Die fast schon befürchtete Niederlage ist für Österreichs Technik-Frauen beim Heim-Weltcup am Semmering Realität geworden.
In drei Rennen konnte die ÖSV-Equipe nur einen einzigen Top-Ten-Platz durch Ricarda Haaser (8.) im Riesentorlauf einfahren.
"Es war sicher nicht das, was wir uns erhoffen", zieht Cheftrainer Thomas Trinker eine ernüchternde Bilanz.
Überraschend kommt das magere Abschneiden für den erst im Frühjahr zum Chefcoach aufgestiegenen Steirer allerdings nicht. Dass es an absoluten Topläuferinnen mangelt, "haben wir eh gewusst", so Trinker. "Wunder gibt es in unserem Sport keine."
Trinker: "Es ist schon seit Jahren schwierig"
Im kriselnden ÖSV-Technikteam fehlt Katharina Liensberger dieser Tage als Glanzlicht, das in der Vergangenheit oft vieles überblendet hat ("Bin an einem Punkt, wo es nicht gut läuft"). Im Riesentorlauf hätte Stephanie Brunner das Potenzial für ganz vorne, kämpft aber mit den Folgen ihrer x-ten Knieblessur.
"Wenn Liensberger im Slalom ausfällt, wird es halt ganz schwierig, dass wir einen Topplatz einfahren. Und der Riesentorlauf ist schon seit Jahren schwierig. Da haben wir Brunner und Liensberger, die aufs Stockerl gefahren sind, und dann ist eigentlich zusammengeräumt. Die zwei müssen in Form sein und es muss ihnen gut gehen, dann können sie vorne mitfahren", sagt Trinker.
Man müsse die Situation so annehmen, wie sie aktuell ist, und das Beste daraus machen. Am Semmering habe sich zwar "noch kein Problemfeld gelöst, aber aufgetan hat sich auch kein neues", analysiert Trinker.
Die ÖSV-Verantwortlichen orten sogar einen kleinen Aufwärtstrend bei einigen Athletinnen.
Kleine Lichtblicke am Zauberberg
Im Riesentorlauf habe es am Zauberberg vor allem im zweiten Rennen einige "Lichtblicke" gegeben.
"Im RTL haben wir gesehen, dass wir teilweise dabei sind. Der Speed ist da, aber es fehlt einfach noch die Konstanz, dass wir es von oben nach unten durchbringen", sagt der Cheftrainer. ÖSV-Alpin-Chef Herbert Mandl ergänzt: "Es waren schon Passagen dabei, wo man sieht, dass sie es können."
Im Slalom macht die Laufbestzeit von Franziska Gritsch im zweiten Durchgang Hoffnung. Liensberger hat nach ihrem fatalen Fehler nach wenigen Fahrsekunden mit guten Zwischenzeiten gezeigt, dass sie mit den Schnellsten mithalten kann. Mit Lisa Hörhager punktete am Schlusstag eine 21-Jährige, die nach einer schweren Knieverletzung erst seit September wieder auf Skiern steht, in ihrem erst zweiten Weltcuprennen. Bei Katharina Truppe stimmte am Semmering der Mut zum Risiko, den Mandl von allen Läuferinnen einfordert.
"Sie müssen schauen, dass sie einfach am Limit fahren. Die anderen machen das auch, sonst bist du nicht dabei", mahnt der Alpin-Chef. Aktuell sei bei den ÖSV-Frauen "die Verunsicherung einfach zu groß, dass sie an die Grenzen gehen können. Es passieren dann auch Fehler, wenn sie es probieren."
"Wir wissen, was Sache ist", ist auch Trinker klar, wo man ansetzen muss. "Teilweise können sie es umsetzen, teilweise nicht. Das ist halt ein Prozess, in dem sind wir drinnen."
Trinker: "Es ist einfach keine Zeit für Enttäuscht-Sein"
Was es aktuell am meisten braucht, sind kleine Teilerfolge. "Dann kommt das Vertrauen und eine gewisse Leichtigkeit dazu und es fängt wieder an zu laufen."
Bis es soweit ist, gibt es laut Mandl eine Devise: "Ruhe bewahren, weiter fleißig trainieren und vor allem im Training schon versuchen, die Grenzen auszuloten. Dann wird man auch sicherer und vermeidet die Fehler."
Neben ski-technischen Tipps braucht es von den ÖSV-Verantwortlichen dieser Tage auch die einen oder anderen aufmunternden Worte für die Läuferinnen. Das Miteinander zwischen Trainer und Athletinnen sei jedenfalls gegeben.
"Die Mädels sind die ersten, die schnell fahren wollen, die sind am meisten enttäuscht. Aber es ist einfach keine Zeit für das Enttäuscht-Sein", stellt Trinker klar. "Wir sind jetzt in der Situation und unsere Aufgabe ist, dass wir da raus kommen. Wir sehen, dass wir die Möglichkeit haben und ich bin auch überzeugt, dass wir es schaffen."