news

Katharina Liensberger und das Gefühl vom Fliegen

Nach harten Zwischenlandungen lodert das Feuer bei Katharina Liensberger. Bei der WM in Frankreich will sie wieder fliegen.

Katharina Liensberger und das Gefühl vom Fliegen

Vor ziemlich genau zwei Jahren war Katharina Liensberger auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere.

Bei der WM 2021 in Cortina d'Ampezzo holte die Vorarlbergerin Gold im Slalom und Parallel-Riesentorlauf und krönte damit eine starke Saison, in der sie auch den Slalom-Weltcup gewann.

Es war eine Zeit, in der sich skifahren für sie wie fliegen angefühlt hat, sagt Liensberger.

Inzwischen hat die 25-Jährige die eine oder andere harte Zwischenlandung hingelegt. Von Leichtigkeit war in dieser Saison keine Spur, Verunsicherung statt Selbstvertrauen, Zurückhaltung statt schneller Schwung waren die Realität.

Das Missverständnis Magoni: "Ich habe das in 20 Jahren noch nie erlebt"

Mitten in der Krise, die auch vor anderen ÖSV-Technikerinnen nicht Halt machte, ergriff dann Star-Trainer Livio Magoni, der einst Tina Maze und Petra Vlhova zu Erfolgen coachte und gleiches mit Liensberger vollbringen hätte sollen, die Flucht.

Der Italiener, der erst seit April 2022 im Amt war, erklärte seinen eiligen Abschied wenige Wochen vor der Weltmeisterschaft mit "technischen, logistischen und organisatorischen Missverständnissen" in der Zusammenarbeit.

Beim ÖSV musste man das so zur Kenntnis nehmen. "Ich habe das in 20 Jahren noch nie erlebt, dass ein Trainer mitten im Winter aufhört", sagt Frauen-Cheftrainer Thomas Trinker gegenüber LAOLA1. "Er hat gesagt es reicht, er kann und mag nicht mehr. Das haben wir dann akzeptiert."

Woran die Zusammenarbeit mit Magoni letztlich wirklich gescheitert ist, kann Liensberger nicht sagen. Fest steht, es lag nicht nur an der sprachlichen Barriere zwischen der Vorarlbergerin und dem Italiener.

"Fakt ist, dass es gewisse Dinge gegeben hat, wo wir nicht harmoniert haben und wo dann einfach auch der Zeitpunkt gekommen ist und Livio seine Entscheidung getroffen hat", erklärt Liensberger.

Rückblickend, sagt sie, könnten sie die Erfahrungen des bisherigen Winters sicher irgendwann weiter bringen. Aktuell ist der Blick aber nur nach vorne gerichtet.

"Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, dass man einen Star-Trainer hat"

Liensberger ist wieder vollständig in die ÖSV-Slalom-Gruppe von Georg Hatzl und Assistenztrainer Alex Steinkogler integriert. Zusätzliches kümmert sich Florian Stengg um alles, was die Planung betrifft.

"Wenn Katharina trainiert sind mindestens immer zwei Trainer da plus Servicemann", gibt Trinker Einblick. "Das läuft ganz gut an und es zeigt sich schon, dass es vielleicht gar nicht so wichtig ist, dass man einen Star-Trainer hat, sondern dass die Kommunikation funktioniert und die Athletinnen auch rückfragen können."

Mit Berthold schließt sich ein Kreis

Kurz vor der WM wurde auch noch Matthias Berthold als Mentaltrainer ins Boot geholt. Der ehemalige ÖSV-Herren-Cheftrainer (2010-2014) soll Liensbergers Vertrauen in ihr Können wieder herstellen.

Den 57-Jährigen kennt sie schon länger, dessen Bruder Alexander betreute Liensberger schon in Kindertagen in der Skihauptschule und im Vorarlberger Landeskader.

"Für mich ist es sehr schön, weil sich der Kreis aus früheren Zeiten wieder schließt", sagt Liensberger. "Er gibt mir einfach eine gute Sicherheit. Wir sprechen auch die gleiche Sprache."

Berthold fungiert in erster Linie als Mentaltrainer, war aber auch schon beim Schneetraining am Berg dabei, wie die Vorarlbergerin erzählt. "Er schaut meine Trainigsvideos an und gibt seine Inputs, was immer er auch sieht und wo er meint, er kann mich weiterbringen. Er ist in den vielen Bereichen eine Unterstüztung. Ich freue mich, das aus mir herauszuholen, was momentan wirklich in mir steckt. Das Wichtigste ist, dass ich Spaß und Freude habe und das innere Feuer spüre."

Das Feuer lodert 

Dieses Feuer es loderte in den letzten Monaten nicht immer lichterloh. Jetzt ist es wieder da.

"Mir macht Skifahren Freude und das spüre ich auch. Wie ich in letzter Zeit gefahren bin, das war nicht das, wo ich mich wohl fühle. Es war jetzt wichtig, dahin zurückzufinden und ich merke: Ich fühle mich wohl auf den Skiern. Da nehme ich auch gerne jede Herausforderung an."

Die nächste Herausforderung steht vor der Tür und heißt WM. Das Programm der 25-Jährigen sieht als Auftakt den Parallelbewerb vor, der oftmals eine Überraschungskiste ist und der vielleicht die Kehrtwende mit sich bringt. Liensberger kann bei nur drei Top-10-Ergebnissen in der Saison 2022/23 in 17 Rennen jedenfalls nur überraschen.

Wieder fliegen

In Frankreich will Liensberger wieder "abheben" und gleichzeitig am Boden bleiben.

"Es ist immer ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, um sportlichen Erfolg erzielen zu können. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich hier sein kann, gesund bin und wieder Freude am Skifahren habe. Ich habe wirklich die Chance, das Beste aus mir herauszuholen", sagt Liensberger.

Das Gefühl vom Fliegen, es soll bei der WM wieder zurückkehren.

"Das muss sich erst aufbauen. Wenn die Faktoren zusammenspielen und ich mich auf den Skiern wohl fühle, dann kommt das Gefühl viel leichter. Dann kann ich jeden einzelnen Schwung genießen und ich merke, dass ich von Tor zu Tor schneller werde. Das zu spüren, wie ich es vor zwei Jahren in Cortina gespürt habe, da will ich wieder zurück."

Kommentare