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"Sieg" über die Angst: Hütter trotzt ihrem Schicksals-Ort

Cornelia Hütter fährt in der ersten Abfahrt von Crans Montana zu ihrem fünften Saison-Podium - und siegt so über ihre Ängste.

Foto: © GEPA

Die ÖSV-Speed-Spezialistinnen dürfen sich über einen gelungenen Start ins Rennwochenende in Crans Montana freuen.

Mit Cornelia Hütter, die ex aequo mit der Schweizerin Jasmine Flury auf Platz zwei landete, lachte bei der ersten Abfahrt in Crans Montana einmal mehr in dieser Saison eine ÖSV-Athletin vom Podium. Rennergebnis >>>

Für die 31-jährige Steirerin war es aber viel mehr als ein gewöhnliches Abfahrtspodium - nämlich eine Art Sieg über die Vergangenheit und Ängste an jenen Ort, an dem Hütter zwei Jahre zuvor beim Zielsprung schwer zu Sturz gekommen war.

"Da habe ich jetzt definitiv ein Hakerl darübergemacht"

Vor allem in emotionaler Hinsicht war der Auftakt des Speed-Triples an jenem schicksalshaften Ort für Hütter ein Kraftakt. "Meine Karriere ist da ein bisschen auf den seidenen Faden gekommen", spielte sie auf ihren schweren Sturz 2022 in Crans-Montana an, bei dem sie ein Schädel-Hirn-Trauma davongetragen hat.

"Das war im Training schon eine sehr tiefgründige Aufarbeitung, aber nicht mehr so wie letztes Jahr. Ich bin viel gefestigter hergekommen." Dass das Ziel der ersten Abfahrt auf der weichen Piste hinaufgesetzt worden war, sei ihr in dieser Hinsicht entgegengekommen, "weil die Passage dann weggefallen ist".

Über ihre Ängste sei sie nun aber endgültig hinweg. "Da habe ich jetzt definitiv ein Hakerl darübergemacht. Beim ersten Besichtigen ist mir schon ein bissl mulmig geworden, aber ich habe das einfach Tag für Tag ein bisschen abgearbeitet."

Gut-Behrami: "Schön hat sich das nicht angefühlt"

Die Steirerin ist in der Disziplinwertung Vierte, auf dem dritten Platz liegt nun Stephanie Venier. Die Tirolerin verpasste durch Fehler im oberen Teil diesmal einen Spitzenplatz und wurde Zehnte (+0,59), zweitbeste ÖSV-Läuferin war Ariane Rädler als Achte (+0,53). Die in der Vorwoche erkrankte Mirjam Puchner und Christine Scheyer schafften keine Glanzleistungen.

Puchner kam auf den 15. Platz (+0,99), Scheyer krallte sich als 29. (+2,10) noch zwei Weltcuppunkte. Sabrina Maier besetzte den 25. Platz (+1,55). Außerhalb der Top 30 landeten Michaela Heider, Ricarda Haaser, Emily Schöpf, Franziska Gritsch, Christina Ager und Nadine Fest.

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Die Strecke war aus Sicherheitsgründen - auch wegen des weichen Schnees - verkürzt worden. Die Ziellinie befand sich dann beim ursprünglich viertletzten Tor, die Zeit der Siegerin lag bei 1:19,11 Minuten. Am besten trotzte einmal mehr Lara Gut-Behrami den widrigen Bedingungen - die Routinierin holte zum Wochenend-Auftakt ihren 44. Weltcup-Sieg, den siebenten in diesem Winter und den vierten en suite.

Im Gesamtweltcup überholte sie damit nun die rekonvaleszente Mikaela Shiffrin, im Abfahrts-Weltcup fehlen ihr als Zweite noch 41 Punkte auf die mit einer Schienbeinfraktur bedienten Sofia Goggia.

Sonderlich viel Spaß hatte die Lokalmatadorin aber trotz Sieg nicht. "Schön hat sich das nicht angefühlt beim Fahren", sagte sie im ORF-Interview und erklärte, sie habe auf einer unruhigen Piste einige schwierige Situationen zu meistern gehabt. "Sie haben alles gegeben, dass die Piste okay ist, aber es ist schwierig. Es ist weich, es schlägt."

Ihre Ziele hat die Eidgenossin wie üblich klar vor Augen. "Mein Ziel ist schnell Skifahren und möglichst ein Wort mitzureden, um was zu gewinnen. Vor Saalbach gewinnt man sowieso keine Kugel. Ich rede drüber, wenn es so weit ist", betonte die 32-Jährige.

Venier selbstkritisch: "Einfach zwei, drei Hakler zu viel gehabt"

Am Samstag ist in Crans-Montana eine weitere Abfahrt angesetzt (ab 10:30 Uhr im LIVE-Ticker>>>), am Sonntag (ebenfalls ab 10:30 Uhr im LIVE-Ticker>>>) steht ein Super-G auf dem Programm.

Die achtplatzierte Ariane Rädler zeigte sich zufrieden mit ihrem Lauf. "Letztes Jahr oder vor zwei Jahren war die Abfahrt immer so ein bisschen fremd für mich, weil ich eher die Technikerin bin. Heuer haben wir einen extremen Schritt gemacht und es macht mir richtig Spaß. Ich kann mich jetzt auch irgendwie ein bisschen mehr identifizieren damit", berichtete die Vorarlbergerin.

Venier befand, sie habe "einfach zwei, drei Hakler zu viel gehabt". Der Rückstand von knapp sechs Zehntelsekunden klinge nicht nach übertrieben viel, "aber das ist bei so einem kurzen Lauf einfach zu viel".

Puchner meinte, sie müsse ihre Fahrweise an die Schneeverhältnisse anpassen, das habe am Freitag nicht geklappt. "Da bin ich am Schwungansatz einfach zu weit innen", sagte die Salzburgerin. "Ich werde es die nächsten Tage anders machen müssen."

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