Henrik Kristoffersen hat sich mit seinem Double in Garmisch-Partenkirchen in der Slalom-Disziplinwertung etwas abgesetzt.
Bis nach dem siebenten Rennen lagen die Top 13 innerhalb von 99 Punkten. Nach dem Sonntag-Bewerb hat der Norweger nun 356 Zähler auf dem Konto, ihm und den ersten Verfolgern Lucas Braathen (NOR/307), Linus Straßer (GER/278), Dave Ryding (GBR/262) und Manuel Feller (261) bleiben noch die Torläufe in Flachau und Meribel, um die Kugel an sich zu bringen.
Ausfallsserie der Halbzeit-Führenden
Dass es so eng und auf doch relativ niedrigem Punktniveau zugeht, liegt dran, dass keiner der Topläufer ausfallsfrei durch den Winter kam und manche Nullnummern sogar zahlreich zu Buche stehen haben.
Auffällig ist zudem, dass es eher Fluch als Segen war, zur Halbzeit voran zu liegen. Am 12. Dezember gewann der Franzose Clement Noel als Führender nach dem ersten Durchgang den ersten Weltcupslalom der Saison in Val d'Isere.
Die Pausenführung erfolgreich zu verteidigen, war danach keinem anderen Rennläufer in diesem Winter mehr gelungen.
Beim Blick in die Weltcup-Ergebnislisten offenbart sich folgendes: In Madonna di Campiglio führte ebenfalls Noel, er schied im zweiten Lauf aber aus, es siegte der Norweger Sebastian Foss-Solevaag.
In Adelboden lagen die Österreicher Feller und Fabio Gstrein voran, Strolz machte letztlich das Rennen vor Feller, Gstrein sah das Ziel nicht. In Wengen lachte Kristoffersen als Halbzeitführender, sein Landsmann Lucas Braathen profitierte am Ende von dessen Ausfall.
In Kitzbühel blieb Alex Vinatzer (ITA) eine Nullnummer erspart, beim Triumph von Ryding ging es für ihn aber auf Platz 18 zurück. Der Schwede Kristoffer Jakobsen stand in Schladming als Letzter im zweiten Durchgang am Start, er sah das Ziel nicht und Straßer beim Siegen zu.
In ersten Garmisch-Rennen versuchte der Schweizer Tanguy Nef sein Glück, im zweiten dessen Landsmann Loic Meillard - beide blieben ohne Zielankunft und Kristoffersen jubelte über das Double.
"Es sind weniger die Nerven, ..."
"Das Niveau ist so hoch, da weiß jeder, er muss das letzte Hemd riskieren. Wenn man in Führung liegt, gibt es keinen Raum für taktische Überlegungen. Wenn so schwere Kurssetzungen sind wie heute im zweiten Durchgang geht es unheimlich schnell, dass man einen Fehler macht und ausscheidet", sagte Strolz in Partenkirchen über die glücklosen Versuche der Halbzeitführenden. Er selbst rutschte bei Olympia von Halbzeit-Gold auf den Silberrang hinter Noel ab - war damit aber freilich überglücklich.
Bei dem einen oder anderen werden vielleicht die Nerven ein bisschen mitspielen, sagte Strolz, aber eher liegen die Ausfälle woanders begründet. "Die Führenden sind großteils erfahrene Läufer, die haben schon ganz andere Sachen bewältigt. Es sind weniger die Nerven, als dass alle das letzte Hemd riskieren."
Die engen Zeitabstände nach den ersten Durchgängen würden vieles möglich machen. "Das ist auch gut, es ist sehr interessant für die Zuschauer, gut für unseren Sport und auch für Rennläufer sehr spaßig", sagte Strolz, der am Sonntag wie der Ex-aequo-Halbzeitzweite Ramon Zenhäusern (SUI) und der Führende Loic Meillard (beide SUI) ausschied.
Die Pause bis zum nächsten Rennen braucht er zum Erholen und Krafttanken. "Die Spiele in Peking waren mental und körperlich sehr fordernd, es hat mir fast fünf Kilo runtergerissen. Aber das Skifahrerische ist gut, die Form stimmt."
Der am Sonntag nach einem schweren Fehler von Platz 6 auf 15 zurückgefallene Feller macht für die vielen Ausfälle der Topleute allein die "massive Entwicklung" im Slalomsport verantwortlich.
"Jeder blattelt so unglaublich an, du kannst nicht zurückziehen, du musst ans Limit gehen, du musst riskieren. Ich glaube, Ingemar Stenmark hat einmal gesagt, wer im Slalom einen Ausfall nicht riskiert, der ist nicht dabei. Und heute zählt das mehr denn je."