Während die siegreiche Schwedin Sara Hector im Zielraum am Kronplatz freudestrahlend Interviews nach ihrem dritten Sieg in den letzten vier Weltcup-Riesentorläufen gab (mehr Infos >>), haderten die ÖSV-Technikerinnen mit dem nächsten herben Dämpfer.
Vor allem Stephanie Brunner und Katharina Liensberger, Österreichs vermeintlich schnellste Frauen in der "Basisdisziplin" Riesentorlauf, landeten in Südtirol unsaft am Boden der Realität.
Liensberger kam mit dem selektiven Hang überhaupt nicht zurecht und kassierte in beiden Durchgängen ohne sichtbare Fehler eine Packung. Trotz der bescheidenen Leistung hatte die Doppel-Weltmeisterin von Cortina 2021 ihren Optimismus nicht verloren: "Es war ein Kampf von oben bis unten. Ich bin nicht richtig in den Flow gekommen. Ich weiß aber, dass ich auch im 'Riesen' schnell sein kann."
Deutlich gedämpfter fiel die Analyse der (wieder einmal) ausgeschiedenen Brunner im ORF-Interview aus. Trotz schneller Teilzeiten und guten Trainings scheiterte sie in der Rennsituation einmal mehr an sich selbst:
"Was mir gesagt wurde, war es nicht so schlecht. Ich wollte unten beschleunigen und bin wieder einmal zu früh auf den Innenski gegangen. Aber was soll ich anderes machen? In der Situation nach dem ersten Durchgang ist mir nichts anderes übrig geblieben. Bei Olympia habe ich überhaupt nichts zu verlieren. Wenn mir zwei Läufe aufgehen, weiß ich, wo ich stehen kann."
Truppe und Mörzinger als kleine Lichtblicke
Weil Ricarda Haaser, Katharina Huber, Franziska Gritsch, Nina Astner und Elisabeth Kappaurer allesamt an der Qualifikation für den zweiten Durchgang scheiterten, waren außer Liensberger und Brunner nur Katharina Truppe und Elisa Mörzinger in der Entscheidung mit dabei.
Vor allem Truppe bewies zumindest einen ordentlichen Grundspeed, kam als beste Österreicherin aber aufgrund zweier schwerer Fehler nicht über den 12. Platz hinaus.
"Ich glaube, ich war ein bisschen zu spät, dann hat es mich hinten reingedrückt. Ich habe eh richtig Glück gehabt", sagte sie anschließend. "Wir hätten natürlich mannschaftlich mehr vorgehabt", meinte sie mit Blick auf das Gesamtergebnis. "Aber ich bin grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung im Riesentorlauf. Da sind definitiv Schritte vorwärtsgegangen heuer. Und wer weiß, vielleicht kann man ja dann bei Olympia überraschen." Knapp eineinhalb Sekunden hatte Truppe Rückstand auf Siegerin Hector.
Aufzeigen konnte die mit Nummer 33 gestartete Mörzinger immerhin im ersten Durchgang, den sie als 13. beendete und vor allem im schweren Steilhang ihr Potenzial aufblitzen ließ. An die "super Leistung" habe sie auch aufgrund der dunkleren Lichtverhältnisse im Finale nicht mehr anschließen können.
Hector in eigener Liga
Und während die rot-weiß-roten Damen versuchten, aus halbwegs schnellen Teilpassagen etwas Positives mitzunehmen, glänzte Hector wie zuletzt mit extrem angriffslustigen Fahrten.
Schon in Courchevel und Kranjska Gora hatte die Schwedin auf diese Weise gewonnen und carvte auch am Kronplatz trotz schwerem Fehler in der Entscheidung von Platz zwei noch zum Sieg.
"Ich habe so Gas gegeben und alles riskiert", sagte die 29-Jährige, für die es insgesamt der vierte Weltcup-Sieg war. Damit baute sie ihre Vormachtstellung in der Disziplinwertung weiter aus. Die Schwedin führt im Kampf um die kleine Kristallkugel mit 95 Punkten Vorsprung auf Tessa Worley (FRA), die das Rennen auf dem dritten Rang beendete.
Dritte ist nun Mikaela Shiffrin, die ebenfalls mit einem kapitalen Fehler über den fünften Platz im Rennen nicht hinauskam. Dabei hatte ihr Trainer Mike Day den zweiten Lauf für sie etwas drehender gesetzt. In der Weltcup-Gesamtwertung liegt die US-Amerikanerin nur noch 17 Punkte vor der am Dienstag zweitplatzierten Slowakin Petra Vlhova.
Nach dem verpatzten Kronplatz-Trip für die ÖSV-Frauen steht nun noch ein Speed-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen auf dem Programm. Dort könnte überraschend auch Ramona Siebenhofer wieder mit dabei sein (mehr Infos >>), die eigentlich vor Olympia keine Rennen mehr bestreiten wollte und auch den Riesentorlauf in Südtirol sausen ließ.
Wie viele Topläuferinnen sich den Abstecher nach Bayern noch antun werden, ist noch unklar. Viele - wie Vlhova, Hector, Michelle Gisin oder Lara Gut-Behrami - haben das Wochenende nicht mehr eingeplant.
What a mistake, what a recovery and what a victory!!
— FIS Alpine (@fisalpine) January 25, 2022
Congrats @sarahector ????????????????????????#fisalpine pic.twitter.com/MMxfu8Z13a