Der 29. Februar ist für Nina Ortlieb ein besonderer Tag, nicht nur, weil es ihn nur alle vier Jahre gibt.
Die 23-jährige Vorarlbergerin feiert im Super-G in La Thuile ihren ersten Weltcupsieg. Es ist nicht ihr erster Triumph an einem 29. Februar. "Vor vier Jahren, als das letzte Schaltjar war, bin ich genau am 29. Februar Junioren-Weltmeisterin geworden", erzählt Ortlieb im ORF-Interview nach ihrem Premierensieg.
"Ein cooler Zufall, dass sich der Kreis jetzt schließt", sagt die Tochter von Olympiasieger Patrick Ortlieb schmunzelnd. "Dass ich ganz oben auf dem Stockerl stehe, ist natürlich in Traum, dafür arbeitet man jeden Tag."
Die Hundertstel kamen zurück
Am Ende war es nicht nur harte Arbeit, sondern auch etwas Glück auf Seiten Ortliebs, die sich nur eine Hundertstel vor Federica Brignone und sieben Hundertstel vor Corinne Suter durchsetzte.
In der Vorwoche in Crans Montana haben ihr bei ihrem ersten Podestplatz nur fünf Hundertstel auf den Sieg gefehlt. "Die Hundertstel kommen irgendwann zurück im Leben", sagte Ortlieb damals.
Die Hundertstel sind nun schneller als gedacht zurückgekommen. "Heute habe ich schon Glück gehabt mit den Hundertstel", gibt Ortlieb in La Thuile zu.
"Man sieht auch, wie schnell sich das auch mit der Startnummer ausgleicht, in Crans hatte ich mit 20 ja die höchstmögliche. Manchmal hat man Glück, manchmal weniger. Aber fahren muss man halt schon noch selbst. Der erste Sieg fühlt sich großartig an. Ich freue mich brutal", so die Lecherin.
Den Grundstein im Sommer gelegt
Ortlieb ist damit vorerst am Höhepunkt ihrer Karriere, in der sie schon mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatte.
Ihre schwerste Verletzung war ein Patellasehnenriss, dazu kam ein Kreuzband-, Innenband- und Meniskus-Riss. Insgesamt wurde ihr Knie schon vier Mal operiert. Das war aber bei Weitem noch nicht alles: Ein Oberarm-Trümmerbruch, Schambeinbruch, ein Bruch im Becken, zwei Sprunggelenks-Verletzungen, drei Brüche des Mittelhandknochens, eine Schulterluxation samt Knochentransplantation, eine Rippenfraktur sowie einige Brüche der Nase komplettieren die Krankenakte der 23-Jährigen.
Nach einer mehr oder weniger verletzungsfreien Saison 2018/19 verlief auch die Vorbereitung auf diesen Winter gut.
"Es ist bei mir schon im Sommertraining sehr gut gelaufen. Dann bin ich im ersten Rennen gleich Vierte geworden, das hat mir viel Schwung für die Saison gegeben. Wir haben uns in den letzten Tagen extrem gut vorbereitet, haben uns unterstützt", erklärt Ortlieb ihren Erfolg.
Ortlieb ist jedenfalls die Saison-Aufsteigerin im ÖSV-Damenteam, nur Fehler in den Rennen hatten bis vor kurzem Podestplätze verhindert. "Es ist die ganze Zeit schon gut gelaufen. Ich hoffe deshalb, dass wir trotz dem Coronavirus noch einige Rennen fahren, weil meine Form momentan einfach top ist", wünscht sich Ortlieb.
Schmidhofer: "Es war wieder schlechtes Skifahren"
Zweitbeste ÖSV-Dame hinter Ortlieb wurde Stephanie Venier erst auf Rang 13. Nicole Schmidhofer vergab als 20. die letzte Chance auf Super-G-Kristall und war dementsprechend ernüchtert. "Es war wieder schlechtes Skifahren, die Chance auf die Kugel ist endgültig weg", meinte die Steirerin, die hofft, dass es im nächsten Winter besser klappt.
Am Sonntag folgt in La Thuile eine Kombination, für die Brignone angesichts ihrer Siege in den vergangene vier Bewerben die klare Favoritin ist. Allerdings droht wieder Neuschnee.