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Sofia Goggia: Wenn sie die Angst umarmt

Sofia Goggia ist die personifizierte Attacke. Das Aroma von Adrenalin ist ihr Parfüm. Eine Geschichte von großen Siegen und Knochenbrüchen.

Sofia Goggia: Wenn sie die Angst umarmt Foto: © GEPA

Die "Pechmarie" ist auf Goldmission.

Sofia Goggia ist die Königin unter den Speed-Damen, eine WM-Goldmedaille fehlt der Italienerin aber noch.

Sieg ist für Goggia die einzige Option, immer. Es gibt nur ganz oder gar nicht, dazwischen liegt nicht viel.

Dementsprechend stürzt sich die Italienerin die Abfahrts-Pisten dieser Welt hinunter. Furchtlos,  aggressiv, immer mit dem einen Ziel vor Augen – und im Bewusstsein, dass der nächste Schwung der letzte sein könnte, bevor sie im Netz landet.

Sofia Goggia ist die personifizierte Attacke. Verletzungen gehören für sie zu ihrem Sport wie Siege. Goggia liebt die Show. Das Aroma von Adrenalin ist ihr Parfüm. 

Eine Geschichte von großen Siegen und Knochenbrüchen

2018 bei den Winterspielen in Pyeongchang bestieg Goggia den Abfahrts-Olymp. Sie wurde damit die erste italienische Olympiasiegerin in dieser Disziplin.

2019 holte sie mit Silber im Super-G im schwedischen Aare ihre zweite WM-Medaillen nach Riesentorlauf-Bronze 2017.

Die folgenden Großereignisse waren für Goggia ein Wettlauf gegen die Zeit, noch bevor sie aus dem Starthaus ging. Nicht immer gewann sie.

Eineinhalb Wochen vor ihrer Heim-WM in Cortina d’Ampezzo 2021 verletzte sich die als Topfavoritin gehandelte Italienerin in Garmisch-Partenkirchen nach der Absage des dortigen Super-G bei der Abfahrt ins Tal. Bei einem Sturz erlitt sie einen Bruch des Schienbeinkopfes. Unter Tränen musste Goggia ihr Antreten bei der Heim-WM absagen. Ohne in der restlichen Saison noch ein Rennen zu bestritten zu haben gewann Goggia aufgrund ihrer Dominanz zu Beginn des Winters den Abfahrts-Weltcup.

Der Winter 2021/22 begann ähnlich stark wie der vorherige, Goggia legte saisonübergreifend einen Siegeslauf von acht Abfahrten (bei denen sie am Start stand) hin – bis sie sich erneut verletzte.

Mitte Jänner 2022 stürzte Goggia im Super-G in Cortina d’Ampezzo so schwer, dass sie sich das Kreuzband einriss, das Kniegelenk verstauchte und eine kleine Fraktur im Wadenbein erlitt. 23 Tage später stand Goggia bei den Olympischen Spielen in Peking in der Abfahrt am Start  – und Silber gewann.

Auf einem Bein und mit blutiger Hand

Einen Tag nach ihrer Hand-OP gewinnt Goggia die Abfahrt
Foto: © GEPA

Im Dezember vergangenen Jahres dann der nächste Husarenritt. Goggia bricht sich in der ersten Abfahrt in St. Moritz zwei Knochen in der Hand. Anstatt auf das zweite Rennen tags darauf zu verzichten fährt sie nach Mailand, lässt sich operieren und steht tags darauf mit an die Hand geklebtem Skistock am Start. Goggia gewinnt die zweite Abfahrt und jubelt mit blutender Wunde, während die Skiwelt aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.

"In Peking habe ich eine Olympia-Abfahrt auf nur einem Bein gemacht. Nur eine Hand zu haben, war also okay", sagte Goggia nach ihrem Sensationstriumph lässig.  

Die 30-Jährige geht regelmäßig an ihre körperlichen Grenzen und auch darüber hinaus. Für Goggia scheint nichts Unmöglich zu sein. Ihre Postings auf Social Media versieht sie mit dem Hashtag "Only the brave" – "Nur die Tapferen". 

"Angst darfst du nicht verdrängen, du musst sie umarmen", sagte Goggia einmal. "Die beste Medizin gegen die Angst ist die Liebe."

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