Österreich holt im WM-Riesentorlauf in Cortina d'Ampezzo sensationell eine Medaille! Marco Schwarz stürmt im Finale von Rang sechs noch zu Bronze und damit seiner zweiten Medaille bei dieser WM.
Als bereits alles nach Rang vier für den Kärntner aussieht, scheidet der Halbzeit-Führende und Top-Favorit Alexis Pinturault auf der anspruchsvollen Strecke auf dem steilen und völlig vereisten Starthang überraschend aus.
Damit geht Gold an Pinturaults französischen Landsmann Mathieu Faivre, der 0,63 Sekunden vor dem Italiener Luca De Aliprandini triumphiert. Für Faivre ist es nach dem Erfolg im Parallel-Bewerb die zweite Goldene bei den 46. Titelkämpfen in Cortina. Kombi-Weltmeister Schwarz weist nach zweitbester Laufzeit im Finale als Dritter 0,87 Sekunden Rückstand auf.
Nach drei Medaillen in Aare 2019 (Silber mit der Mannschaft, Bronzeim Slalom und der Kombi), kann der 25-jährige Kärntner am Sonntag das WM-Ergebnis von vor zwei Jahren toppen. Nach Gold in der Kombination und Bronze im Riesentorlauf zählt Schwarz als Weltcup-Leader zu den Top-Favoriten im Slalom.
Roland Leitinger kann im Finale nicht zulegen und muss sich Rang zehn begnügen. Der 29-Jährige beginnt stark, nach zwei Rutschern ist aber viel vom Vorsprung weg.
Titelverteidiger Henrik Kristoffersen (NOR) kann in beiden Läufen nicht mit der Spitze mithalten und wird vor Leitinger Neunter.
Stefan Brennsteiner, Siebenter nach dem 1. Durchgang, scheidet im Finale nach einem Innenski-Fehler nach wenigen Toren aus. Für Manuel Feller ist bereits in Lauf 1 Endstation. Der Tiroler beginnt stark, hält auf dem extrem steilen Starthang mit den Top-3-Läufern mit, scheidet dann aber beim Übergang in den flächeren Mittelteil aus.
Mit Marco Odermatt (SUI) - Zweiter im RTL-Weltcup hinter Pinturault - scheitert einer der Mit-Favoriten mit Startnummer 1 ebenfalls früh aus.
Medaillenspiegel der Ski-WM>>>
Schwarz mit vollem Angriff zu 300. WM-Medaille für Österreich
Mit Schwarz eine Sekunde hinter Platz drei sowie Stefan Brennsteiner auf Rang sieben waren nach Lauf eins gleich zwei der im Riesentorlauf nur zu den Außenseitern zählenden ÖSV-Herren zumindest auf Schlagdistanz zu einer Medaille gewesen. Während der heftig attackierende Brennsteiner in der Entscheidung ausfiel, blieb Schwarz cool und carvte mit zweitbester Laufzeit noch zur Jubiläums-Medaille. Einen Tag nachdem Katharina Liensberger von Halbzeit-Rang vier noch zu Bronze und damit zur 299. WM-Medaille für Österreich gefahren war, schaffte auch Schwarz den Sprung auf das Podest.
Roland Leitinger war unter 100 Startern Halbzeit-Zwölfter und wurde am Ende Zehnter. "Im ersten ist es noch gut gegangen. Dann aber bin ich von einem Tor ins andere reingerutscht und habe mich nicht richtig rehabilitiert bis ins Flachstück. Ich bin's einfach nicht derfahren, muss ich zugeben", gestand der Vizeweltmeister von 2017. Manuel Feller hatte seine Hoffnungen mit einem Sturz schon im ersten Durchgang begraben müssen. "Ich habe versucht, den Starthang voll zu attackieren, weil dort jeder eine Klatsche kriegt", erklärte der Tiroler. "Da war ich dann ein bissl hinten nach, daraus wurde schlussendlich ein Linienproblem."
Pinturault im Traumlauf in Durchgang eins
Pinturault, der die letzten drei Weltcup-Riesenslaloms vor der WM gewonnen hatte, legte im ersten Durchgang mit Startnummer 4 auf der anfangs stellenweise noch extrem eisigen Piste "Labirinti" und dem Kurs seines Trainers Fabien Munier einen Fabellauf hin. Die Strecke wurde später unter Sonneneinwirkung etwas griffiger, trotzdem unterbot niemand mehr die erste Laufzeit von Pinturault. De Aliprandini hielt im drittletzten WM-Rennen dank einer sehenswerten Vollrisiko-Fahrt die vorletzte Chance auf Italiens erste Herrenmedaille bei dieser Heim-WM aufrecht und exekutierte das dann auch.
Pinturault hingegen scheiterte in der Entscheidung schon nach wenigen Toren. Es wäre nach zwei Mal Bronze (2015 und 2019) das erste WM-Gold für den Franzosen im Riesentorlauf gewesen. Nun ist aber Faivre der vierte französischer RTL-Weltmeister und erste seit Jean Claude Killy 1968. Parallel-Champion Faivre ist nun auch Cortina-Doppelweltmeister.
Der Bewerb ging wegen Rückenproblemen ohne Ted Ligety in Szene, für den US-Mehrfachweltmeister hätte es das letzte Karriere-Rennen sein sollen. Der Norweger Henrik Kristoffersen war bei 2,32 Sekunden Rückstand auf Pinturault bereits nach Lauf eins ohne Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung, der Norweger wurde am Ende Neunter und klagte erneut über sein Material. "Es kommt ja noch ein Rennen am Sonntag", hofft Kristoffersen auf den Slalom.
Sturz von ORF-Kamerafahrer Puchner
Die Schweiz hatte mit Loic Meillard einen Läufer zunächst aussichtsreich auf Platz fünf, aber mit dem Mitfavoriten Marco Odermatt (Startnummer 1) sowie Gino Caviezel und Justin Murisier die restlichen drei Läufer bereits im ersten Durchgang verloren. Meillard wurde am Ende Fünfter.
Wie eisig die Strecke war, sah man schon ganz am Beginn. Nachdem sogar ORF-Kamerafahrer Joachim Puchner gestürzt war, erwischte es gleich danach den mit Nummer 1 kommenden Odermatt. Insgesamt erreichten 60 Fahrer Lauf zwei, 38 kamen nicht ins Ziel. Nicht geschafft hat es auch der für Mexiko startende, 62-jährige Hubertus von Hohenlohe, der mit Nummer 99 fahrend nach wenigen Toren stürzte.