Gurgl wird sich am Wochenende als eisig-frostiger und grüner Weltcup-Ausrichter im alpinen Skisport präsentieren. Der Hochgebirgsort im Tiroler Ötztal hat sich im Vorjahr mit einer gelungenen Premiere vorgestellt und wurde für 2024 mit einem zweiten Rennen belohnt. Am Samstag und Sonntag werden die weiblichen und männlichen Slalom-Asse an den Start gehen. Stolz ist man auf Veranstalterseite auf die Öko-Zertifizierung "Green Event".
Dass der Gurgl-Weltcup und damit just der spätere Preisträger des Wettbewerbs "Nachhaltig gewinnen!" 2023 zum Schauplatz eines Klimaprotests geworden ist, setzte den Veranstaltern damals zu. Dass es der "Letzten Generation" primär um Aufmerksamkeitserregung ging, nicht aber um Kritik am Rennen selbst, war für die Weltcup-Debütanten schwer nachvollziehbar.
Klima-Protest während heißer Slalom-Phase
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
"Da haben sie sich selber ins Knie geschossen, das hat keiner verstanden", sagte Alban Scheiber als Chef des Organisationskomitees zuletzt bei einem Medientermin in Wien. Die Protestierenden hatten in einer für den Wettkampf kritischen Phase - vor den Top fünf des zweiten Durchgangs bei schwächer werdendem Licht - mittels Farbaktion im Zielraum eine minutenlange Unterbrechung erzwungen. "Wenn das heuer wieder passiert, verstehen wir die Welt nicht mehr."
Allzu große Bedenken sollte Scheiber angesichts der eingestellten Kampagne des Kollektivs hierzulande nicht haben. Der Wind in Sachen Klima-Protest hat sich seitdem merklich gedreht. Am vergangenen Donnerstag nahm Gurgl als "höchstgelegenes Nicht-Gletscherskigebiet der Alpen" unweit der im Winterschlaf weilenden Timmelsjoch Hochalpenstraße den regulären Skibetrieb auf. Am Wochenende sollen wieder tausende Schaulustige ins Gurglertal strömen, das in der Vergangenheit lange als Sackgasse des Ötztals galt.
Lebensraum-Manager im Ötztal
Gurgl will sich laut Scheiber "noch besser, noch angenehmer" für Zuschauer und den Weltcup-Tross präsentieren. Ein kritischer Knotenpunkt - die Fußgänger mussten die reguläre Skipiste neben der Weltcupstrecke überqueren - wurde laut Scheiber mittels eines "kleinen Fußgängertunnels" entschärft. In Widerspruch mit einigen anderen Nachhaltigkeitsanstrengungen stehe diese Maßnahme nicht.
"Wir reduzieren unsere Bemühungen nicht auf den einen Ort oder den einen Tag", betonte Raphael Kuen, der als Lebensraum-Manager und einer von zwei Vollzeitangestellten die Nachhaltigkeitsagenden im Ötztal koordiniert. "In Gurgl haben wir den Vorteil, dass wir auf ein weißes Blatt schreiben konnten."
Erneuerbarer Strom und regionale Produkte
Die dortigen Rahmenbedingungen spielen den Machern in die Karten. Der ökologische Fußabdruck bleibt vor allem dank der vorhandenen Infrastruktur rund um das Motorrad-Museum gering. Die Wärmeversorgung im Zielbereich erfolgt durch regenerative Wärmeenergie (Biomasse), die Hochgurglbahn sowie Verkaufsstände und Übertragungswagen werden vollständig mit erneuerbarem Strom betrieben, wie die Veranstalter mitteilten.
Statt Papier gibt es digitale Lösungen mit QR-Codes. Die Lebensmittel stammen überwiegend aus Tirol. Mehrweggeschirr und ein Pfandsystem tragen zur Abfallvermeidung bei. "Wir werden nicht auf Anhieb alles richtig machen, aber wir sind bemüht, dazuzulernen", sagte Kuen etwa mit Blick auf die Regionalität und das Stichwort Herkunftskennzeichnung. Viele dieser Punkte wird der ÖSV auch für die Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm im Februar übernehmen.
Sölden und Gurgl als Doppel-Event?
Bei allem Nachhaltigkeitsbemühen wäre es im wahrsten Sinne naheliegend, die beiden Ötztal-Events Sölden und Gurgl terminlich zusammenzulegen. Diesbezügliche Pläne gibt es. "Wir sind gewillt, zusammenzurücken, es macht Sinn", sagte Scheiber. Gespräche mit Sölden und dem ÖSV fanden statt. "So schnell geht es aber nicht, vielleicht übernächstes Jahr." Die Kalenderplanung liegt im Hoheitsgebiet des Weltverbandes FIS. Heuer reiste der gesamte Weltcup-Tross von Sölden ins finnische Levi und nun wieder ins Ötztal zurück.