Bei Plusgraden in Zagreb jagt Mikaela Shiffrin weiter den Weltcup-Siegrekord. Nach dem kompletten Triumph mit drei Siegen am Semmering liegt der US-Skistar bei 80 Erfolgen nur noch zwei hinter Lindsey Vonn und sechs hinter Ingemar Stenmark zurück.
Österreichs verunsichertes Team fährt beim "Snow Queen Trophy" genannten Slalom-Doppel am Mittwoch (12.30/16.30) und Donnerstag (15.00/18.00/beide live in ORF 1 und im LIVE-Ticker >>>) erneut um den Befreiungsschlag.
Zehn Monate nach ihren Dreifach-Umfaller bei den Olympischen Spielen von Peking heißt die Dominatorin Mikaela Shiffrin. "Ich vergesse Olympia nicht, ich erkenne es an, aber dann geht man vorwärts. Das Gleiche gilt für meine Siege oder Rekorde. Ich glaube nicht, dass es gut, gesund oder produktiv ist, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen", sagte Shiffrin zuletzt nach ihrem vierten Weltcup-Sieg en suite.
Shiffrin dankbar für ihre Zweifel
Mit Riesenschritten nähert sich die 27-Jährige aktuell dem besonderen Allzeit-Rekord des Schweden Stenmark, der 86-mal im Weltcup triumphiert hat. Bereits am Donnerstagabend könnte die erfolgreichste Frau, Shiffrins US-amerikanische Landsfrau Vonn, eingeholt sein - wenn Shiffrin beide Nachtrennen auf dem Sljeme gewinnt.
"Ich hätte es nicht geglaubt, und ich bin dankbar, dass ich nach 80 Siegen immer noch zweifle", sagte Shiffrin vor Silvester. "Ich habe es vorgezogen, meine ganze Karriere als Zweiflerin zu leben, was auch immer ich erreicht habe. Das hält einen am Arbeiten, denn ich habe immer noch das Gefühl, dass es nicht real ist. Und es ist viel spannender, ständig zweifelnd zu sein, als zu erwarten, dass man gewinnt."
Wie fast überall fährt bei Shiffrin auch auf dem Zagreber Hausberg eine beeindruckende Bilanz mit. Viermal wie sonst nur Marlies Raich stand sie dort schon am obersten Treppchen. Zwar schnappte sich Petra Vlhova in den vergangenen vier Jahren (3x Zagreb, 1x Oslo/City Event) stets den erstmöglichen Sieg im neuen Jahr.
Doch die Slowakin scheint mit Shiffrins Topform aktuell nicht konkurrieren zu können, wartet als erste Verfolgerin mit 369 Punkten Rückstand im Gesamtweltcup weiter auf ihren ersten Saisonsieg.
Trinker: "Werden versuchen, das Ruder herumzureißen"
Österreichs Technikerinnen werten aktuell jede Platzierung in den Top Ten als Erfolg. Am Semmering war Katharina Truppe als 13. die beste Läuferin eines insgesamt verunsicherten Teams. Sinnbildlich dafür steht Teamleaderin Katharina Liensberger.
Die Slalom-Weltmeisterin war in den fünf Rennen noch nicht besser als Achte, zuletzt verpasste sie nach einem schweren Patzer den zweiten Durchgang. In Zagreb schaffte es die Vorarlbergerin aber zuletzt dreimal hintereinander aufs Podest.
Im Trainerteam ist man dieser Tage bemüht, den medialen Fokus weg von der Platzierung auf einzelne sportliche Leistungen zu lenken. "Wir müssen die Athletin individuell dort abholen, wo sie ist", betonte Thomas Trinker, der Rennsportleiter Frauen im ÖSV. "Und dann müssen wir sie entwickeln. Die Winterzeit ist die beste Zeit dafür. Wir werden versuchen, das Ruder rumzureißen."
Das Personal, das aktuell Spitzenplätze einfahren kann, ist jedoch auf wenige Köpfe beschränkt. "Im Slalom sind wir absolut sehr dünn aufgestellt", weiß auch Alpinchef Herbert Mandl. "Da braucht man nur im Europacup schauen, es sind einfach ganz wenige Athletinnen da, die mitfahren können."
Wetter lässt Organisatoren um Austragung kämpfen
Eine davon ist Natalie Falch (18), die in FIS-Rennen zuletzt mit zwei Plätzen aufzeigte und in Zagreb ihr Weltcup-Debüt feiern wird. Auch Lisa Hörhager ist nach ihren ersten Weltcup-Punkten anders als Magdalena Egger wieder dabei. Die Juniorenweltmeisterin fehlte bereits am Semmering, weil sie aktuell im schnellen Metier Erfahrung sammeln soll.
Das Zagreb-Doppel läutet intensive Jänner-Tage ein. Trotz schwieriger Schneelage waren die FIS-Kontrollen in Kranjska Gora (RTL/7., 8.), Flachau (Slalom/10.) und St. Anton (Abfahrt/14., Super-G/15.), positiv.
Die kroatischen Organisatoren stemmten sich zuletzt vehement gegen eine schmelzende Piste. Die Unterlage soll dem Vernehmen nach aber in einem akzeptablen Zustand sein. Reger Zuschauerzuspruch wird erwartet. Dass Kroatien mit Zrinka Ljutic und Leona Popovic zwei Läuferinnen in den Top Ten der Weltrangliste stellt, zahlt sich aus.