Ab heute blickt die Ski-Welt nach Österreich. Die Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm markiert das Highlight des Winters.
Das Glemmtal war bereits 1991 Schauplatz einer WM, die nicht nur mit zwei Wochen Sonnenschein, sondern auch mit sportlichen Erfolgen in rot-weiß-rot aufwartete. Elf Medaillen holte Österreich damals, fünf davon aus Gold.
Wenige Monate vor der WM 1991 wurde Peter Schröcksnadel zum Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes gewählt. Es war der Startschuss in eine 25 Jahre andauernde Ära, in der sich der ÖSV zum erfolgreichsten Sportverband des Landes mit einem zweistelligen Millionen-Budget entwickelte.
Parallel dazu stellten sich sportlich immer größere Erfolge ein. Österreich wurde die unumstrittene Ski-Nation Nummer eins.
Aber ist sie das heute noch?
Von der Schweiz abgehängt
Betrachtet man die nüchternen Statistiken, ist die Antwort nein.
Im Nationencup musste man in den vergangenen vier Jahren mit einer Ausnahme (2022) der Schweiz den Vortritt lassen, nachdem Österreich die prestigeträchtige Auszeichnung zuvor ab 1990 30 Mal in Folge gewonnen hatte.
In der aktuellen Weltcup-Saison haben uns die Eidgenossen ebenfalls bereits deutlich abgehängt, über 2.400 Punkte beträgt der Vorsprung der Schweizer. Sowohl bei Männern auch auf Frauen rangiert Österreich derzeit nur auf Platz drei.
Auch abseits des professionellen Skirennsports hat sich das Bild der Ski-Nation Österreich in den vergangenen Jahren gewandelt.
Den Österreicher:innen vergeht die Lust aufs Skifahren
Während die großen Skigebiete von ausländischen Touristen überrannt werden (und die kleinen nach und nach sterben), schwindet die Lust am Skifahren bei Herr und Frau Österreicher offenbar.
Laut einer bei den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel veröffentlichten, von Mastercard in Auftrag gegebenen Studie vom Dezember 2024 haben 64 Prozent der Österreicher:innen dem Ski- oder Snowboardfahren bereits den Rücken gekehrt.
Hauptgrund dafür sind die steigenden Kosten, 93 Prozent empfinden die Preise für das Skisportangebot als zu teuer, wobei Liftkarten den größten Kostenfaktor darstellen. Für mehr als zwei Drittel (68 Prozent) ist der Skisport mittlerweile zum exklusiven Sport geworden, der nicht mehr für die breite Masse zugänglich ist.
Ebenfalls beachtlich: Ganze 23 Prozent der Frauen geben an, aus Angst vor Verletzungen nicht mehr oder nicht mehr so oft Skifahren zu gehen.
Das passt ins Bild, das der Skirennsport mit seinen teils wilden Stürzen und schweren Verletzungen aktuell abgibt. Das lässt dem einen oder anderen bestimmt die Lust aufs Skifahren vergehen und schreckt vielleicht auch so manche Eltern ab, deren Kinder eine Ski-Karriere anstreben.
Der Nachwuchs bricht weg
Apropos Kinder: Während 1979 noch 252.000 Schüler:innen an einer Wintersportwoche teilnahmen, waren es 2018 nur noch 158.471. Dennoch möchte jede zweite Person in Österreich (51 Person), dass die eigenen Kinder Skifahren lernen.
Kinder zum Sport zu bringen wird durch verändertes Freizeitverhalten – Stichwort Social Media – und veränderte Familienstrukturen immer schwieriger. Zudem werden Ehrenamtlichen oft rechtliche und bürokratische Steine in den Weg gelegt, wie Josef Eberl, Sportwart des Kitzbüheler Ski Clubs, berichtet: "Wir wollten mit unseren Trainer:innen in die Schulen gehen, um die Lehrer:innen zu unterstützen – dürfen aber nicht."
Die rückläufigen Zahlen haben weitreichende Konsequenzen – nicht nur für den Breitensport, sondern auch für Österreichs Position als Ski-Nation.
Dass dem ÖSV nach und nach der Ski-Nachwuchs wegbricht, ist bereits jetzt spürbar.
Um dem gegenzusteuern, hat der heimische Skiverband Anfang des Jahres das Programm "Future:Focus:Ski&Snowboardsport" ins Leben gerufen, das unter anderem Kindern den Zugang zum Wintersport ermöglichen soll.
Denn, so sagt ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober: "Wintersport gehört zur DNA in Österreich."