"Es geht schon darum, die Schweiz zu schlagen, ganz klar. Wir hoffen, dass wir die Zweistelligkeit verhindern können", sagte ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl vor Beginn der WM in Saalbach-Hinterglemm.
Allein diese Aussage veranschaulicht die aktuelle Dominanz der Schweizer im Skirennsport deutlich.
Im Länder-Vergleich führen die Eidgenossen mit 14:2 Siegen im Weltcup, dazu kommen 42 Podestplätze und 103 Top-10-Platzierungen.
Mit Marco Odermatt stellt die Schweiz den aktuell Führenden im Gesamt-, Abfahrts-, Super-G- und Riesentorlauf-Weltcup.
Bei den Männern hat man mit Odermatt, Franjo von Allmen, Alexis Monney, Justin Murisier und Thomas Tumler fünf Saisonsieger in den eigenen Reihen, bei den Frauen waren Lara Gut-Behrami und Camille Rast im WM-Winter bereits erfolgreich.
Im Nationencup hat die Schweiz Österreich bereits um über 2.400 Punkte abgehängt.
Kurzum: Die Schweiz fährt der Konkurrenz davon.
Um die Gründe für den aktuellen Höhenflug zu finden, muss man etwas zurückspulen.
Medaillenlose WM 2005 und ihre Folgen
Wir schreiben das Jahr 2005: Während Österreich bei der Ski-WM in Bormio elf Medaillen und damit Platz eins im Medaillenspiegel abräumte, holte die Schweiz kein einziges Edelmetall.
Die medaillenlose WM hatte Reformen zur Folge - der Grundstein für die heutigen Erfolge.
Im Zuge des Swiss-Ski-Nachwuchskonzepts 2010 wurden nationale und regionale Leistungszentren geschaffen, mit dem Ziel, die besten Athlet:innen zusammenzuführen und auf dem Weg in den Weltcup zu begleiten.
Diese Zentren sind nur ein Teil einer durchdachten Nachwuchsstrategie.
"In der Zeit, als wir alles gewonnen haben und sie nichts, haben sich die Schweizer mit ihren Nachwuchszentren völlig neu aufgestellt. Jetzt ernten sie", sagt Hans Knauß in Hinblick auf die späten 90er- und frühen 2000er-Jahre.
Der ehemalige ÖSV-Abfahrer sieht im Schweizer System ein Vorbild für Österreich: "Wir hätten das vor 15 Jahren auch schon machen sollen."
Ex-Weltmeister bildet Talente aus
Die Nachwuchsstrategie der Eidgenossen ist voll aufgegangen, hat unter anderem die aktuellen Stars Marco Odermatt, Franjo von Allmen, Alexis Monney oder Camille Rast hervorgebracht.
"Die Unterstützung, die wir vom System und vom Verband haben, trägt sicher zu einem großen Teil dazu bei, dass einfach mehr Nachwuchs nachkommt", sagt Odermatt. "Dann haben wir den Erfolg und damit auch die finanziellen Mittel, damit auch das Betreuerteam gut aufgestellt ist."
Ein wichtiger Teil des Betreuerstabs ist Franz Heinzer, Abfahrts-Weltmeister 1991 in Saalbach, der die Swiss-Ski-Talente im Europacup coacht und ihnen zum Sprung in den Weltcup verhilft.
Von Allmen (23), Monney (25), Rast (25) - sie alle wurden im Sog von Lara Gut-Behrami und Odermatt an die Weltspitze herangeführt und feierten in diesem Winter ihren ersten Weltcupsieg.
Maier: "Das scheint ein bisschen das Geheimnis zu sein"
Zwar sieht sich Odermatt nicht als Team-Leader, sagt aber: "Ich bin der, der den großen Druck hat. Das gibt den Jüngeren die Chance, hinter mir mitzuziehen. Sie können sich voll aufs Skifahren konzentrieren."
Die aktuell so erfolgreiche Schweizer Generation profitiert von einer starken Team-Dynamik und verbindet routinierte Top-Fahrer mit aufstrebenden Talenten. Gut-Behrami, Odermatt oder Loïc Meillard bringen die notwendige Erfahrung mit, während junge Athleten den Konkurrenzdruck innerhalb des Teams erhöhen.
"Die Schweizer haben ein hervorragendes Mannschaftsgefüge. Das scheint auch ein bisschen das Geheimnis zu sein", sagte ÖSV-Legende Hermann Maier zuletzt in Kitzbühel.
Mittlerweile ist es ein offenes Geheimnis - wie so vieles andere, das die Schweizer in den vergangenen Jahren richtig gemacht haben...