Hannes Reichelt hat auch mit 37 Jahren noch nicht genug. Der Salzburger startet am Wochenende in Lake Louise nicht nur in seine bereits 17. Weltcup-Saison, der "Evergreen" schließt nach Olympia 2018 in Südkorea auch eine WM-Teilnahme 2019 in Aare nicht aus.
Damit kann Reichelt alle Alters-Rekorde im alpinen Skirennlauf brechen. Das ist aber gar nicht das vorrangige Ziel von Reichelt. "Ich bin gesund und habe eine Riesenfreude am Skifahren und am Rennsport", erklärt der Routinier in Kanada.
Reichelt meint weiter: "Ich weiß nach wie vor, wo die nächsten Weltmeisterschaften und Spiele sind. Die kommende und die nächste Saison hätte ich noch eingeplant."
Fährt Hannes Reichelt in Are seine achte WM?
Wäre Aare die bereits achte WM des Super-G-Weltmeisters von 2015, hat Reichelt mit Olympia eine Rechnung offen. Nach dem Debüt 2006 kam er 2010 in Vancouver wegen einer Ellenbogen-Verletzung zu keinem Einsatz und musste zuletzt 2014 in Sotschi als aktueller Kitzbühel-Sieger wegen einer akuten Bandscheiben-OP überhaupt passen.
Was Reichelt nach wie vor antreibt, ist seine Leidenschaft für den Skirennlauf. Auch wenn derzeit seine Gemütslage wegen des Todessturzes von David Poisson "ziemlich weit unten" sei, so der verheiratete Radstädter.
Todesstürze machen den Salzburger nachdenklich
"Du kannst natürlich auch vor der Haustür ein Auto übersehen. Keiner von uns glaubt, dass man auf einer Skirennstrecke sterben kann", betont Reichelt unmittelbar vor dem Tribut der Fahrer in Kanada für Poisson. "Der Tod von Regine Cavagnoud ist ewig her. Also sprechen wir eigentlich von einem sicheren Sport", ist Reichelt überzeugt. "Aber der Teufel schläft bekanntlich nicht und wenn deine Zeit abgelaufen ist - und Gott sei Dank wissen wir das nicht - dann passieren eben solche Sachen."
Reichelt ist seit einigen Jahren Athleten-Vertreter und muss als solcher stets abwägen zwischen der "Privatmeinung des Rennläufers Hannes" und einer objektiven als Sprachrohr aller Kollegen.
Reichelt fordert permanente Trainings-Strecken
"Einig" ist er sich da zumindest bezüglich der aktuellen Forderung nach abgesicherten, quasi-permanenten Abfahrts-Trainingspisten. "So etwas haben wir derzeit nur in Copper Mountain. Saalbach ist nahe dran. Aber insgesamt wurde das in den vergangenen Jahren eigentlich komplett verschlafen", lautet Reichelts Kritik.
Rund um seine Heimatgemeinde gäbe es etwa gleich mehrere Sprungschanzen. "Die kosten auch Geld. Warum hat es aber keiner geschafft, eine fixe Abfahrts-Rennstrecke zu bauen", fragt Reichelt und sieht neben der Sicherheit einen weiteren Vorteil. "Solche Strecken gibt es ja außer in Saalbach in Europa praktisch gar nicht. Für einen Investor könnte dies also ein gutes Geschäft sein."
Die Nutzung der Pisten in Copper sei nicht billig, betonte Reichelt. "So hätten wir nicht nur die bestmögliche Sicherheit, sondern auch gleich ein Druckmittel gegen die Amerikaner. Dort sind wir derzeit alle Bittsteller. Bei uns haben viele Skigebiete noch nicht erkannt, dass man mit Skirennlauf auch Geld verdienen kann."
Viel Lob für Trainer Sepp Brunner
Über den neuen Abfahrtschef Sepp Brunner ist Reichelt erfreut. "Da war ein richtiger Ruck. Er hat viel Erfahrung mitgebracht und die ganze Truppe sehr zusammengeschweißt", gibt es von seiner Seite Lob für den Neo-Coach. "Sepp bremst uns mehr, als dass er stresst."
Im Training habe das bereits zu gesunder Konkurrenz geführt, erzählt Reichelt. "Ich habe am eigenen Leib verspürt, dass es nicht einfach ist, eine Bestzeit zu fahren."
Auch ein spezielles Start-Training unter der Leitung des ÖSV-Langlauf-Koordinators Trond Nystad hat es gegeben. "Wir haben erkennen müssen, dass wir am Start wertvolle Zehntel liegen lassen. Dort sind speziell die Norweger sehr stark, der Hannes Reichelt hingegen noch nicht."