Tosender Applaus einerseits, fassungsloses Kopfschütteln andererseits.
Aksel Lund Svindal verblüffte mit seinem Traumlauf zum Abfahrtssieg auf der Saslong in Gröden Konkurrenz wie Fans. Seine Freundin Gitte Lill Paulsen, die erstmals bei einem Rennen vor Ort war, schien den Freudentränen nahe.
"Zum Glück habe ich gewonnen, sonst hätte sie nicht mehr mitkommen dürfen", scherzte Svindal nach seinem überlegenen Sieg im ORF.
Svindal mit Schmerzmittel zum Sieg
Svindal war bei seinem 34. Weltcup-Sieg eine Klasse für sich. Speziell im Mittelteil fuhr der Norweger seinen gewaltigen Vorsprung von 0,59 Sekunden auf Teamkollege Kjetil Jansrud heraus.
"Man kann nie einen perfekten Lauf haben. Man sucht nach einer Performance auf einem möglichst hohen Level. Ich glaube, das war eine ziemlich gute Performance", sagte Svindal, der auch die Weltcup-Gesamtführung übernahm.
"Ich möchte mich bei Stefan Berthold bedanken, unserem Servicemann. Wir (Jansrud und er/Anm.) hatten beide wirklich schnelle Ski. Du gewinnst Gröden nicht mit durchschnittlichen Ski."
Svindal muss es wissen, war es doch sein sechster Erfolg auf der Saslong. Vier seiner Gröden-Siege gelangen ihm im Super-G, in der Abfahrt war er bereits 2015 ganz vorne gewesen. Durch seinen insgesamt 14. Karriere-Sieg in der Abfahrt zog er mit dem Österreicher Michael Walchhofer gleich. Mit insgesamt 34 Siegen hat er nun einen mehr als der US-Amerikaner Bode Miller. Zur Bestenliste >>>
Svindal kämpft nach mehreren Operationen mit permanenten Knieschmerzen kämpft, die mal heftiger zu spüren sind, sich dann wieder beruhigen. Nach seinem Sieg in Beaver Creek vor zwei Wochen seien die Probleme wieder akut geworden, verriet er schon vor ein paar Tagen. Daher habe er seine Trainingsläufe in Gröden "gemütlich" angelegt.
"Ich habe mich ein bisserl gewöhnt leider, dass es nicht hundertprozentig funktioniert mit dem Knie. Ich habe hier gesagt, ich muss das Training vergessen und mich auf das Rennen konzentrieren", sagte er. Wie Super-G-Sieger Josef Ferstl habe auch er diesmal auf ein Schmerzmittel zurückgreifen müssen. "Ja, ich habe Paracetamol genommen."
Franz: "Saugeiles Wochenende"
Vorjahressieger Max Franz sprach nach Platz drei von einem "saugeilen Wochenende". "Direkt nach den Kamelbuckeln, wo die Wellen anfangen, habe ich ein bisschen nachkorrigieren müssen, das ist eigentlich der Fehler gewesen. Dem Svindal seine Fahrt muss ich mir genauer anschauen", gab der Österreicher zu Protokoll.
Zweitbester ÖSV-Vertreter war Baumann (1,16), der mit Nummer 30 den sechsten Platz erreichte. "Ich habe nach den Trainings schon gewusst, dass mein Skifahren passt", meinte der Tiroler. "In Gröden war ich eigentlich immer schon gut."
Die übrigen Österreicher mussten sich diesmal geschlagen geben: Matthias Mayer (1,62) belegte unmittelbar vor Vincent Kriechmayr (1,74) Platz 17. Otmar Striedinger klassierte sich ex aequo mit Hannes Reichelt (beide 2,03) als 24. Die übrigen ÖSV-Teilnehmer landeten außerhalb der Punkteränge.
Im Gegensatz zum Vortag herrschten perfekte Bedingungen. Die Piste gab auch mit Fortdauer des Rennens nicht nach, was gleich einer Handvoll Läufern mit hohen Startnummern Top-Platzierungen ermöglichte. So fuhr der Schweizer Gilles Roulin mit Nummer 32 auf den vierten Platz, der Deutsche Manuel Schmid in seinem ersten Weltcup-Rennen mit Nummer 42 auf Rang 16, womit er Olympiasieger Mayer ausstach.