Während Vincent Kriechmayr den Lauberhorn-Klassiker in der Schweiz für sich entscheidet (mehr Infos >>), dreht Lara Gut-Behrami den Spieß um und feiert in Zauchensee ihren zweiten Saisonsieg (mehr Infos >>).
Nach durchwachsenen Leistungen in der bisherigen Saison ist der 34. Weltcup-Sieg für die Schweizerin ein Befreiungsschlag, der ihr neben der zweiten Sieger-Gams (Gut-Behrami gewann in Zauchensee 2011 schon einen Super-G) auch einen einwöchigen Urlaub im Partner-Ort St. Anton bescherte.
"Schön, dass ich wieder am Start sein kann und wieder in den Rhythmus komme. Die letzten zwei Monate waren alles andere als normal", erinnerte die Tessinerin an Erkrankung, Sturz und letztlich auch eine Corona-Infektion. "Jetzt haben wir vor Olympia einen großen Block vor uns, das wird anstrengend. Es ist aber genau das was ich brauche, um wieder fit zu werden."
Im Windschatten Gut-Behramis fuhr die im Vorfeld von Lokalmatador Michael Walchhofer zur Mitfavoritin erklärte Ramona Siebenhofer hinter Kira Weidle (GER) auf Rang drei.
Die Steirerin hatte absichtlich Startnummer eins gewählt, um die Vorteile einer ruhigen Piste auszunützen. "Walchis" Favoritin wurde dafür mit Platz drei belohnt. "Ich freu mich irrsinnig, endlich wieder am Podium zu stehen. Das tut der ganzen Mannschaft gut und mir umso mehr", juchzte die steirische Olympia-Fixstarterin.
Siebenhofers "Fahrt ins Ungewisse"
Sie habe sich nach schwachen Trainings für das Rennen eine neuen Plan zurechtgelegt und rasch gespürt, dass die "Fahrt ins Ungewisse" gut sei, sagte Siebenhofer. Nur die mit 19 kommende Tages-Vierte Nadia Delago ließ sie später noch etwas zittern. "Heute waren die Hundertstel endlich wieder mal auf meiner Seite", grinste die oftmalige Vierte. "Ich hoffe, das bleibt in den kommenden Monaten so."
Die als 2017-Siegerin als größte ÖSV-Hoffnung gehandelte Christine Scheyer ("Ich bin nicht ins Fahren gekommen") musste sich nach zwei fünften Trainings-Plätzen mit Platz zehn zufriedengeben. Ihre Vorarlberger Landsfrau Ariane Rädler überraschte dafür als Elfte.
Mirjam Puchner, als dreifache Saison-Dritte im Speed hoch eingeschätzt, wurde nur 17. "Das war noch schlechter als im Training, echt enttäuschend", sagte die Salzburgerin. "Mit dieser Strecke hier habe ich immer schon gekämpft."
Stürze von Goggia und Heider enden glimpflich
Für die Schrecksekunden des Tages sorgten Goggia aber auch die Österreicherin Michaela Heider. Nachdem die mit Nummer 35 fahrende Freundin von Vincent Kriechmayr mit 100 km/h im Sicherheitsnetz eingeschlagen war, stieg der Rettungshubschrauber auf. Heider fuhr nach längerer Unterbrechung letztlich aber doch selbst auf ihren Skiern ins Ziel.
Für die bisherige Saison-Dominatorin Goggia riss eine eindrucksvolle Serie. Die wie immer hochriskante Fahrt der italienischen Draufgängerin vom "Bussi-Schuss" - so nennt Goggia die 72 Prozent steile Startrampe am Gamskogel, auf der man in fünf Sekunden auf 120 km/h beschleunigt - endete nach einem Fahrfehler in der Kompression ebenfalls vorzeitig im Netz.
Für die Olympiasiegerin, die am liebsten auf österreichischen Legenden-Pisten wie in Bad Kleinkirchheim (Franz Klammer) oder St. Anton (Karl Schranz) gewinnt, blieb damit auch der sechste Podest-Anlauf auf der Kälberloch-Strecke ohne Erfolg.
"Sie bewegt sich wirklich immer am Limit", sagte Siebenhofer, konnte aber auch etwas Entwarnung geben. "Ich habe mit Sofia gesprochen, sie ist okay." Im Vorjahr hatte Goggia nach einer Verletzung die Heim-WM in Cortina verpasst. OK-Chef Walchhofer klärte auf: "Die Kompression ist eine der schwierigsten Passagen der Strecke, zudem sieht man dort bei 100 km/h schlecht."
Nicht am Abfahrtsstart waren neben Mikaela Shiffrin die dreifache Saisondritte Breezy Johnson (beide USA) sowie wie angekündigt Nicole Schmidhofer. Kurzfristig sagte auch deren ÖSV-Teamkollegin Cornelia Hütter wegen körperlicher Probleme ihren Start ab.
Hütter fehlt auch Sonntag im Super-G. Schmidhofer, die für die Abfahrt kurzfristig w.o. gegeben hatte, will 13 Monate nach ihrer schweren Knieverletzung "ohne Renndruck" als Vorläuferin starten.