Lässig und mit einem breiten Grinsen steht Stephanie Brunner vor einer Horde Journalisten.
Von Nervosität ist bei der 23-Jährigen vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden am Samstag (10 bzw. 13 Uhr im LIVE-Ticker) keine Spur. Dabei hätte sie allen Grund dazu.
Brunner soll nach dem Ausfall von Anna Veith, Eva-Maria Brem und Michaela Kirchgasser, die allesamt noch am Comeback arbeiten, die ÖSV-Kohlen beim Heimrennen aus dem Feuer holen.
„Das Kribbeln kommt so langsam, ich freue mich wahnsinnig auf Samstag. Ich bin bereit“, sagt Brunner gegenüber LAOLA1 selbstbewusst, um dann anzumerken: „Das erste Saisonrennen ist immer speziell und der Hang in Sölden schwierig, deshalb habe ich mir kein konkretes Ziel gesetzt. Es kommt einfach, wie es kommt.“
Brunner: "Bin als einzige übrig geblieben"
Vor dem ersten Saisonrennen herrscht wie so oft Ungewissheit. „Ich weiß nicht genau, wo ich stehe, weil ich sehr viel alleine trainiert habe.“ Der Grund: Die ÖSV-Trainingsgruppe, der Brunner angehört, wurde von Verletzungen (u.a. Brem, Schneeberger, Kappaurer) heimgesucht. „Ich bin quasi als einzige übrig geblieben", schildert Brunner.
Anstatt sich einer anderen Damen-Gruppe anzuschließen, trainierte die Tirolerin mit ihren männlichen ÖSV-Kollegen. Zwei Wochen lang wedelte sie an der Seite von Manuel Feller und Co. die Pisten hinunter. „Ich habe mir von den Jungs sehr viel abschauen können, vor allem was die Linie betrifft, wie sie sich auf einen Lauf fokussieren.“
Zum Vergleich mit den Herren in den Trainingsläufen will Brunner nur so viel sagen: "Ich war nicht die Letzte am Berg."
Von den gewonnenen Erkenntnissen will Brunner möglichst schon beim Riesentorlauf in Sölden profitieren. 2016 fuhr sie auf dem Rettenbachferner auf den vierten Platz – ihre bisher beste Platzierung im Weltcup.
Folgt 2017 nun der erste Stockerlplatz? „Natürlich wäre es schön, wenn ich einmal aufs Podium fahren könnte, das ist ein großes Ziel. Aber ich war in der Vergangenheit nie unzufrieden, wenn ich in die Top Ten gefahren bin.“
Nummer-1-Rolle statt Welpenschutz
Am Samstag wäre Brunner mit einem Top-Ten-Platz in Sölden wohl ebenfalls mehr als zufrieden, auch wenn die öffentliche Erwartungshaltung weitaus höher ist, als im Vorjahr. 2016 genoss Brunner noch „Welpenschutz“, ein Jahr später ist sie im RTL die Nummer eins im dezimierten ÖSV-Damen-Team.
In dieser Rolle geht die 23-Jährige noch nicht ganz auf. „Ich mache mir deshalb keinen Druck, es ist aber auch nicht so, dass es mich beflügelt. Es war letzten Winter teilweise schon so, dass ich die Nummer eins war. Ich nehme das einfach hin und bin froh, wenn die anderen wieder zurück kommen“, sagt Brunner.
Die 23-Jährige beendete die vergangene Saison als Gesamt-Zwölfte im RTL-Weltcup und damit als beste Österreicherin. Und das, obwohl sie in vier von neun Rennen ausgeschieden ist.
„Diese vielen Ausfälle will ich natürlich minimieren. Ich habe im Sommer sehr viel daran gearbeitet, dass ich technisch stabiler werde und nicht so viele Fehler mache. Ich bin Rennfahrerin, da gehört 100 Prozent Risiko dazu, aber an manchen Stellen muss man einfach ein bisschen dosieren. Ich hoffe, ich kann das im Rennen umsetzen.“
Sollte das in Sölden noch nicht gelingen, auch kein Problem. „Es ist das erste Rennen und wenn das in die Hose geht, kann ich damit leben“, sagt Brunner lässig und mit einem breiten Grinsen.