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Diese Ski-WM muss auch ein Auftrag sein

Die Heim-WM war ein Ski-Fest, Österreich unverhofft erfolgreich. Die Medaillen dürfen die grundlegenden Probleme im ÖSV-Team aber nicht überstrahlen.

Diese Ski-WM muss auch ein Auftrag sein Foto: © GEPA

Mit hohen Erwartungen im Gepäck bin ich vor 15 Tagen nach Saalbach-Hinterglemm angereist.

Nicht weniger als "die beste WM aller Zeiten" versprachen die Veranstalter im Vorfeld.

Ob es die beste WM aller Zeiten war, maße ich mir nicht an, zu beurteilen, eine Goldmedaille hat Saalbach-Hinterglemm 2025 definitiv verdient.

Der Österreichische Skiverband und die Verantwortlichen vor Ort haben ihre Kompetenz in Sachen Wintersport-Events einmal mehr unter Beweis gestellt und eine perfekt organisierte WM veranstaltet. Das war im engen Glemmtal und angesichts der sicherheitspolitischen Lage wahrlich keine leichte Aufgabe.

Freilich ist nicht alles nach Plan gelaufen, aber jeder, der schon einmal bei einem Event dieser Größenordnung war, weiß: Das ist Jammern auf hohem Niveau.

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Ein Ski-Fest mit Lücken

Das Traumwetter zu Beginn der WM legte die Rutsche für ein zweiwöchiges Ski-Fest.

Es wurde getragen von großartigen sportlichen Leistungen und einem überwiegend friedlichen und vor allem fairen Publikum.

Schade nur, dass das imposante Zielstadion an den meisten der elf Renntage nicht ausverkauft war, aufgrund der Ticketpreise aber nicht verwunderlich. Die Lücken auf der Tribüne hätten die tausenden Skifahrer füllen können, die am Streckenrand Stimmung machten und für beeindruckende Bilder sorgten.

Am Ende haben rund 170.000 Zuschauer:innen die WM live vor Ort mitverfolgt. Man hat gemerkt: Das ist auch für die Athlet:innen etwas Besonderes.

Superstar Marco Odermatt erklärte: "Als Schweizer in Österreich so gefeiert zu werden, ist schon sehr außergewöhnlich." Spätestens mit ihrer Haarschneide-Aktion hatten die Eidgenossen auch die Herzen der Gastgeber gewonnen.

Haare ab! Odermatt und Co. glänzen mit Halbglatzen


Diese WM - ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober bezeichnete sie als "Wintermärchen" -  hat viele besondere Geschichten geschrieben.

Grundlage für all das waren die überragenden sportlichen Leistungen der Athlet:innen.

Franjo von Allmen, der sich mit seinen erst 23 Jahren Doppel-Weltmeister nennen darf, ebenso wie Breezy Johnson, die im Vorfeld der WM alles andere als eine Favoritin war. Loic Meillard, der mit drei Medaillen aus Odermatts Schatten getreten ist. 

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Stephanie Venier, die nach einer schlaflosen Nacht zu Gold fuhr. Mirjam Puchner, die auf den letzten Drücker auf den WM-Zug aufsprang und dann in der Abfahrt ablieferte. Katharina Liensberger, die sich für ihren harten Weg zurück an die Spitze mit Edelmetall belohnte. Vincent Kriechmayr, der ein sensationelles Comeback nach seiner Verletzung hinlegte. Raphael Haaser, der sich nach der schweren Verletzung seiner Schwester zu Beginn der WM versilberte und vergoldete.

Die Schweiz hat Österreich klar abgehängt

So (unverhofft) erfolgreich diese WM für Österreich letztlich war: Sie muss auch ein Auftrag sein.

Denn schaut man auf den Medaillenspiegel, hat uns die Schweiz mit 13:7 (5:2 Gold) klar abgehängt und eindrucksvoll bewiesen, wer aktuell die Ski-Nation Nummer eins ist.

Endstand im Medaillenspiegel >>>

"Wenn man hier sieben Medaillen erreicht und sagt, alles ist Jubel, Trubel, Heiterkeit, ist man definitiv auf dem falschen Dampfer", weiß ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher.

Weltmeisterschaften bieten nur alle zwei Jahre eine große Bühne, spiegeln oft nicht die Leistungen einer ganzen Saison wider. Was zwischen Großereignissen passiert, ist viel entscheidender. 

Die Erfolge müssen sich auch im Weltcup wieder regelmäßiger einstellen und dürfen nicht auf ein paar wenige Schultern verteilt sein.

Die Goldmedaille von Raphael Haaser im Riesentorlauf ist zweifelsfrei sensationell und auch hochverdient, die Probleme in dieser Disziplin bei beiden Geschlechtern kann und darf sie aber nicht überstrahlen. Im Speed-Team wäre es endlich an der Zeit, dass die Mitläufer den Weg für die Jüngeren frei machen.

Den weniger werdenden Nachwuchs besser auszubilden und auf dem Weg an die Spitze adäquat zu unterstützen, ist generell eine Aufgabe, der man sich beim ÖSV stellen muss.  

"Wir wissen natürlich, dass wir in einigen Jahrgängen nicht ganz so gut aufgestellt sind. Das ist nichts Neues. Wir brauchen jetzt aber auch nicht sagen, kein Mensch im Nachwuchs kann mehr Ski fahren, das stimmt einfach nicht", betont Stecher am Rande der WM. "Ich glaube, wir haben in Österreich sehr viel Potenzial. Unsere Challenge ist es, diese Kinder wirklich auch weiterzubringen, im Alter zwischen 14 und 17 Jahren den nächsten Step machen zu lassen."

Das alles wird nicht von heute auf morgen passieren und in einigen Bereichen auch nicht bis zur nächsten WM 2027 in Crans Montana.

Aber der ÖSV bewirbt sich mit St. Anton ja bekanntlich für die WM 2033...

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