Dass Frankreich dieser Tage die Ski-WM ausrichten darf, ist auch der Verdienst von Michel Vion.
Der ehemalige Rennläufer, der bei der WM 1982 in Schladming Gold in der Kombination holte, war von 2010 bis 2021 Präsident des französischen Skiverbands und mitverantwortlich dafür, dass Courchevel/Meribel den Zuschlag erhielt.
Seit zwei Jahren ist Vion Generalsekretär der FIS und einer der engsten Mitarbeiter von Präsident Johan Eliasch.
Im Gegensatz zu seinem Chef steht Vion der Presse gerne Rede und Antwort. Im LAOLA1-Interview erklärt der 63-Jährige, was man bei der FIS von der neuen Allianz zwischen dem ÖSV, DSV und Swiss Ski hält und wie man auf die Kritik am Weltcup-Kalender reagieren will. Das könnte auch Auswirkungen für Saalbach-Hinterglemm haben, wo 2025 die nächste WM stattfindet.
LAOLA1: Wie lautet Ihre erste Zwischenbilanz der WM? Sie sind ja mitverantwortlich dafür, dass Courchevel/Meribel 2018 den Zuschlag erhalten hat.
Michel Vion: Es sind großartige Eindrücke. Wir haben zwei unterschiedliche Orte, mit Vor- und Nachteilen. Ich war Präsident des französischen Skiverbandes, als wir uns für die WM beworben haben, und wir haben die richtigen Argumente geliefert. Die Pisten sind beeindruckend, das Wetter ist herrlich. Es läuft gut, hoffen wir auf eine gute zweite Woche.
LAOLA1: Apropos Wetter: In dieser Saison gab es in Anbetracht des Klima-Wandels viel Kritik am Weltcup-Kalender mit dem frühen Start, den vielen Rennen und zwei Übersee-Reisen. Wie reagiert die FIS auf diese Kritik?
Vion: Der Rennkalender ist immer ein großes Thema, hier wollen alle mitreden und jeder vertritt seine eigenen Interessen. Aber wir werden einige Dinge anpassen. Die Anzahl der Rennen schwankt immer zwischen 40 und 45, in einer Saison ohne WM oder Olympische Spiele wie im kommenden Winter werden es eher mehr sein. Die Idee für die Zukunft ist es auch, den Saisonstart um eine oder zwei Wochen nach hinten zu verlegen. Das betrifft vor allem die Rennen in Sölden und Zermatt. Außerdem diskutieren wir gerade, das Weltcup-Finale auf zwei Wochenenden auszudehnen. Das könnte schon in Saalbach in der kommenden Saison umgesetzt werden. Noch ist aber nichts entschieden, der offizielle Weltcup-Kalender soll im Frühjahr fixiert werden.
LAOLA1: Könnte es in der kommenden Saison auch neue Weltcup-Orte geben?
Vion: Wir versuchen, neue Orte zu finden. Neue Orte heißt aber nicht unbedingt neue Länder. Der Kalender ist von Sölden weg bis Anfang Februar fast immer der selbe, da kann man nicht viel verändern. Ohne Großereignis hat man im Februar oder März die Chance, neue Ort einzubinden. Mehr kann ich noch nicht sagen.
LAOLA1: Haben wir hier bei der WM die letzte Alpine Kombination gesehen oder hat diese Disziplin noch eine Zukunft?
Vion: Eines ist sicher: Bei den Olympischen Spielen 2026 in Mailand wird es die Kombination in diesem Format wie aktuell nicht mehr geben. Die Idee ist ein neues Format, das könnte eine Team-Kombination sein. Ein Speed-Fahrer und ein Techniker bilden ein Team, das schnellste Team gewinnt. Das ist eine Idee. Die FIS muss auf jeden Fall Anpassungen vornehmen und im Frühjahr darüber entscheiden, wie es weiter geht.
LAOLA1: Gilt das auch für die Parallel-Events? Im Weltcup gibt es bei Frauen und Männern nur mehr jeweils eines davon in Lech/Zürs.
Vion: Es kann sein, dass es auch hier in Zukunft Veränderungen gibt. Bei der WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm wird es definitiv weniger Bewerbe als hier geben. Statt 13 könnten es elf oder sogar zehn sein. Der Einzel-Parallel-Bewerb wird sicher nicht in der gleichen Form ausgetragen wie jetzt.
LAOLA1: In Kitzbühel haben der ÖSV, DSV und Swiss Ski eine enge Kooperation beschlossen. Sehen Sie das als Allianz gegen die FIS?
Vion: Die Kooperation zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz hat es schon immer gegeben. Jetzt ist sie nur offizieller. Wenn es der Weiterentwicklung des Skisports dient, dann ist das kein Problem. Das Verhältnis zwischen diesen Nationen und der FIS ist im Moment nicht sehr gut. Beide Seiten müssen sich bemühen. Die FIS muss respektieren, dass diese Nationen viel Erfahrung, Wissen und Geschichte haben. Das müssen wir nützen. Gleichzeitig müssen wir den Sport aber weiterentwickeln, das ist sehr wichtig. Wir können nicht im Hier und Jetzt stehenbleiben. Diese drei großen Nationen müssen verstehen, dass es nicht gegen ihre Interessen geht, sondern darum, den Sport weiterzuentwickeln. Wir müssen das konstruktiv gestalten. Wir sind nicht hier, um gegeneinander zu kämpfen, sondern für den Sport, die Athleten und die Jugend. Das sollten wir nicht vergessen. Wir werden nach der WM versuchen, Lösungen zu finden.