Wendy Holdener out, Mikaela Shiffrin Zweite - die Slalom-Weltmeisterin 2023 heißt Laurence St-Germain. Was für eine Sensation!
Die 28-jährige Kanadierin war zuvor im Weltcup nie besser als auf Rang sechs. "Es ist verrückt, so unwirklich. Ich habe das nicht erwartet. Überwältigend!", sagt St-Germain fast perplex über ihren unerwarteten Triumph.
Auf dem dritten Platz nach dem ersten Durchgang gelegen, stach die Franko-Kanadierin mit der sechstbesten Laufzeit die vor ihr postierten Holdener und Shiffrin noch aus. Die US-Amerikanerin ließ im zweiten Lauf vollkommen aus und lag am Ende 0,57 Sek. hinter der neuen Weltmeisterin. Ergebnis des WM-Slaloms>>>
"Allein meinen dritten Platz zu behalten, war schon unglaublich. Auf den ersten Platz zu fahren, fühlt sich unwirklich an."
Nach Gold durch Anne Heggtveit 1960 und Nancy Greene, die 1968 Silber geholt hatte, ist es erst die dritte Medaille in einem Frauen-WM-Slalom für Kanada.
Gold-Coup nach einer wenig prachtvollen Saison
St-Germain stammt aus Saint-Ferréol-les-Neiges nahe dem bekannten Skigebiet Mont Sainte-Anne in der Provinz Quebec. Als sie drei Jahre alt ist, steht sie zum ersten Mal auf Skiern.
Im November 2015 gab St-Germain beim Slalom in Aspen ihr Debüt im Weltcup, zwei Jahre sollte es dauern, bis sie ihren ersten Weltcup-Punkte einfuhr. Das erste Top-Ten-Ergebnis erreichte sie 2018 im Slalom am Semmering.
Bei der WM 2019 in Aare ließ die Informatik-Studentin schon mit Rang sechs in ihrer Parade-Disziplin aufhorchen, vor zwei Jahren in Cortina wurde sie 17.
Die aktuelle Weltcup-Saison verlief für St-Germain bisher durchwachsen, von Platz sieben vor der WM in Spindlermühle bis Platz 26 war alles dabei, zwei Mal qualifizierte sie sich nicht für den zweiten Durchgang.
"Heute hat man wieder gesehen, wie schnell es im Skisport gehen kann. St-Germain hat keine prachtvolle Saison hinter sich und ist jetzt Weltmeisterin", merkt ÖSV-Frauen-Cheftrainer Thomas Trinker an.
Weltmeisterin? "Noch ein bisschen fremd"
St-Germain hätte selbst nicht mit ihrem Gold-Coup gerechnet, wie sie zugibt.
"Ich habe das definitiv nicht erwartet. Ich wusste, ich kann ein gutes Ergebnis einfahren, wenn ich zwei solide Läufe erwische, aber das Problem war heuer ein bisschen die Konstanz", sagt die 28-Jährige.
"Ich habe im zweiten Lauf Fehler gemacht, habe Schläge erwischt und gedacht, ich muss mehr attackieren", so St-Germain, die "sehr überrascht" über den Rückfall von Shiffrin gewesen ist. "Es hört sich noch ein bisschen fremd an - Weltmeisterin."
Für das kanadische Team war es bei den Titelkämpfen die vierte Medaille und die zweite in Gold, nachdem James Crawford im Super-G gewonnen hat.
Medaillenspiegel der Ski-WM 2023 >>>