Der ÖSV ist dank der explosionsartigen Leistungssteigerung von Julia Scheib in Durchgang zwei beim Riesenslalom in Kronplatz nur knapp einem erneuten Debakel entgangen (Zum Rennbericht>>>).
Nach einem völlig verkorksten ersten Durchgang, in dem Ricarda Haaser, die schlussendlich auf Platz 13 fahren konnte, als beste ÖSV-Läuferin auf Rang 23 dastand, wurde bei den rot-weiß-roten Skifans die Angst breit, das desolate Ergebnis aus Jasna könnte sich wiederholen, oder vielleicht sogar getoppt werden.
Dass dem schlussendlich doch nicht so war, ist einer blitzsauberen Fahrt der 25-jährigen Scheib zu verdanken, die trotz der Bestzeit im zweiten Durchgang alles andere als zufrieden war.
"Der zweite Lauf was so etwas wie Schadensbegrenzung. Ich weiß einfach nicht, woran es momentan liegt, dass ich meine Leistung im ersten Durchgang nicht hinunterbringen und ans Limit gehen kann. Im zweiten Lauf war das wesentlich besser, da habe ich mehr attackieren können. Warum es momentan beim zweiten Lauf leichter von der Hand geht, weiß ich selbst nicht. Bei zweiten Lauf bin ich viel parater, da ist es dann auch egal, wenn es mich mal hinten hineindrückt. Wenn man zwei so Läufe hat, ist man dabei, hat man nur einen, dann halt nicht", so die Deutschlandsbergerin im ORF-Interview unmittelbar nach dem Rennen.
"Das Selbstvertrauen kommt mit den Ergebnissen"
Dass sie ihre gute Form aus zweiten Durchgängen einfach nicht von Beginn weg zeigen kann, ärgert Scheib. Auch weil sie weiß, dass sie es grundsätzlich draufhätte:
"Ich bin gleich am Start gestanden, denn man will immer einen schnellen Lauf zeigen und gut Ski fahren, daher weiß ich nicht, warum es mir im ersten gerade so schwerfällt. Im Grunde weiß ich, dass ich eigentlich schon stabil Ski fahre. Die Gewissheit, dass ich hier schon zweimal ausgefallen bin, brennt sich vielleicht etwas in den Kopf hinein, dann fährt man wahrscheinlich weniger locker hinein, wobei man das speziell im unteren Teil gebraucht hätte."
Dass es den ÖSV-Technikerinnen momentan an der nötigen Lockerheit mangelt, ortete auch Karlheinz Pichler, der Cheftrainer der Riesenslalom-Frauen beim ÖSV. Seinen Schützlingen fehle es aktuell vor allem am nötigen Selbstvertrauen.
"Man sieht, dass das Ergebnis aus Jasna noch in den Köpfen steckt, vor allem, wenn es Richtung Ziel geht. Da hat man gesehen, dass die Bewegungen nicht sauber waren, weil unsere Läuferinnen allesamt verkrampft zu Werke gegangen sind. Das Selbstvertrauen kommt mit den Ergebnissen, und wenn man keine Ergebnisse einfährt, dann habe ich eben kein Selbstvertrauen. Momentan gelingt es ihnen nicht, die guten Trainingsleistungen ins Rennen zu transferieren, da müssen wir jetzt einfach durch", so der 53-Jährige.
Gut-Behrami: "Dosieren kann ich nicht"
Wesentlich mehr zu lachen hatten hingegen die drei Topplatzierten, allen voran Routinier Lara Gut-Behrami.
Die Schweizerin zeigte mit zwei Traumläufen auf und fuhr die Konkurrenz, in Abwesenheit der angeschlagenen und verletzten Top-Läuferinnen Mikaela Shiffrin, Valerie Grenier und Petra Vlhova, mit einem Respektabstand in Grund und Boden.
Das gute Gefühl in der heurigen Saison gibt der 32-Jährigen die nötige Kraft, um die Strapazen des dichten Programms, von dem man nun zehn Tage Pause hat, bewältigen zu können.
"Dosieren kann ich eher nicht, da ich mich sehr sicher am Ski fühle und nach vorne attackieren kann, ohne zu viel zu riskieren. Ich habe einfach ein gutes Gefühl, da fühlt sich alles etwas leichter an, selbst mit der Müdigkeit. Ich glaube, die Pause ist jetzt mal ganz gut, für mich ist es gut, dass ich mich jetzt einmal ausruhen kann. Die Müdigkeit ist bei allen aber sicherlich groß, außerdem vergisst man, wie schnell man sich verletzen kann, wenn alles gut läuft", zeigte sich Gut-Behrami erleichtert.
Robinson zollt Gut-Behrami höchsten Respekt
Hinter der Schweizerin landeten Alice Robinson und Sara Hector ex aequo auf dem zweiten Rang. Der Respektabstand von mehr als einer Sekunde auf Gut-Behrami lässt die Neuseeländerin jede Menge lobende Worte über ihre Konkurrentin verlieren.
"Lara (Gut-Behrami, Anm.) ist unglaublich, sie weiß aufgrund ihrer Routine genau, wie sie es anlegen muss. Speziell die letzten vier Rennen waren schon klasse", gab die 22-Jährige zu, ist selber aber nicht weniger zufrieden mit ihrer eigenen Leistung:
"Ich habe mich richtig gut gefühlt. Im ersten war ich ein bisschen sicherer als im zweiten. Ich war aber gut im Flow und bin sehr froh über mein bestes Ergebnis hier in Kronplatz. Die Vorjahresergebnisse waren da ein bisschen im Hinterkopf, wir haben aber auch deswegen hier trainiert und so ist es super, den zweiten Platz erreicht zu haben."
Pause für ÖSV-Technikerinnen wohl von Vorteil
Ebenso glücklich über den geteilten zweiten Podestplatz zeigte sich Sara Hector:
"Ich bin so froh, dass es heute ein zweiter Platz geworden ist, das ist wirklich super! Die Piste war richtig gut, ich bin manchmal nur etwas schlecht durch die Tore gekommen, manchmal war ich zu inaktiv. Speziell der letzte Teil vor dem Ziel war aber wieder richtig gut. Es ist generell nicht immer so einfach, einen Lauf komplett sauber im Rennen herunterzubringen, deswegen freue ich mich sehr über das Podest."
Während es für Gut-Behrami und Co. nun ans Verschnaufen geht, werden sich die ÖSV-Athletinnen über die nun zehntägige Pause etwas einfallen lassen müssen, um die bislang verkorkste Saison noch irgendwie zu retten.
Vielleicht gibt es bei den Technik-Bewerben in Soldeu (Andorra, 10.2 und 11.2) bereits die dringend benötigte Steigerung vor allem im ersten Durchgang.
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