Die Ski-WM 2023 ist Geschichte! Und Geschichten wurden in den letzten zwei Wochen viele geschrieben.
Griechenland jubelt über eine historische Medaille, Österreich leckt die Wunden und verarbeitet einen Gold-Nuller.
Gewinner gab es viele - nicht nur solche, die am Ende auch die Goldmedaille um den Hals hatten.
Die Tops und Flops der 47. Alpinen Ski-WM in Courchevel und Meribel:
Die TOPS:
SCHWARZ: Für ÖSV-Chefcoach Marko Pfeifer ist Marco Schwarz der Hättiwaritäti-Superstar dieser WM. In der Tat wäre für den Kärntner Alleskönner mehr möglich gewesen. Silber in der Kombination und Bronze im Riesentorlauf ist dennoch eine starke Bilanz, in der Abfahrt war Schwarz mit nur einem Weltcup-Rennen als Erfahrungswert als Vierter bester Österreicher. Dazu kam jeweils Rang sechs im Super-G und Slalom.
SCHWEIZ: Mit der programmierten Goldmedaille im Riesentorlauf und der heiß begehrten in der Abfahrt fettete Marco Odermatt sein Erfolgskonto auf. In der Frauen-Abfahrt schlug Jasmine Flury zu. Damit gingen erstmals seit Crans-Montana 1987 und Maria Walliser sowie Peter Müller beide Goldenen in der Königsdisziplin an die Eidgenossen. Dazu kamen drei Silber- und eine Bronzemedaille.
TEAM NORWEGEN: Heia Norge! Die Skandinavier präsentierten sich in beiden Geschlechtern und nahezu allen Disziplinen schnell. Über Gold jubelte im Parallelbewerb Maria Therese Tviberg sowie im Slalom Henrik Kristoffersen. Speed-Star Aleksander Aamodt Kilde fuhr Doppel-Silber in Abfahrt und Super-G ein, Silber im Teambewerb sowie vier Bronzemedaillen zeugen vom kollektiv schnellen Schwung, der auch im ÖSV als Vorbild gesehen wird.
DIE HAASERS: Ricarda Haaser und Raphael Haaser waren aus österreichischer Sicht die Überraschungen der ersten WM-Tage. Dass sich das Geschwister-Paar aus Tirol jeweils in der Kombination die Bronzemedaille schnappt, war im Vorfeld nicht erwartet worden. Für Ricarda endete die Veranstaltung mit einer Knieverletzung im Riesentorlauf freilich mit einer schmerzlichen Note.
RENN-STIMMUNG: In den kleinen, aber feinen Zielstadien kam Stimmung besonders dann auf, wenn sich Franzosen oder Französinnen talwärts schwangen. Praktisch alle Rennen waren ausverkauft oder nahezu mit der Maximalkapazität belegt. "Auswärtsfans" kamen in großer Zahl vor allem aus der Schweiz, gefolgt von Österreich.
ITALIENS FRAUEN: Obwohl der Krebstod der früheren Abfahrerin Elena Fanchini einen traurigen Schatten warf, räumten die Italienerinnen groß ab. Allen voran Federica Brignone mit Gold in der Kombination und Silber im Riesentorlauf. Marta Bassino setzte sich im Super-G die Krone auf. Da war es sogar verschmerzbar, dass Speed-Queen Sofia Goggia überraschend ohne Medaille blieb.
ORTLIEB: So oft wurde sie in ihrer Karriere schon durch schwere Verletzungen gestoppt. Auch vor der WM gab es wieder einen Rückschlag. Nach einem Sturz in Cortina d'Ampezzo war ein Start bei der WM lange fraglich. Letztlich wurde die Vorarlbergerin rechtzeitig fit - und wie! Nur 4 Hundertstel fehlten ihr zum ganz großen Coup in der Abfahrt. So knapp dran an Gold war im ÖSV-Team sonst niemand. Und das nach der schweren Knieverletzung im Jänner 2021. In der Comeback-Saison darf sie nun endlich einmal jubeln.
PINTURAULT: Der Hausherr spielte den Heimvorteil aus. Alexis Pinturault fuhr sich schon am zweiten Tag mit Kombi-Gold den Druck von der Seele und legte mit Bronze im Super-G noch nach. Allein dem bald 32-Jährigen ist es zu verdanken, dass die Bilanz der Gastgeber-Nation nicht desaströs ausfällt. Bleibt die Frage, wie lange Pinturault der großen Bühne nach diesem Höhepunkt noch erhalten bleibt.
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RASCHNER UND DER RICHTIGE RIECHER: Österreichs Trainer machten mit der Nominierung von Dominik Raschner alles richtig. Der Parallel-Spezialist aus Tirol zahlte das Vertrauen mit Silber bei seinem einzigen Einsatz in der Paradedisziplin zurück und präsentierte sich auch im Teambewerb stark.
WETTERGLÜCK: Strahlend blauer Himmel besorgte die perfekte Tourismus-Werbung für die Hochpreis-Region. Das Kaiserwetter in Dauerschleife hat aber auch Schattenseiten: In zwei Wochen fiel kein einziges Schneeflöckchen vom Himmel, abseits der Pisten dominierte recht schnell die Farbe braun.
TEAM KANADA: Sensationell holte sich Laurence St-Germain im Slalom die Goldmedaille, James Crawford war im Super-G nicht zu biegen. Cameron Alexander jubelte über Abfahrts-Bronze, Rang drei fuhr auch die Mannschaft im Parallelbewerb ein. Zwei Goldene bei einer WM für die Ahornblätter gab es zuletzt 1968 in Grenoble durch Nancy Greene.
DER GRIECHE: AJ Ginnis gewann mit Silber im Slalom die erste Medaille für Griechenland überhaupt und rundete damit eine WM mit vielen Überraschungen ab.
DIE FLOPS:
TERMINHATZ: 13 Rennen binnen 14 Tagen und ein unschöner Gipfel: Dass die für alle Teilnehmer verpflichtende Qualifikation für den Einzel-Parallelbewerb noch spätabends nach der Medaillenentscheidung im Teambewerb stattfand, sorgte für Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Die FIS wird entscheiden, ob das Programm 2025 in Saalbach-Hinterglemm so vollgepackt bleibt. Die Parallelbewerben sind jedenfalls angezählt, für die WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm wird das Programm wohl umgebaut.
WM-FLAIR IM ORT: Das WM-Flair in den Ortszentren konnte mit der Stimmung bei den Rennen nicht mithalten. Als Folge der Zwei-Orte-Bewerbung gab es nirgendwo einen echten Kern. Zwischen Méribel, Courchevel und Städten im Tal mussten auf engen Straßen mit einem leidlich funktionierenden Shuttle-System lange Wege zurückgelegt werden. Ein Party-Hotspot in Méribel war lediglich das House of Switzerland, das auch Österreich mehrere Male Asyl bot.
SPEED-MÄNNER: Erstmals seit Schladming 2013 reisten Österreichs Speed-Männer wieder ohne Medaillen von einer WM ab. Vincent Kriechmayr fand auf der "Eclipse" nicht zur Gala-Form wie vor zwei Jahren in Cortina, Daniel Hemetsberger konnte nicht wie von vielen erhofft in die Bresche springen.
TECHNIK-FRAUEN: Katharina Huber Elfte im Slalom und Franziska Gritsch Zwölfte im Riesentorlauf - das war die jeweils beste Platzierung für Österreichs Technikerinnen und spiegelte die Saisonleistungen wider. Katharina Liensberger ist aktuell ein Schatten ihrer selbst, auch Katharina Truppe erscheint als ratlos Suchende.