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Herzschmerz am Zauberberg! Das ist das ÖSV-Problem

Im zweiten RTL am Semmering schafft es nur eine Österreicherin in die Top 10. Alpin-Chef Herbert Mandl erklärt, woran es hakt.

Herzschmerz am Zauberberg! Das ist das ÖSV-Problem Foto: © GEPA

"Es ist ein wenig ein Fortschritt gewesen."

Nach der Pleite im ersten Riesentorlauf am Semmering, in dem es keine Österreicherin in die Top 10 geschafft hat, zeigt man sich beim ÖSV in Person von Alpin-Chef Herbert Mandl am Mittwoch nach dem zweiten Rennen am Zauberberg mit Platz acht von Ricarda Haaser schon halbwegs zufrieden.

Es macht deutlich, dass man im heimischen Skiverband aktuell kleinere Brötchen bäckt. Podiumsplätze im Riesentorlauf scheinen für die Österreicherinnen in der aktuellen Form fast illusorisch. Am Mittwoch jährte sich die letzte ÖSV-Podestplatzierung in dieser Disziplin zum dritten Mal. Katharina Liensberger war es, die am 28. Dezember 2019 in Lienz als Dritte aufs Stockerl gefahren ist.

Knapp eine Sekunde fehlte Haaser als bester ÖSV-Läuferin auf einen Podestplatz. Katharina Truppe war nach Rang sechs im ersten Durchgang ebenfalls auf dem Weg zu einem Top-Ten-Platz, schied im Finale jedoch aus.

Elisabeth Kappaurer (18.), Katharina Liensberger (19.), Stephanie Brunner (20.) und Franziska Gritsch (22.) klassierten sich im Mittelfeld. Ramona Siebenhofer passierte nach einem fehlerbehafteten ersten Lauf das letzte Tor nicht korrekt und wurde disqualifiziert. Katharina Huber kam zu Sturz und war ebenfalls nicht in der Entscheidung der besten 30 dabei. Rennergebnis >>>

Unterm Strich für ÖSV-Ansprüche also erneut zu wenig. Während Siebenhofer etwa Probleme im Kopf ortet, glaubt Alpin-Chef Mandl die skitechnische Ursache für die durchwachsenen Leistungen der Österreicherinnen gefunden zu haben.

Mandl: "Die Läuferinnen müssen mehr ans Limit gehen"

"Viele sind vom ganzen Schwungverhalten einfach zu viel auf Reserve gefahren. Sie fahren zu hoch und zu rund und orientieren sich zu wenig runter", erklärt Mandl.

Warum das so ist, kann sich der Alpin-Chef nicht erklären. "Ich weiß es auch nicht, warum da so der Wurm drin war. Wenn die Ergebnisse fehlen, dann haderst du und hast das Vertrauen nicht mehr", spricht er die gefährliche Spirale an.

Wie man dem Problem gegensteuern kann, weiß Mandl hingegen genau. "Man muss im Training mehr einfordern. Die Läuferinnen müssen im Training mehr ans Limit gehen und nicht nur immer sauber fahren. Du musst wirklich die Grenzen auslosten, das musst du im Rennen ja auch tun."

Außerdem müssten die ÖSV-Frauen sich im Training besser auf schwierige Pistenbedingungen wie am Semmering einstellen. "Es war hier schwer zu fahren und unruhig. Dann kommt es dir gleich mal wild und schnell vor. Das muss man auch intus haben, dass man den Weg runter sucht", sagt Mandl. "Sie sind immer zurückhaltend und vorsichtig am Weg. Da fahren die anderen einfach zu viel am Limit. Man muss sich im Grenzbereich bewegen, sonst bist du von Haus aus nicht dabei."

"Herzschmerz" bei Truppe

Gut dabei war zu Beginn Katharina Truppe. Sie hat nach Rang sechs im ersten Durchgang noch von ihrem "besten Skifahren in dieser Saison" und einem "Schritt in die richtige Richtung" gesprochen, am Nachmittag lag sie im Schnee.

