"Die Schweizer fahren in einer guten Stimmung - bei uns ist das vielleicht auch ein Problem: Wir sehen nur die Probleme", sagte Michael Walchhofer in "Sport&Talk aus dem Hangar 7" auf "ServusTV" (Die ganze Sendung auf ServusTV On >>>).
Behandelt wurde die Zukunft des österreichischen Skisports - und Probleme wurden von der Runde gleich mehrere identifiziert.
"Unten braucht es die besten Trainer"
Vor allem die Gründe der Dominanz der Schweizer um Marco Odermatt im Nationencup war großes Gesprächsthema.
"Irgendwas werden die schon besser machen", meinte Armin Assinger und sprach davon, dass die Schweizer etwa die besten Trainer - wie Franz Heinzer - im Nachwuchs einsetzen. Gerade dort gilt es nicht zu viel Druck aufzubauen.
"Die Gesellschaft hat sich verändert: Es haben zwar noch viele Kinder Spaß am Skifahren, aber wir als Verband haben uns vielleicht zu wenig verändert. Auch das Ehrenamt hat sich verändert. Den guten Leuten muss man auch etwas geben. Da bin ich beim Armin: Unten braucht es die besten Trainer", stimmte ihm Walchhofer zu.
Auch der alpine Sportchef des ÖSV, Herbert Mandl, schlug in eine ähnliche Kerbe: "Wir müssen das Know-how verbreiten, oft sind die guten Leute in den Vereinen Mangelware", meinte er.
Es müssten etwa auch die Landesverbände wieder mehr an die Basis, um die Leute zu motivieren. "Wir müssen mit den Leuten arbeiten, um schnell wieder auf den richtigen Weg zu kommen", so Mandl.
Wobei weniger der Mangel an ausgebildeten Trainer ein Problem sei - rund 60 bilde man pro Jahr aus. Vielmehr sei das Zeitmanagement ebenjener eine Herausforderung. "Die müssen alle einen Hauptjob ausüben. Das ist das Problem", so Mandl.
Gerade an der Basis gehe es sich nicht aus, mit dem Trainerjob auszukommen, auch wenn er bezahlt sei.
"Müssen Trainingszeiten erhöhen"
Als weiteres Problem wurde die fehlende Infrastruktur in Österreich auserkoren. Joseph Schauer (Präsident Ski-Club Hallein) bemängelte fehlende Trainingsstätten vor Ort, insbesondere die Möglichkeit über Internate sei nicht für jede Familie finanzierbar.
Auch Armin Assinger bemängelte ein fehlendes Trainingszentrum und brachte eine Reaktivierung in Innerkrems ins Spiel. Auch Mandl gab zu: "Wir waren immer auf den Goodwill der Bergbahnen angewiesen, damit wir trainieren können. Die Verantwortung wird immer größer, auch das Sicherheitsthema."
So seien fehlende Trainingszeiten ein Problem geworden, mit dem andere Nationen besser umgehen.
"Wir müssen die Trainingszeiten erhöhen, bei den Möglichkeiten sind wir hinten nach. Auch im Schüleralter müssen wir die Skizeiten erhöhen, vor allem mit der kürzer werdenden Saison", so Mandl.
"Rennsport zu sehr im Fokus"
Auch die modernen Carving-Ski seien nicht unproblematisch: Auf ihnen müsse man viel weniger Technik beherrschen, um Ski zu fahren. Eine Entwicklung, die sich auf dem Weg in den Leistungssport aber rächt.
"Wir haben da ein bisschen eine Trägheit entwickelt. Man hat diesen Rennsport zu sehr in den Fokus gestellt und das andere (die technische Komponente, Anm.) übersehen", merkte Mandl an. Dieser Prozess habe sich über Jahre gezogen, man müsse nun an ein paar Schrauben drehen, um das in den Griff zu kriegen.
Zudem brauche man heute grundsätzlich Geschick, um die Kinder überhaupt zum Sport zu bewegen, sagte Mandl. Das liege auch an der digitalen Welt.
Eine Beobachtung, die auch der Ski-Experte der "Salzburger Nachrichten" Michael Smejkal teilt: "Dieser Pool an jungen Sportlern wird nicht größer, es gibt viel mehr Ablenkung."
"Da ist mir der Verband zu lethargisch"
Assinger zeigt sich dennoch nicht unzuversichtlich, wieder zur Skination Nummer eins zu werden. Helfen könnte ihm zufolge eine Imagekampagne für den Wintersport.
"Der ÖSV müsste mehr vermitteln, wie schön und wichtig der Sport für die Nation ist", so Assinger. Gerade Talente wie Langläufer Mika Vermeulen könnte man super vermarkten - "da ist mir der Verband zu lethargisch."
"Aus den Fehlern, die wir vielleicht gemacht haben, haben sie gelernt", sagt Assinger über die Schweizer. Man sei vielleicht etwas lethargisch geworden, habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt - die Schweizer hingegen schon.
Aber, so Assinger: "Jetzt schauen wir, was wir von ihnen lernen können. Es werden die entsprechenden Hebel in Bewegung gesetzt."