Der türkisfarbene Wörthersee, ein gemütlicher Liegestuhl – und daneben ein Paar Skischuhe.
Der Winter wirft seine Schatten voraus. Noch 114 Tage, dann startet in Sölden die neue Ski-Saison.
Österreichs Technik-Team rund um Slalom-Kugel-Gewinner Manuel Feller steckt bereits mitten in der Vorbereitung auf den kommenden Winter mit dem Highlight Heim-WM.
Am Donnerstag ging es für die ÖSV-Asse zur Abwechslung nicht in die Kraftkammer, sondern auf Ski, genauer gesagt auf Wasserski.
Ende August, Anfang September werden dann im Rahmen der Trainingscamps in Übersee wieder die "echten" Skier angezogen und die ersten Schwünge im Schnee gezogen. Am 26. Oktober startet die Weltcup-Saison.
Wieder mit dabei sein wird dann auch Lucas Braathen, der nach einem Jahr Pause und einem Nationenwechsel künftig für Brasilien Samba im Schnee tanzen will. Mit Marcel Hirscher kehrt einer der größten Skifahrer aller Zeiten in den Sport zurück. Der Annaberger nimmt sein Comeback unter holländischer Flagge in Angriff.
"Bei Lucas war es keine Überraschung, dass er zurückkommt. Bei Marcel habe ich nach seinem Rücktritt schon ein bisschen damit gerechnet, jetzt nach fünf Jahren ist es dann schon etwas überraschend", sagt Feller über die beiden Rückkehrer.
Zwei Konkurrenten mehr? "Wir brauchen uns vor keinem verstecken"
Für den Skisport – und ist man sich im ÖSV-Team einig – sind sowohl Braathen als auch Hirscher ein Gewinn.
"Es ist eine richtig gute Sache, dass sie wieder mit dabei sind. Das ist wirklich wichtig für unseren Sport", sagt Johannes Strolz. "Es ist interessant für die Zuschauer und auch für uns Athleten. Es ist positiv für alle."
Dass sich der Kreis der Konkurrenten mit der Rückkehr der beiden vergrößert, nimmt man im Lager der ÖSV-Techniker sportlich.
"Der eine hat die Slalom-Kugel vor mir geholt (Braathen; Anm.), der andere ist der größte Skifahrer aller Zeiten. Also von dem her wissen wir, dass es zwei Kontrahenten mehr gibt. Aber wir wissen auch, was wir können. Wir haben vor keinem Angst, brauchen uns vor keinem verstecken, aber wir unterschätzen auch niemanden", stellt Feller klar.
Sommer, Sonne, Wasserski: ÖSV-Technik-Herren in Action
Wie der Fieberbrunner war auch Marco Schwarz früher Teamkollege von Hirscher. Man kennt sich bestens.
"Ich finde es mutig, mit 35 Jahren nochmal reinzustarten, nachdem er fünf Jahre weg war", sagt Schwarz. "Aber ich bin mir sicher, dass Marcel genau weiß, was er tut."
"Zutrauen musst du dem Typen alles"
Dass Hirscher sein Comeback als reines "Genussprojekt" anlegt, wird im ÖSV-Team bezweifelt. Auch da ist man sich einig.
"Wer den Marcel kennt, der weiß, dass er nicht um den 15. Platz herumfahren, sondern Rennen gewinnen will. Ich bin überzeugt, dass er weiß, dass er konkurrenzfähig ist", sagt Schwarz.
"Es wird sich nicht großartig etwas ändern, nur weil er einen anderen Rennanzug anhat. Ich traue Marcel alles zu", merkt Strolz an.
"Zutrauen musst du dem Typen alles", sagt auch Feller. "Wenn er was macht, will er auch vorne dabei sein. Ich habe noch keine Sportart mit ihm gemacht, in der er nicht gewinnen wollte", erinnert sich der beste Slalom-Fahrer der abgelaufenen Saison zurück.
Ob Hirscher dann auch tatsächlich konstant um Siege mitfahren wird, sei jedoch nochmal etwas anderes.
"Ein bisschen realistisch muss man auch bleiben. Der Sport hat sich weiterentwickelt, wir Athleten haben uns weiterentwickelt", gibt Feller zu bedenken. "Aber wer weiß, vielleicht schnalzt er uns wieder her. Ich traue Marcel alles zu, aber Angst habe ich keine."
Die Frage ist nicht ob, sondern wann
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Eines scheint jetzt schon klar: Hirscher überlässt bei seinem Comeback nichts dem Zufall, hat ein hochkarätiges Team um sich geschart.
"Er geht das sehr professionell an, wird sehr viel trainieren. Wir gehen schon davon aus, dass er konkurrenzfähig sein wird", sagt ÖSV-Techniktrainer Martin Kroisleitner.
"Die Frage ist nur, wie lange es dauert, bis er sich die Situation schafft, dass er ganz vorne mitfahren kann. Die Startnummer spielt schon eine wesentliche Rolle", gibt Kroisleitner zu bedenken.
Beim ÖSV rechnet man jedoch damit, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis sich Hirscher den Top 30 annähert.
ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer ist sich schon jetzt sicher: "Marcel ist ein Fanat und kann sicher ganz vorne mitfahren."
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