Abstand der Jüngste. In ein paar Jahren hat es sich extrem verändert", spricht Odermatt die jüngere Generation um von Allmen und Monney an. "Ich habe mich wirklich ein bisschen wie im falschen Film gefühlt und wirklich alt", lacht Odermatt.
Als der große Leader sieht er sich nicht. "Wenngleich ich der bin, der den großen Druck hat."
Auch am Wochenende werden wieder alle Augen auf ihn gerichtet sein. Wenn Marco Odermatt die Chance hat, endlich in Kitzbühel zu gewinnen.
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