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Für den ÖSV geht es um mehr als nur Medaillen

Sportliche Krise hier, verbandsinterne Unruhen da. Einen Misserfolg bei der WM braucht jetzt wirklich niemand.

Für den ÖSV geht es um mehr als nur Medaillen Foto: © GEPA

Jetzt zählt's!

Ab Montag geht es bei der Ski-Weltmeisterschaft in Courchevel/Meribel um Gold, Silber und Bronze (alle Bewerbe im LIVE-Ticker >>>). Für den ÖSV steht in Frankreich viel auf dem Spiel.

Entweder man "rettet" eine bisher an Erfolgen gemessen magere Saison mit ausreichend Edelmetall oder diese setzt sich beim Highlight des Winters fort. Dann droht sogar eine historisch schlechte WM.

Der erfolgsverwöhnte Österreichische Skiverband ist in der WM-Geschichte nicht oft mit einer derart bescheidenen Weltcup-Bilanz zu den Titelkämpfen gereist. In bisher 56 Rennen gab es nur 17 Podestplätze. Zum Vergleich: Die Topstars Mikaela Shffrin (14) und Marco Odermatt (15) haben alleine fast genauso viele.

Die ÖSV-Asse konnten bis auf wenige Ausnahmen in dieser Saison nicht wie erhofft liefern. Vincent Kriechmayr ist der einzige, der Siege einfahren konnte, dafür allerdings gleich drei. Zwölf der 17 Podestplätze gehen auf das Konto der Männer, die Frauen hatten noch keinen einzigen Sieg zu bejubeln. Besonders die Technikerinnen fuhren bisher klar der Weltspitze hinterher und sind die bekannte Problemzone.

Niedrige Erwartungen - hoher Druck

Die Erwartungshaltung für die WM ist beim ÖSV dementsprechend niedrig. War man 2021 in Cortina mit fünf Goldenen noch die Nummer eins im Medaillenspiegel, ist man sich 2023 bewusst, dass man in Frankreich nicht als Topfavoriten an den Start geht. Präsidentin Roswitha Stadlober gab "vier bis sechs Medaillen" als Ziel aus.

Erreicht man lediglich das Minimalziel von vier Medaillen, wäre das ein historisch schlechtes Abschneiden. Seit 1987 hat der ÖSV nur zwei Mal so wenig Edelmetall abgestaubt, 1996 in der Sierre Nevada und 1997 in Sestriere gewann man nur vier Medaillen.

Beim ÖSV ist man zumindest nach außen hin bemüht, das Positive an der Situation herauszustreichen. Die Rolle der Jäger sei angenehmer als die der Gejagten, meint man.

Klar ist aber auch: Der Druck, abliefern zu müssen, ist trotzdem da – sowohl bei den AthletInnen als auch bei den ÖSV-Verantwortlichen.

(Un)Ruhe in der ÖSV-Führung?

Denn auch die Verbands-Führung wird letztlich an den Erfolgen gemessen. Bleiben diese in Frankreich aus, könnte es intern noch mehr Unruhe als derzeit ohnehin schon geben.

Die Krise bei den Technik-Frauen zog eine Diskussion rund um das erst im Frühjahr neu bestellte Trainerteam um Thomas Trinker nach sich. Unmittelbar vor der WM schmiss der Star-Coach von Katharina Liensberger, Livio Magoni, mitten in der für die Vorarlbergerin verkorksten Saison hin.

Nebenbei sorgten aktuelle und Ex-Würdenträger wie Patrick Ortlieb und Peter Schröcksnadel mit zum Teil – nennen wir es mal – originellen Wortspenden und Auftritten für Aufsehen. Ortliebs öffentliche Kritik an diversen Versäumnissen des Verbandes kam nicht nur bei Ex-Präsident Schröcksnadel sondern auch bei Stadlober und anderen Entscheidungsträgern nicht gut an.  

Man hat derzeit generell das Gefühl, dass die Stimmung in der Führungsriege des ÖSV schon einmal besser war. Sinnbildlich dafür war das Auftreten bei den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel, wo sich im Zielbereich der Streif auf der einen Seite Stadlober, Generalsekretär Christian Scherer, Alpin-Chef Herbert Mandl und auch Schröcksnadel versammelten, auf der anderen Finanzchef Ortlieb mit dem umstrittenen FIS-Präsidenten Johan Eliasch, dessen Wiederwahl der ÖSV gemeinsam mit anderen Nationen angefochten hat.  

Einen Misserfolg bei der WM braucht da wirklich niemand. Dieser würde die Diskussionen um Arbeitsweisen und Strukturen im Verband wohl zusätzlich befeuern anstatt wieder etwas Ruhe einkehren zu lassen.

Für den ÖSV geht es bei der WM also um mehr als nur Medaillen.


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