87 - Mit dieser Zahl wurde am Samstag ein neues Kapitel Ski-Geschichte aufgeschlagen.
Mikaela Shiffrin ist nun gemessen an Weltcup-Siegen vor Ingemar Stenmark, dessen lange Zeit als unerreichbar gegoltener Rekord nach 34 Jahren doch geknackt wurde, die erfolgreichste Skirennläuferin aller Zeiten. Ewige Bestenliste >>>
87 - für Shiffrin ist es nur eine Zahl. Die Rekorde, für die sie alle feiern, sind ihr unangenehm. "Vielleicht können wir endlich aufhören. Ich weiß es nur, weil ihr mich immer darauf aufmerksam macht", sagt die US-Amerikanerin.
Seit Wochen, teils sogar Monaten, "verfolgte" Shiffrin in der Öffentlichkeit die Rekordmarke von 86 Siegen. Was dabei oft in den Hintergrund geriet: Wie grandios diese Frau Ski fährt.
Ihre Technik: Nahezu perfekt, ihre Schwünge: Ein Höchstmaß an Präzision - ein Genuss für das Auge jedes Ski-Fans. Ein Lehrbeispiel für viele ihrer Konkurrentinnen. Kaum etwas scheint die 27-Jährige aktuell aus der Spur bringen zu können. Das war nicht immer so.
Ein Sieg war größer als alle 87 zusammen
Als Wunderkind ist Mikaela Pauline Shiffrin, geboren am 13. März 1995 in Avon, Colorado, 2011 im Ski-Weltcup aufgeschlagen. 17 Jahre, 9 Monate und 7 Tage war sie alt, als sie am 20. Dezember 2012 ihren ersten Weltcupsieg feierte.
Lange Zeit rast die Ausnahme-Könnerin am schnellsten bergab und steigt damit die Karriereleiter weiter und weiter empor. Sie ist ganz oben, als sie durch den plötzlichen Tod ihres Vaters Jeff im Februar 2020 in ein tiefes Loch fällt. Der Weg hinaus ist gepflastert von Zweifeln und Ängsten. Shiffrin stellt sich ihnen und findet auch sportlich wieder in die Spur - es ist der wohl größte Sieg ihrer Karriere.
Mit der Liebe zu Ski-Kollege Aleksander Aamodt Kilde kehrt die Freude in Shiffrins Lebens zurück. Und sie lässt die Öffentlichkeit daran teilhaben. Shiffrin erzählt ihre Geschichte mit allen Höhen und Tiefen, Siegen und Niederlagen (wie bei Olympia 2022) auf ihre Weise. Mal quirlig, mal emotional, mal missverstanden. Die Öffentlichkeit ist ein Hang mit teils rutschigem Untergrund, auf dem Shiffrin eine gute Abstimmung gefunden hat.
17 Medaillen bei Großereignissen, 15 Kristallkugeln, 87 Weltcup-Siege - es sind beeindruckende Erfolge, aber Shiffrin definiert sich über so viel mehr als Statistiken und Rekorde.
"Ich fühle es in meinem Herzen. Es fühlt sich alles so gut an, als hätte ich erst angefangen", sagt Shiffrin kürzlich.
87 ist da nur eine Zahl, die ohnehin nicht lange Bestand haben wird.