Im Konflikt um die Zukunft des organisierten Skisports holt FIS-Präsident Johan Eliasch zum Gegenschlag aus.
Zahlreiche Athleten und Athletinnen hätten die zwei Briefe an das FIS-Management nur unterzeichnet, weil sie von Personen dazu überredet worden seien, "die eigennützige politische Ziele haben, die nicht mit den langfristigen Zielen der FIS übereinstimmen", sagte er im APA-Interview. Eliasch betonte, es habe nie ein direktes Angebot der Investmentfirma CVC gegeben.
"Es besteht der Irrglaube, dass sie uns einen Scheck über 400 Millionen überreichen wollten. Das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Sie haben gesagt, sie würden gerne mehr erfahren. Und wenn ihnen gefällt, was wir tun, dann würden sie uns 400 Millionen zu Bedingungen geben, die noch zu besprechen wären", sagte der britische Unternehmer.
Ein Einstieg von CVC ist laut Eliasch nicht vom Tisch, es müsste jedoch zuerst geklärt werden, für welche Zwecke man frisches Kapital brauchen könnte.
Sportler seien instrumentalisiert worden
Dazu, wer tatsächlich hinter den Briefen steht, wollte sich Eliasch im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur nur indirekt äußern. Es gebe jedenfalls immer noch nationale Skiverbände, die ein Interesse daran hätten, die Pläne der FIS bezüglich der Zentralisierung der Medienrechte zu torpedieren. Diese hätten "Geschichten erzählt", meinte er.
"Ich habe mit einer Reihe von Sportlern gesprochen, die gesagt haben: 'Ich habe noch nie etwas von diesem Brief gehört oder gesehen. Ich verstehe nicht, warum mein Name in dem Brief steht.' Und in anderen Fällen: 'Ich habe nicht wirklich verstanden, was gesagt wurde.'"
Über sein aktuelles Verhältnis zum ÖSV meinte Eliasch: "Was soll ich sagen? Ich war in Sölden, ich war in Gurgl, ich war Abendessen, Mittagessen mit ÖSV-Leuten." Der ÖSV habe ein "Recht auf unterschiedliche Meinungen, aber die Menschen sind auch für ihr Handeln verantwortlich". Nicht akzeptabel sei es, "wenn es Kräfte gibt, die versuchen, die Athleten zu stören und zu sabotieren".
Shiffrin, Odermatt, Schwarz und Feller signierten
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Laut der "Süddeutschen Zeitung" und der Schweizer Zeitung "Blick", die zuerst über das Angebot von CVC berichtet hatten, haben 71 Aktive den zweiten Brief unterschrieben – darunter mehrere Topstars wie Mikaela Shiffrin, Marco Odermatt, Aleksander Aamodt Kilde und die ÖSV-Asse Marco Schwarz und Manuel Feller. Die Sportler schreiben, dass sie generell frustriert sind und werfen der FIS vor, bei Schlüsselentscheidungen nicht angehört zu werden.
Eliasch kündigte als Antwort auf die Briefe einen Online-Call mit den Athleten an, der nicht vor nächster Woche stattfinden werde. "Jeder, der teilnehmen möchte, ist eingeladen. Und je mehr, desto besser."
Die konkrete Forderung, einen Deal mit dem Rechtevermarkter Infront auf Eis zu legen und dafür mit CVC zu verhandeln, lehnt er ab. Die zentrale Vermarktung der internationalen Medienrechte habe nichts mit einer Kapitalbeschaffung zu tun, das seien "zwei komplett unterschiedliche Dinge".
"Weckruf für die Athleten"
Die Angelegenheit habe auch eine gute Seite, meinte der FIS-Boss und sprach von einem "Weckruf für die Athleten". Von den Sportlern hätte er sich nämlich schon länger das Engagement gewünscht, das sie jetzt zeigen würden. Die Aktiven sollten sich dafür interessieren, was die FIS tue, denn "es geht um ihren Lebensunterhalt, es geht um ihre Zukunft".
Beschwerden, "nur um sich zu beschweren", lehne er ab. "Ich meine, einige Athleten haben vielleicht nichts Besseres zu tun, weil sie krank sind oder eine Verletzung haben."
Das Geschäft mit Infront dürfte indes kurz vor dem Abschluss stehen. Laut "SZ"-Informationen haben einige Verbände dem Konstrukt bereits zugestimmt, auch der Deutsche Skiverband. Mindestens neun von zehn Verbänden, die Weltcup-Events ausrichten, müssen demnach bis Mitte Dezember an Bord sein – exklusive Österreich, das aus den Plänen ausgestiegen ist. Diese Zahl könnte bald erreicht sein.