Manuel Feller sagt, was er sich denkt und schwimmt oft gegen den Strom. Das hat sich auch vor der anstehenden Ski-Saison nicht geändert.
Während die Olympischen Spiele in Peking für viele Athleten das Highlight des Winters 2021/22 sind, freut sich Feller auf ganz andere Rennen.
"Was mich persönlich betrifft, sind die Olympischen Spiele jetzt nicht wirklich mein Highlight ehrlich gesagt“, gibt der Tiroler im Rahmen eines Mediengesprächs bei seinem Ausrüster Atomic zu. "Ich freue mich viel mehr auf Kitzbühel und Schladming, wenn da wieder zigtausend Leute an der Strecke stehen und auszucken. Das taugt mir weit mehr."
Dennoch betont Feller: "Natürlich bin ich stolz und froh, wenn ich mein Land bei Olympischen Spielen vertreten darf. Wer mich kennt weiß: Wenn ich am Start stehe, werde ich versuchen, alles reinzuschmeißen."
Bevor er jedoch an Olympia denke, gilt es gut in die Weltcup-Saison, die am 24. Oktober mit dem Riesentorlauf in Sölden beginnt, zu starten.
"Wenn die ersten Rennen nicht passen, brauche ich mir über Olympia sowieso keine Gedanken machen. Deshalb liegt der Fokus jetzt erst einmal auf den ersten Rennen", stellt der 28-Jährige klar.
Feller: "Damit musste ich erstmal klarkommen"
Wie wichtig ein guter Saisonstart ist, weiß Feller nur zu gut. Im vergangenen Winter musste der Technik-Spezialist den Auftakt in Sölden auslassen, in den ersten drei Riesentorläufen schied er aus.
Dann folgte der erste Saison-Slalom in Alta Badia, wo Feller doch etwas unerwartet auf Anhieb auf Rang zwei fuhr.
"Ich habe letztes Jahr zu Saisonbeginn in jedem Rennen eins auf den Deckel gekriegt. Du schwingst unten ab und siehst immer nur Rot. Dann fehlt die Motivation und das Glücksgefühl, an dem du dich festhältst und das, was du erreichen willst, rückt immer weiter weg."
"Der zweite Platz in Alta Badia war etwas ganz Besonderes. Ich bin eigentlich aus dem Nichts wieder aufgestanden. Ich habe letztes Jahr zu Saisonbeginn in jedem Rennen eins auf den Deckel gekriegt. Du schwingst unten ab und siehst immer nur Rot. Dann fehlt die Motivation und das Glücksgefühl, an dem du dich festhältst und das, was du erreichen willst, rückt immer weiter weg", erinnert sich Feller.
"In Alta Badia war es so, dass ich die drei Riesentorläufe davor mit null Punkten beendet habe und dann stehe ich im Slalom am Start und werde auf einmal Zweiter mit Startnummer 26. Da sind dann schon sehr viele Emotionen hochgekommen."
Drei weitere Podestplätze in einer starken Slalom-Saison sollten noch folgen, zwei davon waren Siege. Seinen ersten Weltcup-Erfolg feierte Feller beim Heimrennen in Flachau – und das ausgerechnet nach seinem mittlerweile legendären "Märchenwiesen"-Sager.
"Flachau war ein spezielles Rennen mit der ganzen Story drumherum. Das ist medial sehr aufgebauscht worden. Das ist neben dem Sieg das, was es so speziell macht, dass ich so nervös war wie bei keinem anderen Rennen in der Saison, weil ich mir selbst relativ viel Druck auferlegt habe. Damit musste ich auch erst einmal klarkommen. Aber ich bin stolz, dass ich mit dem Druck so gut umgehen konnte", so Feller.
Zweifach-Papa Feller: "Jetzt bin ich mental unbesiegbar"
Einen nicht unwesentlichen Anteil an seinen Erfolgen in der abgelaufenen Saison hatte Fellers Familie, allen voran Sohn Lio.
Durch seine körperlichen Probleme – Feller plagen immer wieder Rückenschmerzen – sei er in der Vergangenheit auch "psychisch nicht mehr ganz fit gewesen". "Mein Sohn hat da viel dazu beigetragen, gewisse Dinge zu akzeptieren und anders handzuhaben", hat die Vaterrolle Einfluss auf Fellers Herangehensweise beim Skifahren.
Anfang August wurde der Tiroler zum zweiten Mal Papa. "Jetzt bin ich mental unbesiegbar", lacht Feller.
Wie gut er wirklich drauf ist, wird sich erstmals in Sölden unter Beweis stellen. Die Vorzeichen stehen laut Feller nach einer bisher guten Vorbereitung gar nicht mal so schlecht.
"Es war zum ersten Mal seit langem wieder, dass ich so trainieren konnte, wie ich wollte. Es ist alles soweit nach Plan verlaufen. Das ist bei mir normalerweise nicht der Fall, dass es nach Plan verläuft", schmunzelt Feller. "Schauen wir mal, ob es auch was bringt. Ich habe definitiv skifahrerisch einen Schritt nach vorne gemacht. Das sollte man auch optisch erkennen, hoffe ich mal. Und wenn nicht, dann hoffentlich an der Zeit."
Denn eines ist gewiss, so Feller: "Gut ausschauen muss es eh nicht - schnell muss' sein."