Viel war in der - vorzeitig beendeten - Ski-Saison 2019/20 von Krise im ÖSV-Team die Rede. Mittlerweile hat sich dieses Wort wohl mehr als relativiert...
Dennoch: Keine Kristallkugel, erstmals nach 30 Jahren den Nationencup nicht gewonnen. Für den ÖSV war der Ski-Winter hart. Einigen wenigen Höhepunkten - wie zum Beispiel der Heimsieg in Kitzbühel - stehen viele Rückschläge gegenüber.
Mit zusammen acht Siegen (6 Herren, 2 Damen) ist es eine der schwächsten ÖSV-Saisonen der Weltcup-Geschichte.
Wir haben einen Blick auf die Zahlen geworfen und ordnen die Saison 2019/20 ein. Die LAOLA1-Bilanz:
Acht Saisonsiege - sechs bei Herren, zwei bei den Damen: Das ist die magere Bilanz der Ski-Saison 2019/20. Für den erfolgsverwöhnten Österreichischen Ski-Verband eine Pleitensaison, keine Frage.
Weniger Saisonsiege gab es in der Weltcup-Geschichte seit 1967 nur in sechs Saisonen. Die geringste Ausbeute war in der Saison 1986/87 mit gerade einmal zwei Erfolgen. Die erfolgreichste Saison war 1999/2000 mit insgesamt 40 Siegen (26 bei den Herren, 14 bei den Damen).
Auch bei den Podestplätzen fällt die Bilanz mit 30 mager aus. Im Schnitt waren es in der Weltcup-Geschichte 51 Stockerl-Plätze pro Saison. Weniger Podestplätze gab es nur in sieben Saisonen. Ein Blick auf die einzelnen Stufen zeigt: Bei Siegen und 2. Plätzen schneidet das ÖSV-Team klar unterdurchschnittlich ab. 8 Siegen stehen einem Schnitt von 17 Erfolgen pro Saison gegenüber. Bei den zweiten Plätzen ist das Bild mit 7 zu einem Schnitt von 17 ähnlich. Lediglich bei den dritten Plätzen ist man mit 15 annährend im Durchschnitt von 18.
ÖSV - Siege pro Saison gesamt (Damen und Herren)
Klar ersichtlich: Die Erfolgskurve zeigt nach unten. Natürlich waren die Saisonen rund um den Jahrtausendwechsel außergewöhnlich. Bis 2006/07 konnte das extrem hohe Niveau gehalten werden. Die Rekord-Saisonen 1998/99 und 1999/2000 mit 39 bzw. 40 Siegen stechen klar heraus.
Von den zehn Saisonen zwischen 1997/98 bis 2006/08 sind neun unter den zehn erfolgreichsten ÖSV-Saisonen zu finden. Lediglich 1976/77 mischt sich da darunter.
ÖSV - Siege pro Saison - Herren
Bei den Herren ist es mit sechs Siegen die schwächste Saison in diesem Jahrtausend. Weniger Saisonsiege gab es zuletzt 1991/92, als Günther Mader am Ende der Saison in Panorama für den einzigen ÖSV-Sieg des Winters sorgte.
Gegenüber den Saisonen 17/18 und 18/19 geht die Kurve klar nach unten, allerdings spielt da der Hirscher-Faktor mit. Von den 17 Siegen in der Saison gehen nicht weniger als 13 auf das Konto des Salzburgers, 18/19 steuerte Hirscher 9 Siege zu den 14 ÖSV-Erfolgen bei.
ÖSV - Siege pro Saison - Damen
Bei den Damen stehen gerade einmal zwei Siege - durch Nicole Schmidhofer und Nina Ortlieb - zu Buche. Damit fällt die Ausbeute gleich aus wie in der Saison 17/18. Die sieben Siege im Winter 18/19 waren vorerst ein positiver Außreißer im Abwärtstrend.
Die Top-Saison gab es 2006/07, in der Götschl, Schild und Co. nicht weniger als 22 Mal ganz oben gestanden waren.
Saisonbilanz nach Siegen
Erfolgreichste Läufer der Saison - Siege
Der erfolgreichste Läufer der Saison ist Alexis Pinturault - zumindest wenn man nach der Sieganzahl geht. Der Franzose feierte sechs Saisonen - aufgeteilt auf drei Disziplinen (3 RTL, 2 Kombi, 1 Slalom).
Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde (NOR) konnte hingegen nur einen Sieg feiern, am Ende stand er durch seine Konstanz am obersten Treppchen der Gesamtwertung.
Positiv aus ÖSV-Sicht: Matthias Mayer feierte vier Siege und ist damit die Nummer 2 der Saison. Der Kärntner gewann zwei Abfahrten (Kitzbühel, Kvitfjell), einen Super-G (Lake Louise) und eine Kombi (Wengen).
Vincent Kriechmayr konnte sich zwei Mal in die Siegerliste eintragen. Insgesamt gab es in 36 Saisonrennen 17 verschiedene Sieger.
Herren - Erfolgreichste Nationen
Österreich muss nicht nur im Nationencup die Nummer-1-Position abgeben, auch bei der Anzahl der Siege und der Podestplätze haben die ÖSV-Herren das Nachsehen.
Erfolgreichste Nation ist dank Alexis Pinturault Frankreich mit neun Siegen. Bei den Podestplätzen zeigt die Schweiz mit 27 auf.
Für Österreichs Herren bleibt es bei sechs Siegen und insgesamt 17 Podestplätzen. Auch hier ein Vergleich mit Marcel Hirscher: Der Salzburger feierte in der Saison 17/18 alleine 13 Siege und stand 16 Mal am Podest. Auch 2018/19 war der Salzburger mit 9 Siegen und 15 Podestplätzen erfolgreicher (Siege) bzw. ähnlich erfolgreich, wie das gesamte rot-weiß-rote Team in dieser Saison.
Erfolgreichste Läuferinnen der Saison - Siege
Auch bei den Damen ist nicht die Gesamtweltcupsiegerin die Nummer 1 bei den Siegen. Mikaela Shiffrin feierte wie Petra Vlhova sechs Saisonsiege. Federica Brignone, die sich am Ende die große Kristallkugel sichern konnte, war fünf Mal erfolgreich.
Für die ÖSV-Saisonsiege sorgten Nicole Schmidhofer (Abfahrt) und Nina Ortlieb (Super-G).
Damen - Erfolgreichste Nationen
Mit lediglich zwei Saisonsiegen geht der Winter für die ÖSV-Damen zu Ende. Acht Mal durften hingegen die Italienerinnen jubeln. Neben den fünf Siegen durch Federica Brignone konnten sich auch Marta Bassino, Sofia Goggia und Elena Curtoni in die Siegerliste eintragen.
Nummer 2 der Siegerliste sind die USA. Allerdings ist das US-Team in dieser Saison eine One-Woman-Show: Alle sechs Siege und die 13 Podestplätze gehen auf das Konto von Mikaela Shiffrin.
Die ÖSV-Damen schaffen neben den beiden Siegen noch elf weitere Podestplätze. Der Saison-Schnitt liegt bei 21 Stockerlplätzen - die Saison ist also klar unterdurchschnittlich.