Es war alles angerichtet zum Auftakt der 47. Ski-Weltmeisterschaft.
Über Meribel strahlte die Sonne über die schneebedeckte Landschaft, die Tribüne im Zielraum der "Roc de Fer"-Piste war für einen Montag gut gefüllt mit euphorischen Fans.
Doch was die Zuschauer zu sehen bekamen, war einer WM nicht wirklich würdig. Damit meine ich keinesfalls die Leistungen der Sportlerinnen, die nicht hoch genug einzuschätzen sind, sondern den Bewerb an sich.
Die Alpine Kombination war einst die Königsdisziplin im Skisport, nur die vollkommensten Rennläufer beherrschten sie. Mittlerweile ist sie wie ein lästiges Anhängsel, das mitgezogen wird, weil sich niemand traut, ihr endgültig den Laufpass zu geben.
Die öffentliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Kombination, die seit Jahren geführt wird, ist zuletzt beinahe eingeschlafen. Kein Wunder, im Weltcup ist dieser Bewerb schon gestorben. Keine einzige Kombination steht im Rennkalender, bei den Frauen sogar schon das dritte Jahr in Folge.
So erfolgreich die Österreicher in der Kombination immer waren bzw. sind, aber im Ernst: Hier werden Medaillen für etwas vergeben, das quasi nicht mehr existiert.
Warum sich die FIS dennoch seit Jahren weigert, die Kombination endgültig zu begraben, ist mir schleierhaft. So oft schon darüber diskutiert wurde, wie man die Disziplin aufwerten könnte, so oft ist rein gar nichts passiert. Wenn man keine Lösung findet, schafft die Kombination doch bitte endlich ab!
Gründe dafür gibt es genug. Den wohl schlagkräftigsten liefern die Protagonisten selbst: Die für die Kombi notwendigen Allrounder gibt es nicht mehr, die Gattung der Ski-Universalisten ist bis auf ein paar Ausnahmen ausgestorben. Die Profis setzen lieber auf Spezialistentum.
Bei der WM-Kombination der Frauen in Meribel waren nur 33 Läuferinnen am Start, am Ende standen 18 im Klassement. Unter anderem verzichteten Lara Gut-Behrami, Sofia Goggia und die gesundheitlich angeschlagene Cornelia Hütter nach dem Super-G auf den Slalom. In diesem gab es extra lange Startintervalle, um die "Show" künstlich in die Länge zu ziehen. Die Spannung war kaum auszuhalten – Ironie off!
Bei den Männern am Dienstag stehen immerhin 54 Läufer auf der Startliste, aber auch hier werden Topstars wie Marco Odermatt, Vincent Kriechmayr oder Dominik Paris den Super-G eher als Training für die in den folgenden Tagen anstehenden Speed-Bewerbe nutzen und wohl auf den Slalom verzichten.
Ein Sinnbild für den aktuellen Stellenwert der Kombination. Auch wenn einige ÖSV-Athleten diesen Erfahrungsvorteil gerne nützen, hat Cheftrainer Marko Pfeifer nicht unrecht wenn er sagt: "Es ist sehr schade, wenn es im Weltcup kein einziges Rennen gibt. Wenn die Kombi dann von vielen Speed-Spezialisten als Training genutzt wird, ist es nicht schön für unseren Sport."
Warum die Kombination in Courchevel/Meribel nicht wie bei den letzten Titelkämpfen auch nach der Abfahrt angesetzt worden ist, darüber lässt sich nur spekulieren.
Fakt ist: Die Kombination ist in ihrer aktuellen Form nicht mehr zu retten. Das hat man unter anderem durch Regeländerungen mehrmals vergeblich versucht und ist kläglich gescheitert.
Ende Mai gäbe es beim FIS-Kongress die nächste Chance, die Kombination endgültig abzuschaffen. Ob das tatsächlich passiert, darf bezweifelt werden.
Nicht umsonst sagte Ramona Siebenhofer bei der WM in Meribel vor ihrer womöglich letzten Kombination: "Ich habe im vergangenen Jahr bei Olympia schon geglaubt, das ist die letzte, die ich fahren werde. Jetzt stehen wir wieder da."