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Hirscher: "Wenn ein Wunder passiert, dann..."

Marcel Hirscher bricht Schweigen. Aktueller Status, Comeback-Plan und mehr:

Hirscher: Foto: © GEPA

Zuletzt wurde es ruhig um Marcel Hirscher.

Nach seinerm Knöchelbruch Mitte August zog sich der Annaberger weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück und arbeitete in Ruhe an seiner Rückkehr. Bei einem Medientermin in Wien bricht er nun sein Schweigen.

"Der Heilungsverlauf ist positiv", berichtet der 28-Jährige, der sechs Wochen nach der Verletzung weder Gips noch Krücken benötigt.

Wie sein Comeback-Plan aussieht, warum er früher als erwartet zurückkehren könnte, was seine größte Sorge ist und ob er es Felix Neureuther in Sachen Olympia-Verzicht nachmachen könnte, hat LAOLA1 zusammengefasst.

MARCEL HIRSCHER...

... über seinen aktuellen Zustand: Der Heilungsverlauf ist positiv. Es war eine Achterbahnfahrt, von Verzweiflung bis zu Glücksmomenten. Jeder neue Gips war ein neuer Erfolg. Es war eine spannende und aufregende Zeit, die mich so sehr gefordert hat wie schon lange nichts mehr. Es geht schon etwas weiter. Die Phase der Ruhigstellung ist vorbei. Ich muss Tag für Tag den Reiz erhöhen. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Nur durch Bewegung kann der Knöchel wieder zu alter Stärke finden. Es darf aber nicht so sein, dass ich in der Früh mit Schmerzen aufstehe.

... wie es in der nahen Zukunft weitergeht: Morgen habe ich die nächste Röntgen-Untersuchung, dann werden wir mehr wissen. Ich hoffe, dass ich das okay bekomme, in etwa einer Woche erstmals in den Skischuh zu steigen. Dann will ich mit dem Schuh zumindest im Trockenen Kniebeugen machen. Ich werde das Training langsam aber sicher steigern. Es sind Micky-Maus-Schritte, die für mich die Welt bedeuten.

... wann er wieder auf Ski stehen kann: Mein Wunsch wäre es, in den ersten Tagen nach Sölden wieder auf Ski zu stehen – also in etwa einem Monat.

... ob es dabei bleibt, dass er Anfang Dezember in Beaver Creek in den Weltcup zurückkehren will: Wenn es ein kleines Wunder gibt, könnte Levi ein Thema sein. Da müsste aber alles passen, es dürfte keine Komplikationen geben. Da sprechen wir aber von an den Start gehen, nicht um Top-Platzierungen.

... ob Sölden bei einem großen Wunder doch noch zum Thema wird: Aus ärztlicher Sicht ist ein Start in Sölden unmöglich.

... wie er zu Schmerzmitteln steht: Am Tag der Verletzung habe ich eine Schmerztablette bekommen, seither kein einziges Schmerzmittel. Unter Schmerzmittel hast du keinen Indikator – Schmerz ist ja ein Hilfsmittel des Körpers. Es kommt nicht in Frage, mich fitspritzen zu lassen. Wenn ich merke, es geht nicht, dann breche ich ab.

... über seine Ziele für die kommende Saison: Gesund zurückzukommen und ein Teil des Ski-Weltcups zu sein. Über andere Ziele zu sprechen, macht keinen Sinn. Kann ich ganz normal trainieren? Kann ich die nötige Kraft entwickeln? Kann ich wieder in der Weltspitze sein? Alle diese Fragen beschäftigen mich genauso.

... über den Nachteil im Riesentorlauf, die neuen Ski nicht testen zu können: Der ist riesig. Ich schätze, wir sprechen von 20 bis 25 Trainingstagen im Riesentorlauf, ich habe einen Tag. Das ist der Status quo, den kann ich nicht ändern. Ich muss dann in wenigen Trainingstagen sehr viel herausholen. Ob ich das dann im Laufe der Saison aufholen kann, wird sich zeigen. Ich muss mich wieder zurückkämpfen, was das Rennfahren betrifft. Training und Rennen sind zwei Paar Schuhe, das wird sicher eine Challenge. Ich muss im Rennen wieder hemmungslos sein, diese Herausforderung wird groß.

