Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben: Alexis Pinturault muss mit leeren Händen vom Riesentorlauf-Hang in Cortina d'Ampezzo abziehen.
Und das nach einem Traumlauf im ersten Durchgang, den der Top-Favorit bei schwierigen Bedingungen auf die zu Beginn des Rennens sehr eisige "Labirinti" zaubern konnte. Im Finale platzte der Goldtraum früh: Ausfall im Starthang.
"Natürlich bin ich traurig", gesteht der 29-Jährige, der die letzten drei Weltcup-Riesentorläufe gewinnen konnte, im ORF-Interview. "Es war für mich ein großes Ziel und ich hatte einen sehr guten 1. Lauf."
In der Entscheidung kam er nur wenige Tore weit. "Ich hatte die richtige Linie. Ich habe gewusst, ich muss bei diesen Toren exakt fahren, die ein bisschen ein Problem waren. Trotz allem bin ich dann, ich glaube, auch weil die Sicht schlecht war, in ein Loch rein. Ich hatte keine Zeit mehr zu reagieren, um das etwas zu korrigieren", schildert er sein Problem. "Es ist sicher nicht schön, aber ich werde es weiter probieren. Heute bin ich aber schon traurig."
"Hatte die Chance, diese Erfahrungen hinter mir zu lassen"
2015 in Vail/Beaver Creek hatte Pinturault RTL-Bronze gewonnen, 2017 fiel er in St. Moritz von Platz drei auf Rang sieben zurück. Vor zwei Jahren in Aare führte er ebenfalls nach dem ersten Durchgang und rutschte in der Entscheidung auf den dritten Platz zurück.
Schon damals in Schweden war die Enttäuschung groß gewesen. Pinturault hält nach wie vor bei einem Einzel-Weltmeistertitel, den er in Aare in der Kombination gewann. In Cortina hat sich der Gesamtweltcup-Führende in der Kombi mit Silber hinter Marco Schwarz begnügen müssen.
"Ich habe die Chance gehabt, diese Erfahrungen hinter mir zu lassen. Aare ist zwei Jahre her. Ich habe mich ziemlich gut gefühlt, war wirklich entschlossen. Leider war ich bei der Anfahrt zu diesem Tor etwas zu ungeduldig", sagte Pinturault.
"Mit drei Siegen im Riesentorlauf war ich der klare Favorit. Vielleicht habe ich das nicht genug von mir wegschieben können." Er sei enttäuscht und frustriert. "Ich wollte es hier zu Ende bringen, das hat nicht funktioniert."
Teamkollege springt in die Bresche
Für Pinturault ist es ein schwacher Trost, dass ein Teamkollege in die Bresche springen konnte. Mathieu Faivre krönt sich sensationell zum Doppel-Weltmeister in Cortina.
Nach Gold im Parallelbewerb jubelt der 29-Jährige über einen unerwarteten Titel im Spezial-RTL. Und tritt damit in die Fußstapfen von Jean Claude Killy, der 1968 der bis heute letzte französische Weltmeister im Riesentorlauf war. Alle RTL-Weltmeister>>>
"Mir geht so viel durch den Kopf, es ist schwierig zu verstehen, was passiert ist", versucht Faivre einen Einblick in seine Gefühlswelt zu geben. "Es war zunächst schwer, mich zu freuen, weil Alexis ausgeschieden ist. Aber ich bin sehr stolz darauf, wie ich gefahren bin und mit welcher Einstellung ich reingegangen bin."
Er habe schon in den letzten Wochen ein gutes Gefühl auf den Skiern entwickelt: "Das Wichtigste war zu kämpfen und daran zu glauben. Gold im Parallelrennen war kaum zu glauben, aber heute geht es mir ähnlich."
Faivre ist nach Lara Gut-Behrami (Super-G, RTL) und Vincent Kriechmayr (Super-G, Abfahrt) der dritte Doppel-Weltmeister bei dieser WM. In den Slaloms haben Mikaela Shiffrin und Marco Schwarz ebenfalls noch die Chance auf ein zweites Gold bei den Titelkämpfen.
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