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Liensberger: "Es ist noch so viel mehr drin"

Kathi Liensberger im Interview über den Material-Streit und nicht vorhandene Grenzen:

Liensberger: Foto: © GEPA

Damit hätten wohl nur die wenigsten gerechnet: Katharina Liensberger sorgt ausgerechnet beim Heim-Rennen in Lienz für den ersten ÖSV-Podestplatz im Riesentorlauf seit über einem Jahr. 

Österreichs RTL-Damen warteten seit 24. November 2018 in Killington (Stephanie Brunner Dritte) auf einen Stockerlplatz, seit 7. März 2016 in Jasna (Eva-Maria Brem) hat keine mehr gewonnen. Der Riesentorlauf gilt nicht zuletzt aufgrund vieler Verletzungen als das Sorgenkind der rot-weiß-roßen Ski-Damen. 

Umso größer die Erleichterung nach Liensbergers drittem Platz in Lienz. "Das fühlt sich großartig an, der dritte Platz beim Heimrennen bedeutet mir unglaublich viel", jubelt die Vorarlbergerin. "Es hat sich einfach befreiend, erleichternd angefühlt. Ich bin dankbar, dass das so ausgegangen ist."

Schröcksnadel: Liensberger "ein gutes Talent"

Liensberger steht erst zum zweiten Mal in ihrer Karriere und zum ersten Mal im Riesentorlauf auf dem Podest. Beim Weltcup-Auftakt in Sölden hatte die Vorarlbergerin noch gefehlt, weil sie eigentlich einen Materialwechsel vornehmen wollte, aber keinen gültigen Ausrüstervertrag hatte. Diesen unterschrieb sie erst am 15. November bei ihrer alten Skifirma (Rossignol), seit Levi ist sie damit wieder aktiv dabei.

"Ich bin froh, dass sie diesen Ski fährt. Die Gefahr, dass sie diesen Winter nicht fährt, habe ich nicht gesehen, wir wollten immer, dass sie fährt. Wir sind froh, dass sie fährt, weil sie ein gutes Talent ist", sagt ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel im Zielraum. "Ich habe ihr in der Pause gesagt, sie braucht einfach drauf los fahren." Das tat Liensberger dann auch. 

Im Interview spricht Liensberger über den Material-Streit, das richtige Gefühl in Lienz und erklärt, warum es für sie keine Grenzen nach oben gibt:

Frage: Glückwunsch zum ersten Podestplatz im Riesentorlauf. Was war entscheidend?

Liensberger: Ich habe das Gefühl aufbauen können, Druck auf die Ski gebracht, gezogen. Es hieß vom Start weg bis ins Ziel konzentriert und voll bei der Sache zu sein, die Schwünge so gut wie möglich zu treffen. Dass das speziell im zweiten Durchgang so gut funktioniert hat, hat sich einfach befreiend, erleichternd angefühlt. Ich bin dankbar, dass das so ausgegangen ist.

Frage: War jeder Schwung während der Fahrt schon befreiend?

Liensberger: Nein, das nicht. Während der Fahrt habe ich oft einmal das Gefühl gehabt, es geht noch viel mehr. Es ist noch so viel mehr drinnen. Ich glaube, das ist immer in meinem Kopf drinnen, dass ich mehr will und das Letzte herauszuholen versuche. Da gibt es keine Grenzen nach oben, denke ich, da wird der Blick immer nach vorne gerichtet sein.

Frage: Haben Sie das volle Vertrauen in sich, ihr Umfeld, das Material?

Liensberger: Mit jedem Schwung in der Vorbereitung ist mehr Vertrauen gekommen. Das Wesentliche ist das Vertrauen in mein Skifahren. Mit heute sieht man, was alles möglich ist. Das Riesentorlauf-Podium zählt extrem viel. Entscheidend für mich ist, dass ich Vertrauen durch Training bekomme. Und mir schlussendlich durch mein Skifahren bewusst mache, dass das Material, mit dem ich am Start stehe, das Beste für mich ist. Und dass ich da das Beste raushole. Es ist alles drinnen, es ist alles möglich. Es zählt, das auf die Ski zu bringen, was ich kann.

Frage: Sie wollten eigentlich mit einem anderen Material in die Saison gehen, haben erst im November den Vertrag mit ihrem alten Ausrüster unterschrieben und damit Startberechtigung bekommen. Haben Sie das alles jetzt ausblenden können?

Liensberger: Ich habe es versucht. Es ist definitiv nicht leicht für mich gewesen, das kann ich sagen. Das zeigt, dass es wichtig ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf das, was wirklich zählt, das ist schlussendlich Skifahren. Das ist schnell Skifahren. Mit Begeisterung schnell Skifahren. Das ist das, was ich bin, was mich ausmacht. Dass ich das beim Heimrennen in Lienz so zeigen kann, ist für mich großartig.

Frage: War mit dem heutigen Tag gesehen die Entscheidung für das alte Material die richtige?

Liensberger: Es ist keine Entscheidung. Was mich motiviert ist Skifahren und Skirennfahren. Da hat sich für mich keine Entscheidung gestellt. Es war ein Gefühl, wo ich wusste, es ist mein Weg, es ist das, was zählt. Ganz egal wie. Natürlich ist es oft einmal hart, einen Schritt zurückzugehen. Aber dennoch ist es entscheidend, dass man weiß, dass man sich immer verbessern kann. Das ist so großartig, dass man sich auf das Wesentliche besinnt.

Frage: Ist das Thema für Sie nun auch vom Kopf her abgeschlossen?

Liensberger: Ich bin natürlich froh, wenn man mich nicht immer darauf anredet. Ich sage, es ist passiert. Natürlich könnte man im Nachhinein sagen, man hätte es sich vielleicht anders gewünscht oder vorgestellt. Man kann nur positiv in die Zukunft blicken und das Beste für sich selbst machen. Ich kann definitiv sagen, das Einzige, das zählt, ist befreit Skifahren zu können.

 

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