Sieht gut aus ohne Krücken oder Gips #hirscher #pressekonferenz #skiing #comebackplan #laola1 #spiritofsports

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... was er über die neuen RTL-Ski gehört hat: Das ist ganz schwer zu beurteilen, ich kann nur erzählen, was ich höre. Die Stimmung ist positiv, andere sagen dass es gefährlicher für den Körper ist, weil die punktuellen Kräfte höher werden. Es könnte sein, dass es wieder mehr Bänderverletzungen gibt – das ist aber alles sehr weit vorgegriffen. Ich selbst habe null Erfahrungen, aber nicht jeder ist zu hundert Prozent glücklich.

... über die ersten Momente der Verletzung, als er im Schnee lag: Den Skischuh habe ich ganz schnell ausgezogen. Ich weiß von meinem Kahnbeinbruch, wie grausig es wird, wenn du dich erst nach einer Zeit mit geschwollenem Fuß aus dem engen Skischuh pressen musst. Das sind richtige Schmerzen, das wollte ich diesmal vermeiden. Eigentlich dachte ich zunächst, dass es ein paar Bänder im Sprunggelenk sind. Ich dachte, wir tapen das zu und es geht nach zwei Wochen weiter. Leider war es doch massiver.

... über Vergleiche zwischen seinem Kahnbeinbruch und der jetzigen Verletzung: Bei meinem Kahnbeinbruch bin ich aus der Schiene hinaus und habe mich gefühlt wie Forrest Gump. Diesmal ist es eine Etage höher, ein Gelenk ist betroffen. Und das ist durch die lange Ruhigstellung steif.

... über seine größten Bedenken: Der größte Druck im Skischuh lastet genau auf der Bruchstelle. Das ist der Hauptanker, dort kommt alles zusammen. Ich hoffe, dass meine Beinhaut das aushält.

... warum er trotz des Rückschlages so locker wirkt: Ich muss es nehmen, wie es ist. Ich kann nur minimal Einfluss nehmen. Man sieht eindeutig, dass der Knöchel gebrochen ist. Durch Ärger kann ich das nicht ändern. Deshalb war es nicht so schwer, das zu akzeptieren.

... ob er in seiner Karriere dennoch "Glück" hatte, nicht öfter verletzt gewesen zu sein: Ich bin ein gesegnetes Kind. In meinen ganzen Jahren im Weltcup hatte ich zwei Verletzungen. Selbst jetzt sehe ich mir das Video vom Sturz an und denke mir, dass das Knie stark verdreht ist. Es ist gar nicht so schlecht, den Herbst einmal zu Hause zu verbringen. Ich konnte mich im Training Dingen widmen, die sonst außen vor bleiben. Mir war in den sechs Wochen keinen Tag, keine Stunde langweilig. Ich dachte, ich hätte mehr Freizeit – aber nichts da. Es war eine beinharte Zeit.

... wie sich die Verletzung auf seine Speed-Ambitionen auswirken könnte: Ich hoffe, dass ich das weiterhin machen kann, weil es mir Spaß macht. Ich brauche aber die Sicherheit, um im Super-G zu fahren. Wenn Slalom und Riesentorlauf nicht gut funktionieren, wird der Super-G aber hinten anstehen. Es herrscht Ungewissheit.

... ob er wie Felix Neureuther einen Olympia-Verzicht in Erwägung zieht: Es ist ganz schwer zu beurteilen, was wir wirklich wissen. Was ist die Wahrheit und was wird nur geschrieben? Generell bin ich komplett bei Felix – die Chance auf eine Medaille ist das Leben nicht wert. Wenn sich die Sachlage dort verschärft, macht es keinen Sinn.

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