Es ist bezeichnend für die gesamte Saison: Beim Riesentorlauf-Finale in Sun Valley scheint mit Stephanie Brunner auf Platz zehn lediglich eine Österreicherin im Gesamtklassement auf.
Mit Ausnahme von Julia Scheib waren die ÖSV-Frauen in diesem Winter weit weg von der Spitze rund um Federica Brignone.
Das wird auch bei einem Blick auf das Ergebnis des abschließenden Riesentorlaufs in Sun Valley deutlich. Brunners Rückstand auf Siegerin Lara Gut-Behrami beträgt 4,80 Sekunden. Katharina Liensberger schied aus, Julia Scheib musste krankheitsbedingt passen. Ergebnis des RTL in Sun Valley >>>
"Im ersten Durchgang war es weit weg von gutem Skifahren, es hat sich vom ersten Tor an nicht gut angefühlt. Wenn man keinen runden Schwung ums Tor fahren kann, ist das einfach nur ein Krampf. Ich habe probiert, im zweiten alles herauszuholen. Das ist zum Teil gelungen, ein paar Fehler waren drinnen", analysiert Brunner.
In der Entscheidung schob sie sich mit der zweitschnellsten Zeit noch um sieben Plätze nach vorne und fuhr mit Rang zehn ihr bestes Saison-Ergebnis ein.
Brunner äußert Kritik am ÖSV-Training
Für die 31-jährige Tirolerin war es dennoch ein Winter zum Abhaken. "Jetzt gilt es, einen Restart zu finden, alles zu löschen, was diese Saison passiert ist", sagt Brunner im ORF-Interview.
Im Hinblick auf die kommende Saison müsse "an den richtigen Rädern gedreht" werden. "Ich habe heuer keinen einzigen Lauf ohne Fehler runtergebracht. Da muss ich sicher daran arbeiten, dass wir auch im Training vielleicht längere Läufe trainieren als immer nur 40, 45 Sekunden", ist auch leise Kritik herauszuhören.
Auf diese will ÖSV-Frauen-Cheftrainer Roland Assinger in der Öffentlichkeit nicht dezidiert eingehen, sagt aber: "Sicher gibt es Verbesserungsmöglichkeiten, aber auch auf der Seite der Läuferinnen. Da braucht man vom Mindset her einen anderen Zugang, etc. Wir müssen das analysieren und schauen, wo wir ansetzen können."
Assinger: "Alles schlechtreden lasse ich mir nicht"
Das gilt wohl auch für den Rest des ÖSV-Riesentorlauf-Teams. Beste Österreicherin in der Disziplinen-Wertung ist Scheib auf Rang neun, die zweitbeste Brunner auf Platz 20.
Riesentorlauf-Weltcup - Alle Siegerinnen >>>
"Alles schlechtreden lasse ich mir nicht", sagt Assinger auf die Saison rückblickend und verweist auf den Podestplatz von Scheib beim Weltcup-Auftakt in Sölden.
Daran konnte jedoch weder Scheib noch eine andere ÖSV-Athletin im Laufe des Winters anknüpfen. Man habe zu kämpfen gehabt, gibt Assinger zu, einige Rennen seien unglücklich verlaufen. "Das sind Sachen, die einem wehtun, die am Selbstvertrauen nagen."
Mit Scheib habe der ÖSV aber eine Athletin, "die ganz vorne mitfahren könnte", so der Cheftrainer, der bereits auf die kommende Saison blickt. "Man muss sicher gewisse Sachen ändern, dann hoffe ich, dass wir nächstes Jahr den Schritt ganz rauf aufs Podium machen."
Muss der ÖSV-RTL-Trainer gehen?
Ob das mit einem neuen Riesentorlauf-Trainer geschehen soll, will Assinger nicht kommentieren. Gerüchten zufolge soll Christian Perner, der erst seit einem Jahr im Amt ist, zur Diskussion stehen.
"Wir werden uns zusammensetzen und analysieren und schauen, wie wir uns im Hinblick auf die nächste Saison aufstellen", sagt Assinger lediglich.