Wenn doch nur Lauf eins nicht wär'.
Österreichs Riesentorlauf- und Slalomfahrerinnen präsentieren sich im WM-Jahr geschlossen erst nach der Mittagspause angriffshungrig, zum Leidwesen auch von Roland Assinger. "In den letzten Rennen war es immer eine Achterbahn", sagte der ÖSV-Cheftrainer nach einem kalt-warmen Wochenende in Kranjska Gora.
"Der erste Durchgang wird zumeist verschlafen. Dann kommt das Gefühl der Wurschtigkeit. Dann zeigen sie, was sie drauf haben."
Es stellt sich die Frage des Systemfehlers. "Wir müssen etwas finden, um das sogenannte Mindset zu ändern, damit sie so wegfahren wie im zweiten Durchgang", forderte der seit 1. Mai 2023 amtierende Chefcoach Assinger.
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Ähnlich wie am Semmering brauchte es am Podkoren eine kollektive Aufholjagd - auch seiner beiden Aushängeschilder. Einmal gelang die Schadensbegrenzung hervorragend (4. Julia Scheib im RTL), einmal akzeptabel (9. Katharina Liensberger im Slalom).
Assinger kontert Scheib-Kritik
Scheib, die den ÖSV bereits mehrfach vor Negativ-Schlagzeilen bewahrte, flachste im Anschluss, dass es gut wäre, wenn es wie in den schnellen Disziplinen nur noch einen Lauf gäbe. Ob dies in Kranjska Gora Früchte getragen hätte, ist fraglich.
Am slowenischen Eis fiel es ihr laut eigenem Bekunden "schwer, den Schalter umzulegen, dass du ins Rennfahren kommst". Mit zwei Trainingstagen bei eisigen Verhältnissen fühlte sie sich nicht gut genug vorbereitet.
"Solche Aussagen kommen oft aus der Emotion eines Sportlers heraus", wollte Assinger die Kritik der Steirerin "nicht überbewerten. Fakt ist: Wir haben fünf Tage am Eis trainiert, Julie war drei Tage krank. Das ist ausreichend."
Tatsächlich sind zaghafte Rennstarts samt Steigerungslauf im Technikteam kein neues Phänomen. Im Slalom am Sonntag machten bis auf Katharina Truppe (8.), die bestplatzierte Österreicherin, alle zumindest sechs Plätze gut. Für Liensberger ging es um elf Plätze nach vor, für Katharina Huber (11.) noch um sechs, Franziska Gritsch (19.) steigerte sich um zehn.
Im Riesentorlauf am Tag zuvor ein ähnliches Bild: Scheib (+9), Ricarda Haaser (14./+3) und Stephanie Brunner (17./+4) steigerten sich, während die junge Victoria Olivier ihren 29. Rang für erste Weltcuppunkte hielt. Für viele ihrer Kolleginnen aber war das Rennen bereits nach Lauf eins vorbei.
Truppe setzt auf den Schmäh
Ausgeschlafen sei man schon. "Zehn Uhr sollte nicht zu früh sein, da sollte man schon wach sein", sagte Liensberger und lachte.
Ob es generell an der Herangehensweise liege, konnte sie nicht beantworten. "Bei mir war das schon immer so, aber es darf sich gern einmal ändern." Sie musste am dritten vollen Technik-Wochenende zum dritten Mal einen Riesentorlauf-Nuller vom Samstag verdauen.
"Wichtig ist einfach, sich immer aufs Neue zu fokussieren und das andere abzuhaken. Natürlich heißt es jetzt analysieren und schauen, dass irgendwann zwei Läufe so hinhauen, wie ich mir das vorstelle."
Truppe war eine derjenigen, die den ersten Durchgang nicht verschlief. Mit Platz acht tat die Kärntnerin einen ersten Schritt aus ihrer Krise. "Ich war immer kasweiß am Start. Mein Servicemann sagt, ich muss mehr lachen und locker bleiben. Ich glaube, das ist jetzt auch der Weg."
Auch im anstehenden Nightrace von Flachau am 14. Jänner sind zwei Läufe (17:45/20:45 Uhr) zu bewältigen. Davor greifen in St. Anton die Speed-Frauen wieder ins Weltcup-Geschehen ein.