Auch nach stundenlangen Verhandlungen ist die Nachfolge von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel weiter offen. Die vermeintliche Weichenstellung am Dienstagabend dauerte etwas länger als erwartet.
Gegen 23:00 Uhr tagte der aus den neun Landesverbands-Chefs des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) bestehende Wahlausschuss in einem Hotel in Anif bereits seit fast sieben Stunden, eine Einigung auf einen der beiden Kandidaten Michael Walchhofer oder Renate Götschl war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Sicht.
Die "Salzburger Nachrichten" berichten sogar von einem nicht näher genannten dritten Kandidaten. Man sei aber entschlossen, noch in dieser Sitzung zu einem Ergebnis zu kommen, heißt es in einem ORF-Bericht der "ZiB Nacht".
Während Götschl - laut Medienberichten, weil sie die Einladung zu spät erhalten habe - in Anif nicht anwesend war, stellte Walchhofer sein Konzept schon zu Beginn der Sitzung rund eine Stunde lang vor. Danach war Götschl vom Ausschuss aufgefordert worden, doch den Weg nach Anif anzutreten.
Zumindest erklärte dies Salzburgs Landesverbandspräsident Bartl Gensbichler gegen 19:00 Uhr im ORF, Götschl sei auf dem Weg. Eine Stunde später war dann wieder alles anders, Götschl habe abgelehnt, berichteten die "SN". Nach einem Abendessen gegen 19:30 Uhr nahm das Gremium schließlich gegen 20:30 Uhr seine Arbeit wieder auf.
Kampfabstimmung nicht ausgeschlossen
Sollte es zu keiner Einigung kommen, hat man formal weitere neun Tage Zeit für eine Entscheidungsfindung. Präsentiert werden soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin Schröcksnadels am 19. Juni bei der Länderkonferenz in Villach. Auch eine Kampfabstimmung ist nicht ausgeschlossen.
Hotelier Walchhofer (46) hatte sich schon vor Längerem zur Kandidatur entschlossen. Seine ehemalige Schul- und Teamkollegin Götschl (45) war erst im April und etwas überraschend vom steirischen Verband nominiert worden. Das ist insofern bedeutsam, als Schröcksnadel nachgesagt wird, über den neuen Präsidenten weiterhin Einfluss auf die wirtschaftlichen Gesellschaften des Ski-Verbandes haben zu wollen. Walchhofer hatte stets betont, dass der neue ÖSV-Präsident Letztentscheidung in allen Bereichen des ÖSV haben müsse.
Götschl sei die Aktuellste in einer Reihe von Schröcksnadel forcierter Kandidatinnen, glauben deshalb viele. Wegen der unterschiedlichen Interessen im Hintergrund sei in den vergangenen Wochen jedenfalls ein Riss durch die Landesskiverbände gegangen, sind sich Insider und Beobachter sicher.
OÖ-Verbandspräsident trat zurück
Nur einen Tag vor dem Wahlausschuss-Treffen war am Montag Oberösterreichs Langzeit-Präsident Friedrich Niederndorfer mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, ohne dies aber wie von einigen Medien sofort vermutet mit der Schröcksnadel-Nachfolgediskussion in Verbindung zu bringen. Der Rücktritt sei ausschließlich aus persönlichen Gründen erfolgt, hieß es. Vizepräsident Bernhard Zauner vertrat den LSV OÖ im Wahlausschuss. Man stehe weiter geschlossen hinter Walchhofer, wurde versichert.
Schröcksnadel (79) will zwar im Council des Internationalen Skiverbandes (FIS) bleiben, kandidiert aber im Juni nach 31 Jahren nicht mehr als ÖSV-Präsident. Seine Nachfolgeregelung verläuft wegen der Hintergründe turbulent. Es gehe um Macht und Einfluss bei den Gesellschaften des ÖSV, zitiert etwa die "Kleine Zeitung" einen ehemaligen ÖSV-Funktionär.