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Saalbach 1991 als Sonnen-WM trotz dunkler Wolken im Vorfeld

Eine Schweizer Tageszeitung betitelte die WM 1991 als "Die sonnigste WM aller Zeiten". Anzeichen dafür waren zunächst nicht gegeben.

Saalbach 1991 als Sonnen-WM trotz dunkler Wolken im Vorfeld Foto: © GEPA

14 Tage Sonnenschein, elf österreichische Medaillen, fünfmal Gold: Die Ski-WM 1991 in Saalbach-Hinterglemm ist als Volksfest in die kollektive Erinnerung eingegangen.

Dabei waren die Vorzeichen denkbar schlecht: Direkt vor der Anreise des ÖSV-Teams verstarb Gernot Reinstadler in Wengen, die US-Offensive gegen den Irak im Golfkrieg sorgte für massive Sicherheitsbedenken. "Das ist ja immer so hin und hergegangen, ob die überhaupt stattfindet oder nicht", erinnert sich Hans Pum.

Für eine Weile stand das Großereignis im Glemmtal aus moralischen und ethischen Gründen tatsächlich vor der Absage. Die politischen Entscheidungsträger und die FIS waren unschlüssig, das US-Team wollte aus Angst vor Terror zunächst gar nicht anreisen und kam dann mit Verspätung erst, als spezielle Sicherheitsmaßnahmen griffen. Mehrere hundert Sicherheitsbeamte wurden für die US-Delegation abgestellt.

"Bei jeder Zimmertüre ist einer gesessen", erzählte Pum, der damals Cheftrainer der ÖSV-Männer war, im APA-Interview. "Schon weit vor Saalbach hast du Kontrollen gehabt, das war wie am Flughafen, wenn du durch den Scanner musst."

Reinstadler-Tod drei Tage vor erstem Bewerb

Das österreichische Team beschäftigte zu dem Zeitpunkt aber ein anderer Vorfall. Drei Tage vor dem ersten WM-Bewerb war der 20-jährige Tiroler Reinstadler nach einem Sturz im neuen Qualifikationstraining für die Wengen-Abfahrt im Krankenhaus Interlaken verblutet.

"Das war wirklich schwer, auch für mich, weil ich die Position in der Zielpassage gehabt habe", sagte Pum. "Während sie ihn betreut haben, habe ich ihm noch den Kopf gehalten. Das sind Momente, die man natürlich nie vergisst."

In der Situation sei er besonders gefordert gewesen. "Du musst als Chef vorne stehen, indem du mit ihnen über die Situation redest und dich mit der neuen Herausforderung beschäftigst.

Dass du sie so weit bringst, dass sie fokussiert sind auf den Sport." Das sei dann gut gelungen, denn als die Weltmeisterschaften unüblicherweise mit dem Slalom begannen, holte der Salzburger Thomas Stangassinger Silber hinter Sieger Marc Girardelli.

Am nächsten Tag gewann der 21-jährige Stephan Eberharter sensationell Gold im Super-G.

"Wenn du bei zwei Rennen zwei Medaillen hast, dann ist natürlich auch die Stimmung eine andere", meinte Pum, den folgende Anekdote über den Zillertaler noch heute zum Schmunzeln bringt: "Der Steff hat gerade angefangen gehabt, Ziehharmonika zu spielen, und er hat natürlich immer geübt, wenn er ins Zimmer gekommen ist. Wenn die anderen ein Mittagsschlaferl machen wollten, hat der immer geprobt, also die haben eine rechte Freude mit ihm gehabt."

Höflehner-Malheur in der Abfahrt

Mit den Medaillen ging es munter weiter, nur in der Männer-Abfahrt ließ Österreich aus. Der favorisierte Helmut Höflehner blieb beim Anschieben aus dem Starthaus mit seinen Stöcken zwischen den Skiern hängen, überkreuzte die Latten und schied schließlich aus. Am Morgen des Tages der Kombination, die Eberharter seine zweite Goldene brachte, kam Pums Sohn Rafael in Oberösterreich zur Welt.

Pum raste hin und zurück, war gegen Mittag bereits wieder in Saalbach. "Aber es war eine teure Strafe dabei, weil sie mich bei Lofer aufgehalten haben. Das waren wirklich viele Schilling. Aber an dem Tag verkraftet man das."

Die Erzählung von sportlichen Festspielen sei kein rein österreichischer Mythos, die Stimmung sei damals bei allen Beteiligten exzellent gewesen, betonte Pum.

Ausgenommen seien in seiner Erinnerung nur die im Medaillenspiegel abgehängten Deutschen und Italiens Technik-Grande Alberto Tomba gewesen, der leer ausging. Die Schweizer Zeitung Tagesanzeiger titelte: "Die sonnigste WM aller Zeiten."

Pum zeigte sich zuversichtlich, dass die WM 2025 ein ähnlicher Erfolg werden könne. "Ich bin überzeugt, das wird eine sehr gute Veranstaltung. Das ist alles bestens organisiert", sagte der 70-Jährige über den nächsten Dienstag beginnenden Event.

"Ich hoffe, dass alle ihre Leistungen abrufen können, was sie draufhaben", meinte der Vizepräsident des oberösterreichischen Landesskiverbands und hatte dabei besonders "seine" Athleten Vincent Kriechmayr und Daniel Hemetsberger im Blick, beides Oberösterreicher. "Das Wetter ist natürlich bei so etwas die halbe Miete, und das kann man nicht beeinflussen. Das findet einfach statt."

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