Bei einer Podiumsdiskussion im Vorfeld der Hahnenkammrennen in Kitzbühel war das Thema "Zukunft des Skisports" einmal mehr aktuell.
Seit Jahren wird über Änderungen im Weltcup geredet, konkrete Planung betreffen das Ende der Alpinen Kombination und die Forcierung von Parallel-Events.
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat andere Vorstellungen. Er tritt für mehr Abendrennen ein. Dazu soll der Kalender umgestellt werden: "Man muss den Kalender entzerren und neu gestalten. Dienstag und Mittwoch Technikbewerbe, Samstag und Sonntag Speedbewerbe und die Kombination."
Einspruch des FIS-Marketing-Chefs Capol: "Wenn wir am Dienstag und Mittwoch Rennen machen, dann wird man keine in Deutschland sehen. Sie zeigen nicht einmal mehr die Freitagrennen, weil sie keine Quoten haben. Spartensender oder Pay-TV ist nicht grundsätzlich unser Interesse."
Wohl keine Zukunft für Kombination
Wie es mit der Kombination weitergeht, wird im Frühjahr beim FIS-Kongress entschieden. Derzeit stehen die Zeichen auf Ende.
Bei der Lauberhorn-Kombination am vergangenen Freitag war bei den Organisatoren jedenfalls viel Wehmut mit dabei, gehen sie doch davon aus, dass diese zum letzten Mal stattgefunden hat.
Der vom Kärntner Marco Schwarz gewonnene Bewerb steht aber auch nächstes Jahr noch im provisorischen Rennkalender, beim FIS-Kongress im Frühling wird wieder darüber diskutiert werden. Geplant ist ja, dass die Parallel-Events forciert werden - Schwarz kann beides, wie er als Sieger des City Events in Oslo zeigte.
"In Wengen ist Kombi ein Erfolgsprodukt"
"Die Alpine Kombination kann erfolgreich sein, ist sie aber im Moment nicht. In Wengen ist die Kombination ein Erfolgsprodukt, man sieht guten Sport. Auf der anderen Seite sehe ich auch, dass es nicht überall in der Welt attraktiv war", sagte Urs Lehmann, der Präsident des Schweizer Skiverbands. Man brauche aber vier Rennen und nicht zwei, um eine Kugel zu vergeben.
"Der letzte Wille, dass wir sie zu einem Produkt machen, fehlt", empfindet Lehmann. Jürg Capol, der Marketing-Direktor der FIS, erklärte, dass es an Veranstaltern mangle. "Außer Wengen, das die Kombination auch in Zukunft machen will, finden wir keinen Veranstalter.
Man braucht zwei Rennstrecken, es gibt mehr Kosten. Es ist alles vielfach doppelt", sagte der frühere Schweizer Skilangläufer. Auch der Freitag sei kein geeigneter Termin.
Kostelic mit Plädoyer für Kombi
"Als Goldmedaillengewinnerin würde ich es schade finden, wenn sie abgeschafft würde", sagte die ehemalige deutsche Läuferin Maria Höfl-Riesch. Aber es gelte, die richtigen Orte zu finden, mit Slalomhängen, wo auch die Abfahrer gut aussehen würden.
"Mister Kombination" Ivica Kostelic, in Kitzbühel je zweimal Gewinner der Klassischen und der Super-Kombination, war immer schon ein starker Verfechter des Bewerbs.
"Im Sport geht es um die Herausforderung, darum, das Unmögliche zu erreichen. Es ist der schwierigste aller Bewerbe."
Und der Kroate beschwor gleich auch die Diskussionsrunde. "Kämpfen sie um beides, die Kombination und die Parallelbewerbe. Auch die anderen Sportarten breiten sich aus." Da hakte auch Lehmann ein und sprach die Einführung beispielsweise des Aerials-Teambewerbs an.
"Und wir gehen hin und schaffen die Kombi ab und schauen, wie sich der Parallelevent entwickelt, das kann es nicht sein." Dass man ins urbane Umfeld müsse, sieht aber auch Lehmann.
"Ich würde die Kombi vermissen. Ich bin Befürworter für die Disziplinen, die wir haben, wir müssen nichts Neues kreieren. Denn was man da kreiert, ist jetzt kein gutes Produkt. Dass der City Event in Oslo kein Highlight war, haben wir alle gesehen", hatte Puelacher vor ein paar Tagen in Wengen gesagt.
ORF will "jede Woche ein Abendformat"
Als Fan des City Events zeigte sich ORF-Sportchef Hans Peter Trost, man müsse sich aber Gedanken machen, wie man das zu einem Event mache. Was die Einschaltquoten betreffe, würden die City Events funktionieren. "Wir hätten gerne jede Woche ein Abendformat", sagte Trost und nannte als Beispiel den Schladminger Nachtslalom.
Fraglich ist freilich, wie man alle Disziplinen im ohnehin schon überfüllten Rennkalender unterbringen will, ohne die Gesundheit der Athleten ernsthaft zu gefährden.
"Die Reiserei ist heuer schon extrem, ich glaube, die Fluggesellschaften freuen sich, aber wie gut das für den Athleten ist, weiß ich nicht", merkte der derzeit verletzte deutsche Abfahrer Thomas Dreßen an, der vergangenes Jahr auf der Streif gewonnen hat.