Nach einer Art Comeback-Saison nimmt Mikaela Shiffrin Kurs auf einen Ski-Winter wie früher.
Der überraschende Tod ihres Vaters Jeff im Februar 2020 hat die mittlerweile 69-fache Weltcupsiegern aus der Bahn geworfen. Nach einem durch den Schicksalsschlag begründeten Rückzug kam sie zehn Monate später mit Trainingsrückstand und Fokus auf den Technik-Disziplinen retour, erlebte bei ihrem 44. Slalom-Sieg in Flachau Anfang Jänner eine Art emotionalen "Neubeginn", musste sich letztlich aber etwa im von ihr dominierten Slalom hinter Katharina Liensberger anstellen.
Die langen Latten zog Shiffrin nur für die WM in Cortina an, wo sie im Super-G prompt Bronze und Gold in der Kombination holte. Im Gesamtweltcup reichte es immerhin zu Rang drei - gut 250 Punkte hinter Petra Vlhova.
Sie fühle sich sogar noch immer als eine, die Meilen auf den Pisten aufzuholen habe, meint die 26-Jährige gut zwei Wochen vor dem Weltcup-Auftakt 2021/22. "Ich habe das Gefühl, dass ich noch eine Million Dinge verbessern kann."
"Okay, mein Level ist schon ziemlich gut. Aber zu sagen, ich mache alles gut, macht dich einfach nicht besser."
Mittlerweile habe sie aber gelernt, einen Schritt zurück zu machen und sich selbst zu sagen: "Okay, mein Level ist schon ziemlich gut." Nicht, um sogleich zu betonen: "Aber zu sagen, ich mache alles gut, macht dich einfach nicht besser."
Shiffrin will wieder vermehrt Speed-Rennen fahren
Die US-Amerikanerin bekräftigt am Donnerstag, in der nahenden Olympia-Saison wieder vermehrt Speed-Rennen zu bestreiten. "Die Technik-Disziplinen werden wohl mein ganzes Rennfahrerleben im Fokus stehen. Aber ich liebe Speed", sagt Shiffrin. Ihre bisher letzte Weltcup-Abfahrt ist sie im Jänner 2020 gefahren.
Die ersten schnellen Rennen in Lake Louise (ab 30. November) hat Shiffrin derzeit eingeplant. "Aber ich werde wohl nicht jedes Speed-Rennen mitnehmen." Dennoch nimmt damit der vierte Weltcup-Gesamtsieg (2017, 2018 und 2019) einer Athletin wieder deutlich Gestalt an, die in den vergangenen Jahren die Welt der alpinen Ski-Frauen beherrscht hat.
Auch heuer stellt sich Shiffrin auf einen harten Fight in einem kompetitiven Starterfeld ein. "Wir konnten letztes Jahr sehen, dass viele Frauen extrem schnell sind, die Wettkämpfe waren wirklich fordernd. Ich glaube, dass es noch mehr Tiefe gab als in den letzten Jahren und alle ihre Level ständig heben. Es ist cool und gleichzeitig auch ein wenig nervenaufreibend ein Teil davon zu sein", sagt Shiffrin.
Auftritt als Powerpaar gemeinsam mit Kilde
Eine Bereicherung nicht nur in persönlicher Hinsicht ist offenbar ihre Beziehung mit Aleksander Aamodt Kilde. Gemeinsam mit dem norwegischen Gesamtsieger von 2019/20 trat Shiffrin am Donnerstag bei einem virtuellen Medientermin ihrer Skifirma Atomic als personifiziertes Power-Paar auf. Gut gelaunt und sichtlich verliebt sprachen die beiden über ihre Beziehung und schwärmten von ihrer gemeinsamen Sommer-Vorbereitung.
Trainingsläufe des jeweils anderen werden via Video seziert. Shiffrin: "Ich liebe es, ihn skifahren zu sehen. Wir analysieren unsere Fahrten ständig." Gemeinsames Konditionstraining gibt es auch. "Es ist supermotivierend im Gym mit ihm. Jede Einheit ist superhart." Auch in puncto Materialabstimmung fordere ihr Lebensgefährte sie heraus. "Weil er sich so sehr dafür interessiert." Sie selbst sei vom Detailreichtum recht schnell überwältigt. "Aber wir haben ein wunderbares Service-Team."
Auch Kilde zieht Kraft aus der Beziehung mit Shiffrin. "Das gleiche zu machen, den gleichen Lifestyle zu haben und mit jemanden darüber reden zu können - das ist motivierend", so der Norweger.
Die beiden wollen offen mit ihrer Beziehung umgehen: "Wir haben nichts zu verstecken."