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Umstrittene Neuerung bei Speed-Rennen tritt in Kraft

Ab sofort müssen alle Athleten in Abfahrt und Super-G einen Airbag tragen. Was für mehr Sicherheit sorgen soll, spaltet die Gemüter.

Umstrittene Neuerung bei Speed-Rennen tritt in Kraft Foto: © GEPA

Jetzt ist es endgültig beschlossene Sache: Im Ski-Weltcup herrscht in Speed-Disziplinen ab sofort Airbag-Pflicht. 

Das gibt der Ski-Weltverband nach einer Online-Sitzung des FIS-Rats am Freitag offiziell bekannt. Die neue Regelung gilt für Frauen und Männer bereits für die Ende Oktober in Sölden gestartete Saison 2024/25. Die ersten Speed-Rennen finden Anfang Dezember in Beaver Creek statt. 

"Für die FIS steht die Sicherheit der Athleten an erster Stelle und ist nicht verhandelbar", sagt FIS-Generalsekretär Michel Vion. "Die Einführung von Airbags ist Teil eines umfassenderen Ansatzes, der alle Faktoren berücksichtigt, die das Risiko schwerer Verletzungen minimieren können: Vom Wissen über die Wetterbedingungen über den Aufbau der Strecke bis hin zu Ausrüstung wie schnittfester Unterwäsche und intelligenten Bindungen. Wir werden jede Maßnahme ergreifen, die nachweislich dazu beiträgt, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Athleten zu schützen."

Der Airbag spaltet die Gemüter

Einige verwenden ihn schon seit Jahren freiwillig, einige bezweifeln, dass die Sicherheit wirklich erhöht wird. Andere fühlen sich durch die Spezialweste mit den aufblasbaren Luftkammern eingeschränkt. 

Einer von ihnen ist Vincent Kriechmayr. Der ÖSV-Speed-Star erklärte zuletzt in Sölden: "Ich bin ein Athlet, der es mag, wenn er sich bewegen kann. Vor allem zu Beginn hat mich der Airbag doch in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt."

Mittlerweile habe sich die Passform der Airbags etwas verändert, unter anderem wird die Schulterpartie nicht mehr abgedeckt. "Da ist schon mal mehr Bewegungsspielraum", sagt Kriechmayr. Das Tragen des Airbags sei wohl Gewohnheitssache. 

Laut FIS kann es Ausnahme-Regelungen geben, "wenn der Airbag für den Athleten nicht geeignet ist und die Bewegungsfreiheit dadurch unsicher eingeschränkt wird". 

FIS löste Expertengruppe auf

Eine Expertengruppe der FIS sprach sich im Vorjahr gegen eine Airbag-Pflicht aus. Sie wurde kurz darauf still und heimlich aufgelöst. 

Die Erkenntnis der Expertengruppe: Der Airbag könne eher gegen Prellungen am Oberkörper schützen. "Aber kein Skirennfahrer jammert über Oberkörperprellungen", erklärt der Deutsche Karl-Heinz Waibel, Mitglied der Expertengruppe, im Dezember gegenüber "sportnews.bz". In puncto Rückenverletzungen habe sich der Protektor über Jahrzehnte bewährt. 

Bei vielen wuchs das Misstrauen gegenüber dem Airbag nach Stürzen, bei denen die Sicherheitsweste auslöste. So wurde etwa nach Matthias Mayers Sturz 2015 in Gröden, bei dem er einen Bruch des Brustwirbels erlitt, diskutiert, ob der Airbag die Wirbelverletzung verursachte. "Der Airbag kann auf keinen Fall etwas dafür", meinte Mayer damals. 

Was passiert bei Fehlauslösungen?

Fragezeichen gibt es aktuell auch in Hinblick darauf, was im Fall von Fehlauslösungen der Airbags passiert. 

Diese treten zwar nur selten auf, ganz ausschließen kann man sie jedoch nicht. Bei ÖSV-Athlet Stefan Babinsky hätte der Airbag im Training ausgelöst, als er sich die Skischuhe zugemacht hat, erzählt Kriechmayr. 

"Wenn dir das am Start passiert, kannst du in deinem Intervall nicht starten, dann bist du weg. Der Airbag muss immer aktiviert sein", merkt der Oberösterreicher an. In der aktuellen Version der FIS-Weltcup-Regeln (Stand 8.11.2024) finden sich dazu noch keine Angaben. 

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