Die ersten beiden Weltcup-Siege im Slalom, WM-Gold in der Kombination und -Bronze im Riesentorlauf, die kleine Kristallkugel im Slalom - Marco Schwarz hat im vergangenen Winter die bisher erfolgreichste Saison seiner Karriere hingelegt.
Während sich manch anderer aufstrebender Rennläufer an Schwarz' Stelle überschwänglich feiern lassen würde, gibt sich der 26-jährige Kärntner trotz seiner Erfolge bodenständig und ruhig. Beides Eigenschaften, die den Technik-Spezialisten ausmachen und auch Teil seines Erfolgsrezeptes sind.
"Ich glaube schon, dass mir das hilft, wenn ich im Winter nicht vor jedem Rennen weiche Knie kriege, sondern es relativ gelassen angehe", sagt Schwarz. "Das ist schon eine Eigenschaft, die mich ausmacht und die mich Erfolge feiern lässt."
"Es fängt wieder bei Null an. Ich kann mich nicht auf den Erfolgen ausruhen."
Die Erfolge des vergangenen Winters brachten Schwarz nicht nur Anerkennung und Gratulationen, sondern auch eine Portion Lockerheit, wie er vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden Ende Oktober (23./24.) berichtet. "Es ist schon eine gewisse Lockerheit da, aber die Anspannung ist wie vor jeder anderen Saison auch wieder da. Es fängt wieder bei Null an, ich kann mich nicht auf den Erfolgen ausruhen."
Ausruhen scheint für den Vorzeige-Athleten ohnehin ein Fremdwort zu sein, die Ziele für die neue Saison sind längst gesteckt. Nach seiner bisher erfolgreichsten Saison soll es für Schwarz im Olympia-Winter noch ein bisschen besser laufen.
Steigerung im RTL, Gejagter im Slalom
Das gilt vor allem für den Riesentorlauf. Die WM-Bronzemedaille in seiner zweitstärksten Disziplin nach dem Slalom in Cortina hat Schwarz selbst überrascht, ihm aber auch gezeigt, was möglich ist. "Geplant ist, dass da der nächste Schritt passiert", sagt der 26-Jährige.
"In der vergangenen Saison war im RTL nicht immer das 100-prozentige Vertrauen da. Das steigt jetzt von Trainingstag zu Trainingstag. Ich muss nicht mehr solange überlegen, es schleift sich besser ein", berichtet Schwarz von Fortschritten.
Das Motto für den kommenden RTL-Winter ist, schon im ersten Durchgang zu attackieren und konstant in die Spitzenplätze zu fahren. "Ich sehe mich schon stärker, es ist ein guter Schritt vorwärts gegangen", ist Schwarz optimistisch.
Im Slalom kann es im Weltcup nur die Verteidigung des Kugelgewinns als Hauptziel geben. Dem zweifachen Titelträger der Olympischen Jugendspiele 2012 ist bewusst, dass er da nun der Gejagte ist. Nervös lässt sich der grundsätzlich ruhige Schwarz von seiner neuen Rolle in der Slalom-Welt aber nicht machen.
"Bis jetzt schiebe ich es im Training relativ gut zur Seite. Es fängt alles wieder bei Null an. Ich muss mich wieder bestmöglich vorbereiten, habe nichts, worauf ich mich ausruhen kann." Zwischen den eng gesteckten Stangen will er seinen Level halten oder im Optimalfall noch einen Schritt vorwärts machen.
Mit Super-G zum Gesamtweltcup-Anwärter? "Es muss vieles zusammenpassen"
Neben den beiden technischen Disziplinen plant Schwarz im kommenden Winter auch vereinzelte Starts im Super-G. In dieser Disziplin ist der Kärntner durch seine starke WM-Vorstellung auf dem Weg zum Kombi-Titel noch mehr auf den Geschmack gekommen.
"Ich würde diese Saison gerne den ein oder anderen Super-G mitnehmen, weil es mir irsinnig viel Spaß macht und weil ich mich, glaube ich, auch nicht so blöd anstelle."
"Ich würde diese Saison gerne den ein oder anderen Super-G mitnehmen, weil es mir irsinnig viel Spaß macht und weil ich mich, glaube ich, auch nicht so blöd anstelle", erzählt der Kombi-Weltmeister, schon mit einigen Super-G-Trainings in den Beinen. Das eine oder andere Rennen hat er sich bereits im Kalender angestrichen. "Ich glaube, dass da ein bisschen etwas möglich ist", will Schwarz im Super-G "den einen oder anderen Weltcup-Punkt mitnehmen".
Die Kombination gibt es auch in der kommenden Weltcup-Saison nicht, doch für Schwarz gilt es nun eben die persönliche Kombination aus seinen Slalom-, Riesentorlauf- und Super-G-Ambitionen zu einem erfolgreichen Ganzen zu fügen. Das Non-Plus-Ultra in dieser Richtung ist der Gesamtweltcup.
"Mit der Chancengleichheit mit gleich vielen Speed- und Technikrennen wird das noch interessanter werden", ist Schwarz überzeugt. Es seien mehrere Namen in diesem Bereich zu erwarten. "Für den Gesamtweltcup muss vieles zusammenpassen. Man muss ein bis zwei Disziplinen haben, in denen man konstant vorne mitfährt und eventuell noch eine dritte. Der Kreis ist sicher größer geworden, es wird eine spannende Saison."
Olympia? "Träumen darf man immer"
Die mit den Olympischen Spielen in China ihren Höhepunkt hat. Nach der Silbermedaille im Mannschaftsbewerb 2018 in Pyeongchang soll der Medaillensatz im Zeichen der fünf Ringe in Peking 2022 erweitert werden. "Träumen darf man immer", sagt Schwarz.
Die Strecken sind allerdings die große Unbekannte. Auch davon lässt sich Schwarz nicht irritieren: "Es ist für jeden Neuland. Ich lasse mich überraschen und werde mich dann gut darauf einstellen."
Grundsätzlich seien die am 4. Februar beginnenden Olympischen Spiele für ihn aber noch weit weg, viel präsenter sei der Weltcup-Auftakt in Sölden. Schwarz wird dort nach der weitgehend ohne Fans verlaufenen Vorsaison gleich in der Heimat vor dann wieder zugelassenen Zuschauern zeigen können, was auf seinem zweiten Standbein möglich ist.