Merken Sie sich den Namen Alice Robinson.
Die junge Neuseeländerin war die Überraschung beim Weltcup-Finale 2018/19 in Soldeu, als die Junioren-RTL-Weltmeisterin im Riesentorlauf sensationell auf Rang zwei hinter Mikaela Shiffrin. Wer dachte, das sei eine Eintagsfliege gewesen, irrte.
Robinson machte beim Weltcup-Auftakt 2019/20 in Sölden dort weiter, wo sie im März aufgehört hat und sogar noch mehr: Die 17-Jährige gewann sensationell den RTL auf dem Rettenbachferner in Sölden (Rennbericht) und sorgte damit für den erst sechsten neuseeländischen Weltcup-Sieg, den ersten im Riesentorlauf.
Ob ihr damit die Schlagzeilen in der Heimat gehören, ist allerdings ungewiss, denn wenige Stunden vor Robinsons Triumph ist die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft - der ganze Nationalstolz der "Kiwis" - bei der WM im Halbfinale ausgeschieden.
"Ich bin enttäuscht über das Ausscheiden der 'All Blacks', aber ich bin auch glücklich über meinen Sieg", sagt die in Sydney geborene und mit vier Jahren nach Neuseeland übersiedelte Robinson bei der Pressekonferenz in Sölden.
Robinson: "Ich bin geschockt"
Kurz nach dem Rennen musste sie um Worte ringen: "Ich bin geschockt. Ich bin so aufgeregt und glücklich." Gerade einmal elf Weltcup-Rennen brauchte sie, um den ersten Sieg einzufahren.
"Mikaela zu schlagen ist wirklich verrückt, es fühlt sich unglaublich an. Ich war etwas nervös vor dem zweiten Lauf, aber ich habe versucht, die Nerven zu bewahren", sagt Robinson, die auf Sieg fahren wollte und die "unglaubliche" Piste lobt.
In den Tagen vor dem Weltcup-Auftakt trainierte sie das erste Mal überhaupt auf dem Rettenbachferner oberhalb von Sölden, gemeinsam mit den ÖSV-Damen.
"Unglaublich, ich freue mich für das Team. Wir haben die letzte Woche zusammen trainiert. Die mentale Kapazität, die sie heute bewiesen hat, ist unglaublich", lobt ÖSV-Damen-Cheftrainer Christian Mitter.
Robinson Teil der Red-Bull-Familie
Seit diesem Oktober Robinson Teil der Red-Bull-Familie. Robert Trenkwalder, langjähriger ÖSV-Coach, ist als "Head of Athletes Special Project" für die Betreuung der Sportler wie etwa Henrik Kristoffersen oder Alexis Pinturault verantwortlich und soll dazu beitragen, aus Robinson den nächsten Star zu formen.
"Für mich gibt es - wenn ich weit aushole - maximal fünf Damen, die so einen RTL-Schwung fahren wie sie", sagt Trenkwalder gegenüber österreichischen Journalisten in Sölden.
Allzu große Euphorie sei aber noch verfrüht. "Jetzt muss sie erst einmal Fuß fassen. Der Rest wird sich zeigen."
In der Heimat ein Star
In ihrer Heimat ist die Neuseeländerin trotzdem schon jetzt ein Star. Annelise Coberger und Claudia Riegler sind die einzigen Neuseeländerinnen, die es vor Robinson im Weltcup aufs Treppchen geschafft haben, das allerdings bevor das Talent überhaupt das Licht der Welt erblickte.
Ihre Eltern, vor allem ihr Vater, der auch hin und wieder im Weltcup dabei ist, haben die Karriere der kleinen Alice von Beginn an unterstützt. "Er ist kein typischer Trainervater, aber es ist alles auf die Ausbildung der Tochter fokussiert", erzählt Trenkwalder.
Für den Traum von der Ski-Karriere musste Robinson schon in jungen Jahren viel in Kauf nehmen. Sie ist skifahrerisch in Europa groß geworden, die Zeit in der Heimat ist aufgrund der langen und beschwerlichen Reisen sehr begrenzt. Nicht einfach für einen Teenager.
Ihre "europäische Heimat" ist aktuell Italien, von dort aus reist sie zu den Rennen. Dabei steht der 17-Jährigen ein professionelles Umfeld zur Seite.
Ex-Vonn-Coach trainiert Robinson
Robinsons Schneetrainer ist Chris Knight, der einst zum Team von Lindsey Vonn gehörte. Auch ihre Pressebetreuerin stammt aus dem ehemaligen Umfeld des mittlerweile zurückgetretenen US-Stars. Ihre Physiotherapeutin betreut auch Henrik Kristoffersen.
Man merkt: Bei Red Bull hält man große Stücke auf Robinson. Es werden bereits Pläne für die Zukunft geschmiedet, laut Trenkwalder soll künftig auch der Super-G fokussiert werden. Ein Antreten in St. Moritz ist geplant.
Zunächst geht es für Robinson aber zurück in die Heimat, denn am Montag muss die 17-Jährige wieder in die Schule.