"Es ist recht blöd zugegangen. Ich habe einen Schlag erwischt und mir hat es die Ski zusammengeschlagen, das war halt Pech. Eventuell war ich zu schmal von der Skiführung unterwegs. Es ist mir nichts passiert, außer Herzschmerz habe ich nichts", sagt die Kärntnerin. "Das tut schon ein bisschen weh, es wäre sich was Gutes ausgegangen, wenn ich normal weiter gefahren wäre."

So steht am Ende zwar ein "Nuller", aber immerhin das gute Gefühl bleibt. "Ich habe den Ski gut laufen lassen und wieder ein bisschen zurück zu alter Stärke gefunden. Einfach dran bleiben und den Kopf nicht hängen lassen. Darauf kann ich aufbauen", sagt Truppe.

"Schade um Kathi. Sie hat versucht den Ski runterzudrücken und am Limit zu fahren", meint auch Mandl, "aber da sieht man, wenn sie ein bisschen couragierter fahren, dann sind sie dabei. Wenn du nicht am Anschlag fährst, bist du nicht dabei."

Haaser kommt ihrem Ziel langsam näher

Bei Haaser ortet der ÖSV-Alpin-Chef hingegen noch viele Reserven. "Sie probiert nach wie vor noch zu rund und zu hoch zu fahren und orientiert sich zu wenig runter."

Haaser selbst meint, dass ihr Speed grundsätzlich passt. "Ich komme dem ganzen, wo ich hin will, schön langsam immer näher. Es waren zwei solide Läufe, nicht ganz am Limit. Ich möchte das Skifahren, wo ich weiß, dass es funktioniert, ins Rennen umsetzen. Das ist mir bis jetzt noch nicht ganz gelungen. Heute ist ein kleiner Schritt passiert. Es liegt schon sehr eng beieinander, ob ich schnell oder langsam bin. Da können Kleinigkeiten entscheiden."

Mit einem guten Ergebnis im Rücken hofft die Tirolerin auf eine weitere Steigerung in den kommenden Rennen. "Es braucht gute Ergebnisse, damit man sich ein Vertrauen holt. Darum geht es dann schlussendlich, denn Skifahren können viele gut."

Liensberger laut Mandl "überfordert"

Gut Skifahren kann theoretisch auch Katharina Liensberger. Die Vorarlbergerin fand am Semmering bisher aber nicht auf die Erfolgsspur zurück. Der Riesentorlauf am Mittwoch war für sie wohl zu flüssig gesetzt.

"Es waren wirklich beide Läufe voll zum Attackieren mit wenig Kurven drin. Ich habe mich besser gefühlt im zweiten Durchgang vom Empfinden her, aber ich habe die Skier doch zu wenig ausgelassen", meint die Tages-19. "Ich habe im Schlusshang eine gescheite Packung gekriegt, das habe ich gefühlt."

Mandl hat den Eindruck, dass der erste Durchgang für Liensberger zu schnell gesetzt war. "Da war sie überfordert bei dem, was sie sich derzeit zutraut. Im zweiten Durchgang waren einige Passagen sehr gut, der Schlussteil war zu vorsichtig und fehlerhaft."

Nur Kappaurer ist zufrieden

Richtig zufrieden war am Mittwoch nur Elisabeth Kappaurer, die sich in ihrer Comeback-Saison nach langwieriger Verletzung Schritt für Schritt zurückkämpft.

"Ich habe gewusst, dass ich gut fahre und schnell sein kann, das habe ich in Sestriere (Platz 14, Anm.) schon gezeigt. Gestern war ein bisschen schade, da war es bis zum Ausfall auch gut. Heute habe ich gewusst, ich muss nochmal alles geben nur halt bis runter ins Ziel", lächelt die Vorarlbergerin und meint selbstbewusst: "Ich weiß, wenn ich es treffe, bin ich schnell."

Das Wichtigste für Kappaurer ist jedoch, "dass ich gesund bin und schmerzfrei Skifahren kann". Das zählt am Ende ohnehin mehr als jedes Ergebnis.

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