Katharina Liensberger verlässt die Ski-WM 2021 in Cortina d'Ampezzo als neuer Star des Sports.
Am Samstag fügte die Vorarlbergerin ihrem Parallel-Weltmeistertitel und Riesentorlauf-Bronze auch noch Slalom-Gold hinzu und stach dabei Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin klar aus. Die geschlagenen Dominatorinnen der letzten Jahre verneigen sich.
"Ich habe gewusst, dass Kathi 'on fire' ist", ist Shiffrin beindruckt. "Von einer Medaille zu träumen, ist eine Sache. Dann auch eine zu gewinnen, was anderes."
Im Weltcup hat die 23-Jährige noch nie ein Rennen angeführt. Was eine mögliche nachhaltige Wachablöse im Slalom betrifft, zeigte sich Damen-Rennsportleiter Christian Mitter aber skeptisch.
"Darum ist das so wertvoll"
Liensberger, die ihren ersten Weltcup-Sieg mehrmals knapp verpasst hatte, distanzierte die Slowakin Vlhova in Hirscher-Manier um eine ganze Sekunde und hatte 1,98 Sekunden Vorsprung auf Titelverteidigerin Shiffrin.
"Es ist wirklich unglaublich, dass ich das erleben darf. Der Moment, die Ziellinie zu überfahren und wirklich eine Sekunde vorne zu sein, ist genau darum so wertvoll, weil ich weiß, was ich dafür getan habe und wie viele Leute mich unterstützen", verkündete die Doppelweltmeisterin, die zudem in Cortina völlig überraschend auch Riesentorlauf-Bronze gewann.
"Wusste, was mein Plan ist"
"Ich habe gewusst, was mein Plan ist und was ich zu tun habe, was mein Job ist. Das ist mit Begeisterung und mit Herz skifahren. Natürlich kriegt man vieles am Rande mit, und doch ist es wichtig, das alles auszublenden und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Das ist mir definitiv gut gelungen", ergänzte Liensberger, die sich über viele Komplimente der Konkurrenz freuen durfte.
"Es war nicht genug von mir, weil Katharina wirklich schnell war. Sie ist perfekt gefahren", sagte die im Gesamt- und Slalom-Weltcup in Front liegende Vlhova.
Erfolgreichste Läuferin: "Klingt gut"
Mit zwei Goldenen und einer Bronzemedaille ist Liensberger gemeinsam mit der Schweizerin Lara Gut-Behrami, die in Riesentorlauf und Super-G Gold gewann, dazu Bronze in der Abfahrt, die erfolgreichste Sportlerin der WM.
"Klingt gut, ja", meinte die Göfnerin. Shiffrin hat zwar vier Medaillen, so viele wie keine andere, doch Gold bekam sie nur in der Alpinen Kombination. "Es gab heute kein Szenario, in dem ich mehr als Bronze gemacht hätte", stellte sie klar.
Liensberger macht "physikalisch die Sachen richtig"
Mitter freute sich speziell darüber, dass Liensberger einen Favoritensieg geliefert habe. "Dass sie es drauf hat, weiß man", betonte er.
Wie so junge Athletinnen dann reagieren, "wenn sie bei einer WM da oben stehen, das weiß man dann nie genau. Aber ich habe es mir schon gedacht, weil sie einfach so auf ihre Technik vertraut und auf ihr Skifahren vertraut."
Liensberger mache "einfach physikalisch die Sachen richtig. Sie steht gut dagegen, sie bringt den Ski auf Zug." Zudem habe sie die mentalen Fähigkeiten, die es für ganz vorne brauche.
"So eine Situation kann man einfach sehr selten üben. Aber das, was am nächsten kommt, ist der Weltcup. Da hat sie schon gezeigt, dass sie es kann", führte Mitter aus.
"Zum Schluss ist immer der, der am meisten geübt hat, am besten. Wenn du was gerne machst, dann übst am meisten und tust es am meisten, dann wirst du auch gut darin."
Wachablöse? Mitter ist skeptisch
Ob Liensbergers WM-Sieg gleichbedeutend mit einer neuen Hierarchie in der Welt des Damen-Slaloms sei, vermochte er nicht zu beantworten.
"Es geht alles so schnell. Wenn ich mir die (fünftplatzierte; Anm.) Andreja Slokar anschaue, die schon am Semmering bedingungslos angedrückt hat, dann kommt wieder eine andere nach. Also kann man das nie so sagen, dass jetzt eine lange Dominanz kommt", sagte Mitter.
"Heute ist es einmal so, dass sie das Rennen dominiert hat. Jetzt schauen wir, was man noch besser machen kann, weil es war auch nicht alles perfekt."