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"Im Moment ist nicht mehr drin": ÖSV-Ernüchterung in Flachau

Während Mikaela Shiffrin einen emotionalen Sieg feiert, bleiben die österreichischen Slalom-Frauen beim Heimrennen hinter den Erwartungen.

Foto: © GEPA

Die Skifans in Flachau kamen beim Nachtslalom 2024 voll auf ihre Kosten, auch wenn die heimischen Asse in der Entscheidung kein Wort mitreden konnten.

Für eine große Show sorgten wieder einmal die Superstars Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova. Schon nach dem ersten Durchgang trennten die beiden nur sieben Hundertstelsekunden, doch Shiffrin drehte den Spieß im zweiten Lauf noch um und durfte ihren 94. Weltcupsieg bejubeln.

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Es ist ein weiteres Kapitel in einer außerordentlichen Saison, welches Shiffrin und Vlhova am Dienstag in Salzburg schreiben. Seit der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr gewann das Duo alle neun Weltcup-Slaloms und weist die Konkurrenz teilweise mit großem Abstand in die Schranken. 

Auch auf der welligen Griessenkar-Piste fuhren Shiffrin und Vlhova am Dienstag in ihrer eigenen Liga. Am Ende hatte die 28-jährige US-Amerikanerin einmal mehr die Nase vorne. In der Gesamtwertung baut sie ihren Vorsprung somit auf 227 Punkte, in der Slalom-Wertung auf 25 Punkte, auf Vlhova aus.

Emotionale Shiffrin: "Ist nicht immer leicht"

Nach dem Rennen zeigt sich die große Siegerin sehr emotional: "Die letzten Tage fühlten sich an, als hätte ich ein ganzes Leben gelebt", erzählt sie in Anlehnung an den schweren Sturz ihres Freundes Aleksander Aamodt Kilde in Wengen.

Shiffrin war seit dem Wochenende mehrmals zwischen dem Krankenhaus in Bern und Salzburg hin- und hergereist, um den Norweger zur Seite zu stehen. Im Vorfeld des Nachtslaloms ging sie Medienterminen bewusst aus dem Weg, um sich voll und ganz auf das Rennen konzentrieren zu können. Eine Maßnahme, die sich auszahlen sollte.

"Es ist wirklich emotional im Moment. Der Sieg heute gibt mir einen großen Schub. Das ist eigentlich ein ziemlich einschüchternder Hang für mich", gibt sie zu. "Am Ende gehört auch immer ein wenig Glück dazu. Es ist nicht immer leicht, aber dafür speziell."

Vlhova will beim Heimrennen zurückschlagen

Die geschlagene Vlhova ist im Ziel etwas geknickt und ratlos: "Ich habe viele Fehler gemacht, ich weiß nicht warum. Wenn man hier gewinnen will, braucht man einen perfekten Lauf", meint die 28-Jährige.

Generell nimmt sie den Zweikampf gegen Shiffrin an, auch wenn sie dafür an ihre eigenen Grenzen gehen muss: "Ich muss immer alles und noch mehr geben, um Mika zu besiegen. Für mich war es heute sehr hart, um ehrlich zu sein. Ich wusste, dass sie einen guten zweiten Lauf hatte, dann musste ich noch mehr pushen. Der zweite Platz ist gut, dennoch bin ich ein wenig traurig."

Die Chance auf Revanche erhält Vlhova am Wochenende bei den für sie sehr speziellen Heimrennen in Jasna. Während die Männer die Streif in Kitzbühel bewältigen müssen, steht bei den Frauen ein Riesentorlauf und ein weiterer Slalom an.

Die Slowakin, die nur 15 Minuten von Jasna entfernt wohnt, hofft auf ein "tolles Rennen" und einen weiteren knappen Kampf gegen Shiffrin.


Liensberger: "Bin nicht mehr ins Fahren gekommen"

Für die Österreicherinnen endete das Flutlicht-Spektakel auf der Hermann Maier Weltcupstrecke vor 12.800 Zuschauern mit einer Enttäuschung. Nur Katharina Liensberger konnte mit der Weltspitze mithalten, das Podium am Ende aber auch nicht mehr angreifen.

Die Vorarlbergerin hatte im ersten Lauf etwas verhalten begonnen, fuhr aber mit 1,05 Sekunden Rückstand auf den guten fünften Zwischenrang. Im Finale konnte die Vorarlbergerin dann jedoch nicht mehr zulegen.

"Ich bin nicht mehr ins Fahren gekommen. Ich wollte attackieren, aber mir ist dann der Zug abgegangen", meint die 26-Jährige. Dabei ist Flachau für sie ein besonderer Ort. 2016 hatte Liensberger dort ihr Weltcup-Debüt gegeben, 2019 als Dritte ihren ersten Podestplatz geholt. 2021, im Jahr ihres WM-Titels, war sie zudem Zweite. "Es fehlt die letzte Konsequenz."

Truppe: "Im Moment ist nicht mehr drin"

Zweitbeste Österreicherin wurde Katharina Truppe auf Platz 14. Ein Fehler im zweiten Lauf kostete der Kärntnerin, als Dritte in Courchevel bereits auf dem Slalom-Podest, ein besseres Ergebnis: "Es hat nicht so nach Plan funktioniert, beide Läufe fehlerhaft, ich bin sehr inkonsequent draufgestiegen", sagt Truppe.

"Ich habe alles probiert, im Moment ist nicht mehr drin", muss sich die seit Montag 28-Jährige eingestehen. Sie will für die nächsten Rennen dennoch "geduldig bleiben".

Als letzte ÖSV-Athletin schaffte es Marie-Therese Sporer in die Entscheidung. Die um ihren Slalom-Startplatz kämpfende Tirolerin fuhr im siebenten Saisonrennen zum zweiten Mal als 18. in die Weltcup-Punkte - und war danach entsprechend erleichtert. "Die Trainer haben gesagt, du bist 1996 geboren, die Jungen wollen auch fahren. Es war meine letzte Chance - die habe ich Gott sei Dank genutzt", erklärt Sporer.

Die mit höheren Erwartungen angetretenen Katharina Gallhuber und Katharina Huber schieden nach Fahrfehlern im ersten Lauf aus. Huber verpasste aus der Balance gebracht ein Tor. "Ich würde lügen, wenn ich sage, es tut nicht weh. Es schmerzt schon", sagt die Niederösterreicherin. "Es ist ein großer Ärger da", gesteht auch Landsfrau Gallhuber, die im Mittelteil einfädelte.

"Dass das gerade beim Heimrennen bei dieser Kulisse passiert, ist extrem bitter. Ich muss das schnell abhaken, weil am Sonntag ist schon die nächste Chance."


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