Nach sieben WM-Goldmedaillen als Aktiver darf Marcel Hirscher dank Henrik Kristoffersen den ersten WM-Titel für seine Ski-Marke "Van Deer-Red Bull" feiern.
Der Norweger katapultierte sich zum Abschluss der WM in Frankreich vom 16. Platz nach dem ersten Lauf noch zu seinem ersten WM-Gold im Slalom. Ergebnis des WM-Slaloms >>>
"Marcel war bei Ferdl am Handy, aber es war so viel Stress, dass ich noch nicht mit ihm gesprochen habe", sagt Kristoffersen auf LAOLA1-Nachfrage nach dem Rennen - mit einem breiten Grinser im Gesicht.
Am Sonntagabend meldet sich Hirscher dann auch öffentlich zu Wort und meint: "Henrik hat uns eines Besseren belehrt und ist womöglich den besten zweiten Durchgang seines Lebens gefahren - ich kann nur den Hut ziehen und gratulieren. Für uns ist es nicht selbstverständlich, dass wir diese Erfolge bereits im ersten Jahr feiern dürfen. Wir wissen, was es dazu braucht, umso größer ist die Freude und Dankbarkeit, dass wir das geschafft haben."
Das Problem mit den Kanten
Kristoffersen beschreibt seinen Zustand nach dem Gold-Coup als "emotional müde". "Es war eine Achterbahnfahrt die letzten Tage", erzählt Kristoffersen. "Wir haben nicht wirklich ein Setup gefunden, das so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich hatte gestern im Training Probleme und auch heute im ersten Durchgang."
Das Problem war die Einstellung der Kanten. Dem "Van Deer"-Team fehlen in seiner ersten Saison noch die Erfahrungswerte auf den unterschiedlichen Untergründen. Da kann auch der weltbeste Ski-Tester, wie Kristoffersen Hirscher immer nennt, nicht immer helfen.
"Marcel und ich haben ein ähnliches Gefühl, aber technisch fahre ich ein bisschen anders. Da muss man die richtige Einstellung der Kanten finden, das war ein bisschen ein Problem in den letzten Tagen", erklärt Kristoffersen.
Als Kristoffersen begann, mit Gold zu spekulieren
Nur Platz 16 und 0,91 Sekunden Rückstand auf den Führenden Manuel Feller waren zur Halbzeit die Konsequenz daraus. Im Finale nutzte Kristoffersen die deutlich besserer Piste und Sicht gnadenlos aus. Läufer um Läufer zerschellte an seiner Zeit, Kristoffersens Miene wurde mit jedem Läufer heller.
"Wenn man im Ziel sitzt und zuschauen muss, bin ich viel nervöser, als wenn ich als Halbzeit-Führender als Letzter am Start stehe", schildert der Norweger sein Zittern im Ziel.
"Ich dachte zu Beginn nicht, dass es für Gold reichen könnte. Ich war der Meinung, dass ich oben nicht gut genug gefahren bin. Der untere Teil war gut", erklärt Kristoffersen. Als nur noch fünf Läufer am Start standen hat er erstmals angefangen mit Edelmetall zu spekulieren, jedoch nicht mit Gold. "Heute wäre es nach dem ersten Lauf schon großartig gewesen, auf dem Podium zu stehen."
Kristoffersen: "Das Ziel ist immer mehr und mehr"
Am Ende konnte es Kristoffersen kaum fassen, als auch Feller seine Bestzeit nicht knacken konnte und er als Weltmeister feststand. Es ist seine insgesamt dritte WM-Medaille, die zweite in Gold nach jener im Riesentorlauf 2019.
"Meine Karriere ist nicht so unglaublich wie jene von Marcel, aber schon unglaublich", sagt der Gewinner von 30 Weltcup-Rennen. "Aber das Ziel ist immer mehr und mehr. Ich bin jetzt zwischen den Rennen ruhiger als früher, aber wenn ich am Start stehe, ist die Lust auf Siege, Podestplätze und Medaillen noch immer so wie mit 18."