Courchevel war für das ÖSV-Team nicht der erhoffte Euphorie-Anheizer vor der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm.
Zrinka Ljutic stellte ihre starke Form bei der WM-Generalprobe wieder unter Beweis. Vor Sara Hector und Lena Dürr holte die Kroatin mit einem überlegenen Vorsprung (+1,26 Sek.) ihren dritten Weltcup-Sieg. Rennbericht >>>
Knapp am Stockerl vorbeigeschrammt ist Katharina Liensberger. Als Vierte wurde die Vorarlbergerin mit 1,44 Sekunden Rückstand beste Österreicherin. Dabei war die 27-Jährige, anders als Hector und Dürr, zur Halbzeit noch auf einem Stockerlplatz gestanden.
Zusätzlich setzte mit Alex Berthold ein österreichischer Trainer den Kurs für den zweiten Durchgang. Woran lag es also, dass Liensberger zurückfiel?
"Besser heute Vierte werden, als in zwei Wochen"
Nur 16 Hundertsel fehlten der ÖSV-Technikerin auf Dürr und Rang drei. Wo das bisschen Zeit genau lag, konnte Liensberger nach dem Rennen gegenüber dem "ORF" auch nicht genau beantworten: "Die paar Hundertsel waren auf vielen Passagen zu finden. Es war jetzt sehr eng, bis auf die Zrinka - Respekt, die hat da etwas vorgelegt."
Grundsätzlich dürfte Courchevel nicht zu ihren Lieblingsstrecken zählen: "Da hat es noch nicht ganz hinhauen wollen", gab Liensberger zu und blickte auf die letzte Saison zurück, wo sie nach Halbzeit-Rang drei sogar auf Position 18 zurückfiel: "Aber ich spare mir das wohl ein bisschen auf."
Im besten Fall schon für die WM. Denn: "Auf jeden Fall ist es besser heute Vierte zu werden, als in zwei Wochen", antwortete die Österreicherin auf Nachfrage.
"Mache halt Fehler an dummen Stellen"
Deutlich härter mit sich ins Gericht ging die Elftplatzierte Katharina Truppe (+2,07), nachdem sie im 2. Durchgang eher Zeit verlor als gutmachte: "Ich mache Fehler an dummen Stellen. Da, wo man das Tempo mitnehmen muss ins Flache hinein - und dann verliere ich. Das ist ziemlich schlecht, da heißt es noch ein bisschen mehr dranzubleiben."
Das sei laut Truppe ein Problem, das sich schon durch den gesamten Winter zieht: "Es ist schon ziemlich bitter oder hart - ich finde den roten Faden nicht. Entweder bin ich zu weit hinten oder zu weit innen. Da tue ich mir echt schwer, ein Mittelding zu finden, wo ich Gas geben kann. Daher nagt das schon ein bisschen."
Größer wird der Druck vor der WM dadurch allerdings nicht, wie die Villacherin betonte: "Ich gehöre sowieso zu den Außenseiterinnen, ich kann gelassen reingehen."
Bestes Saisonergebnis vor dem großen Highlight
Gelassen gab sich bereits Katharina Huber. Die gute Freundin von Truppe wurde Achte und war damit zweitbeste Österreicherin. "Das nehme ich - ist ja mein erstes einstelliges Ergebnis in dieser Saison", wirkte die 29-Jährige recht zufrieden.
Vor allem im oberen Streckenteil habe sich ihre Fahrt gut angefühlt: "Unten heraus hab' ich ein bisschen an Speed verloren. Ich sag' einmal, es geht in die richtige Richtung."
Technik-Trainer wird deutlich
Das sah ÖSV-Technik-Trainer Klaus Mayrhofer am ORF-Mikro völlig anders - zumindest wenn es um die Leistungen von Liensberger, Huber und Truppe geht.
Für den Coach hätte durchaus mehr herausspringen können: "Mit Kathi Truppe und Kathi Huber bin ich nicht ganz zufrieden, da hätte ich mir mehr Angriff, mehr Attacke nach vorne erwartet. Das war für mich zu wenig - muss ich ehrlich sagen."
Auch die Leistung von ÖSV-Star Liensberger überraschte Mayrhofer: "Bei Kathi Liensberger war es so, dass sie gut angefangen hat. Sie hat dann eigentlich sehr untypisch für sie, für eine gute Finisherin, sich das herunten noch nehmen lassen, das ist sehr enttäuschend."
Youngster und Rückkehrerin überzeugen Mayrhofer
Deutlich besser schätzte der Technik-Trainer die Fahrten von Lisa Hörhager (16./+2,61) und Katharina Gallhuber (DNF/19. nach dem ersten Durchgang) ein: "Mit Lisa Hörhager freue ich mich sehr. Für Kathi Gallhuber tut es mir sehr leid. Sie hat alles probiert, wäre gut am Weg gewesen. So kurz vor dem Ziel, das tut richtig weh."
Die 23-jährige Hörhager stellte mit dem 16. Platz ihr bestes Weltcupergebnis auf. Über einen möglichen WM-Platz im Slalom, der ja nach wie vor nicht fix verteilt ist, machte sie sich aber keine Gedanken: "Das wird sich auch nicht ausgehen, aber ich bin ja auch noch jung. Da gibt es sicher einige WMs, wo ich noch fahren darf."
Für die WM brauchen wir sicher Rennfahrer, weil da gehts eigentlich nur um die Medaillen. Da brauchen wir genauso jemanden, wie die Kathi Gallhuber.
Zwei Monate nach ihrem letzten Weltcup-Rennen in Killington kehrte Gallhuber in den französischen Alpen stark zurück.
Dabei lag durchaus großer Druck auf der Niederösterreicherin, die im Kampf gegen Franziska Gritsch (nicht für den zweiten Durchgang qualifziert) noch um ein WM-Ticket fuhr.
Mit einem soliden ersten und einem - bis zum Ausfall - richtig guten zweiten Durchgang lieferte die Niederösterreicherin durchaus Argumente für das heißbegehrte letzte Saalbach-Ticket für den Slalom.
"Natürlich ist die Hoffnung auf die WM da. Wenn es anders ausgeht, ist es für mich auch ganz logisch. Die Ergebnisse habe ich jetzt nicht im Ziel. Ich schaue jetzt Schritt für Schritt weiter und schaue einfach, dass ich mein Skifahren verbessern kann", so die 27-Jährige.
Technik-Trainer Mayrhofer wollte zwar offiziell nichts vorwegnehmen, deutete aber eine klare Tendenz an:
"Es zeichnet sich etwas ab. Gallhuber hat sehr viel Herz gezeigt, alles gegeben und gezeigt, dass sie eine Rennfahrerin ist. Für die WM brauchen wir sicher Rennfahrer, weil da geht's eigentlich nur um die Medaillen. Da brauchen wir genauso jemanden, wie die Kathi Gallhuber."